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Saisonbilanz Unibet 2006

von Steamboat, November 2006

&copy Fotos:  * Capture The Peloton, ** velo-photos.com, *** Mani Wollner

 



Unibet hatte sich 2005 recht spät um ein Ticket für die Pro Tour (PT) beworben. Dennoch sprach man lauthals von Absichten, in der ersten Liga des Radsports mitspielen zu wollen. Deshalb wurde ein Kader verpflichtet, der den sportlichen Anforderungen hätte gerecht werden können. Viele klangvolle Namen wurden in das Team integriert. Bei manchem Zugang musste man sich zwar fragen, ob es sich bei dem jeweiligen Fahrer nicht um ein bereits ausrangiertes Pferd anderer Wettbewerber handelte, der sein Gnadenbrot bei Unibet bekam. Aber im Endeffekt wurde eine Truppe gebildet, die den Vergleich mit Rennställen wie Francaise des Jeux, Bouygues Telecom oder partiell Euskaltel oder Milram nicht zu scheuen brauchte.

Allen voran muss hier Carlos Garcia Quesada genannt werden, der 2005 Vierter bei der Vuelta werden konnte. Er musste darauf hoffen, dass es, nachdem die PT ihre Pforten für die schwedisch-belgische Equipe nicht öffnete, wenigstens mit einer Einladung zu einer GT klappen würde, da er sonst Gefahr lief, ein Jahr seiner Karriere zu verlieren.



Nun sind leider Geiz und Eigenwilligkeit der GT-Organisatoren berüchtigt. Objektiv nachvollziehbare Auswahlkriterien werden gerne aufgrund nationaler Verbundenheit zu schwächeren Mitbewerbern geopfert. So vergeben die Giro-Organisatoren ihre Wildcards seit Jahren bevorzugt an einheimische Teams, auch wenn sportlich stärkere Mannschaften sich um diese mühen. Ähnlich gestaltete sich das Bild in Bezug auf die Vuelta. In Spanien rangen alleine fünf Professional Teams um die zwei Tickets.

Anders verhielt sich die Situation bei der Tour de France. Lediglich ein französisches Team hatte den Professional Team Status – Agritubel. Es gab Anzeichen, dass man diese Mannschaft wohl am Start der Tour de France begrüßen würde. Hoffnung konnte sich Unibet aber durchaus machen, da ein Teil der Rundfahrt auf belgischem Boden durchgeführt wurde.

Aber der Konjunktiv sollte die Szenerie letztendlich beherrschen. Angesichts des vorhandenen Potentials im Kader musste die Nichtberücksichtigung einem Schlag ins Gesicht gleichkommen. Es zeigte sich erneut, dass sportliche Ergebnisse bei der Vergabe von Wildcards nicht immer die besten Argumente sind. Comunidad Valenciana bekam das zweite Ticket (musste es später aber aus bekanten Gründen zurückgeben).

 

Unibet muss sich 2006 als klarer Verlierer in Bezug auf die GTs sehen. Wenn die ursprüngliche Regelung, nur 18 Teams mit den begehrten PT-Lizenzen auszustatten, in die Realität umgesetzt worden wäre, dann wäre man an Unibet vermutlich nicht vorbei gekommen, so rentierte sich das Konzept eines auf dem Papier starken Aufgebots nicht. Natürlich entstanden Überlegungen, das Engagement seitens des Geldgebers einzustellen, sie bewahrheiteten sich aber nicht.



Unibet bei der Luxembourg-RF ***


Um es vorweg zu nehmen: Unibet wies mit einer Reihe von guten Resultaten nach, dass eine andere Behandlung gerechter gewesen wäre. Neben Garcia Quesada verfügte das Team über hervorragende Fahrer, wie allen voran der ehemalige Gewinner des Grünen Trikots, Baden Cooke. Er zeigte mit einigen Ergebnissen bei Sprintentscheidungen seine Qualitäten. Im Vergleich zu anderen Professional Teams erzielte die Mannschaft deutlich mehr Siege und Podiumsplatzierungen. Für Etappenerfolge wäre die Formation, vermutlich bestehend aus Fahrern wie Cooke, Jonas Ljungblad, Marco Serpellini, Laurens Ten Dam, Juan Carlos Dominguez, Bobbie Traksel, Luis Pasamontes, Angel Castresana sowie Kurt van de Wouwer, auch bei einer GT durchaus gut gewesen und sicherlich konkurrenzfähiger als manch anderer teilnehmender Rennstall gewesen.

 

Garcia Quesada allerdings geriet unter Verdacht, dem Kundenkreis des spanischen Arztes Eufemanio Fuentes zugerechnet zu werden. Damit gab es auch in diesem Team jemanden, der sich eventuell durch nicht erlaubte Machenschaften einen Vorteil verschaffen wollte. Der Spanier wurde umgehend nach Bekanntwerden suspendiert, später aber wegen Mangel an Beweisen wieder eingestellt.



Pro Tour

Bei den wenigen Events, bei denen generell ein Professional Team an PT Rennen teilnehmen kann, ist man fast schon verdammt, auch vorzeigbare Ergebnisse zu erzielen. Die Tatsache, dass Unibet ein belgisch(-schwedisches) Team ist, erwies sich in Hinsicht auf eine Wildcard für die GTs als wenig hilfreich. Anders verhielt es sich mit den Möglichkeiten der Partizipation an Rennen in den Benelux-Ländern bzw. an Eintagesrennen in Frankreich, da es dort nicht so viele Professional Teams gibt.

 

Unibet, das in der Saison auch mit einigen guten Resultaten bei den Kopfsteinpflasterrennen aufwartete, startete sowohl in Flandern als auch bei Gent-Wevelgem und Paris-Roubaix. Ein Top Ten Ergebnis wurde nicht erzielt. Cooke, der seine Stärken sicherlich bei diesen Rennen verfügt, landete meist auf den vorderen Plätzen, wenngleich er bei den finalen Entscheidungen keine Rolle spielte. Bei Gent-Wevelgem erreichte er sein bestes Ergebnis als 15. Zwei Ränge schlechter war er bei Paris-Roubaix. Gemeinsam mit Serpellini (20.) und Jeremy Hunt als 33. erreichte man dort aber ein gutes Mannschaftsergebnis (8.). Bei der Ronde van Vlaanderen belegte Cooke den 21. Platz.

Cooke während
Paris-Roubaix 2006
***
Erwin Thijs während des Amstel Gold Races 2006 ***
und während Lüttich-Bastogne-Lüttich 2006
***


Hingegen ließ das Abschneiden bei den Rennen in Wallonien zu wünschen übrig. Ten Dam war jeweils der bestplatzierteste Unibet-Radler. Beim Amstel Gold Race wurde er 42., beim Fleche Wallone reichte es nur zu Rang 55 und Lüttich-Bastogne-Lüttich beendete er als 71.

 

Unibet nahm ebenso die Einladung zum Mannschaftszeitfahren in Eindhoven an. Ernsthafte Ambitionen schien das Team aber nicht zu haben, wie der 17. Platz belegte. Für Unibet waren folgende Akteure am Start: David Boucher, Cooke, Hunt, Traksel, Matthé Pronk, Serpellini, Ten Dam und Erwin Thijs. Die Spanier des Teams – im Allgemeinen bessere Zeitfahrer – wurden nicht aufgestellt, das verdeutlicht bereits den Stellenwert dieses Wettbewerbs.



TTT Eindhoven 2006 *


Bei der Tour Benelux startete das Team auch. Dort fiel der Rundfahrtsspezialist Paramontes dadurch auf, dass er einen beschrankten Übergang überquerte und daraufhin disqualifiziert wurde. Er hatte von den Vorfällen bei Paris-Roubaix wohl nichts mitbekommen, sonst wäre ihm dieser Fehler vielleicht erspart geblieben. Seine Equipe verringerte sich aber noch um einen weiteren Fahrer. Dominguez wurde vor der fünften Etappe aus dem Rennen genommen, da sein Hämatokritwert zu hoch war.

 



Es gab aber auch sportliche Schlagzeilen zu vermelden. Cooke erreichte bei der dritten Etappe den dritten Platz hinter Tom Boonen und Max van Heeswijk, nachdem die Entscheidung einmal mehr durch eine Massenankunft herbeigeführt wurde. Auf dem Abschnitt von Bornem nach Sint-Truiden durfte Marco Zanotti sich als Sprinter des Teams probieren. Er hatte zwar etwas mehr Glück als Cooke, ihm gelang aber auch kein Sieg, da an diesem Tag David Kopp schneller war.

Eneco-Tour 2006
Zanotti hat das Nachsehen **


Der Rennstall hatte sich zwar keinen Etappensieg sichern können und auch im Klassement spielte man keine Rolle – Thijs wurde als Bester 71., aber dennoch kann man mit dem Abschneiden beim Jahreshöhepunkt in Bezug auf die Rundfahrten zufrieden sein.

 

Zum Abschluss der Saison unterstrich das Team Ambitionen auf eine Lizenz in der Elite-Rennserie. Nicht zuletzt der sechste Rang von Cooke bei Paris-Tours unterstützte die Bewerbung mit Nachdruck. Zudem rundete Gorik Gardeyn das Abschneiden als 18. ab. Cooke war zuvor bereits beim GP Ouest-France-Plouay als 26. aufgefallen.

 

Der Australier sammelte insgesamt 12 PT-Zähler. Nur Marek Rutkiewicz und Gerald Ciolek entführten mehr Punkte aus der PT, wenn man lediglich die Akteure der Professional Teams miteinander vergleicht. Auch Zanotti eroberte zwei PT-Punkte.



Outside Pro Tour

Unibet war zu Saisonbeginn aus den genannten Gründen zu guten Leistungen gezwungen. Cooke kam umgehend dieser Anforderung nach, als er die GP la Marseillaise (1.1) gewann. Es folgte der Gesamtsieg von Garcia Quesada bei der Vuelta A Andalucia (2.1), obwohl er keine Etappe der Rundfahrt für sich entschied und lediglich bei einem Tagesabschnitt als 2. unter den ersten Dreien zu finden war. Dafür siegte er bei der Königsetappe der Vuelta A Murcia (2.1).

 



Erwin Thijs ***

Einen weiteren Sieg feierte das Team bei der Aarhus Classic (1.1) – ein Rennen, dass Beobachter gerne als das Paris-Roubaix Dänemarks bezeichnen. Thijs setzte sich gegen die skandinavische Konkurrenz im Land von CSC überraschend durch. Dieser Erfolg dürfte besonders den schwedischen Sponsor erfreut haben.

 

Angesichts der Anstrengungen seiner Stallgefährten wollte Zanotti nicht mit Erfolgen geizen, er feierte schon früh im Jahr einen Etappensieg in Portugal bei der Volta ao Algarve (2.1). Hunt verfehlte hingegen bei zwei Abschnitten dieser Rundfahrt knapp den Tagessieg und wurde jeweils Zweiter.

 

Diese Serie setzte er auf der ersten Etappe von „Driedaagse van West Vlaanderen“ (2.1) fort, wo er sich erneut mit dem zweiten Platz zufrieden gab. Tags drauf brach die Serie, und er wurde Dritter. Mit einem weiteren dritten Platz setzte er seine Saison fort, den es bei Nokere-Koerse (1.1) zu sehen gab. Hunt jagte dem ersten Saisonsieg vergebens hinterher. Immer gab es einen, der noch schneller war. Das änderte sich auch bei Dwars door Vlaanderen (1.1) nicht, als er wieder den zweiten Platz belegte.

Der Brite versuchte es dennoch im späteren Frühjahr weiterhin unermüdlich. Bei der Tour de Picardie (2.1) reichte es wieder nicht zum Tagessieg bei der dritten Etappe. Dafür schob sich Geert Omloop vor ihn. Beide konnten aber Jimmy Casper nicht vom Gewinn der Etappe abhalten.

 



Juan Carlos Dominguez ***

Aber nicht nur Hunt war für Podestergebnisse abseits des ersten Platzes zuständig. Auch Dominguez sollte solche Tagesergebnisse realisieren. Bei der Bergetappe des renommierten Criterium International (2.HC) sprang ein dritter Rang heraus.

 

Beim GP Pino Cerami – Wasmuel (1.1) gab es den nächsten Versuch zu sehen, wie das Team einen Sieg erzielen wollte. Johan Coenen wurde letztlich Zweiter bei diesem Rennen. Dafür gewann er mit einem ansehnlichen Vorsprung die Boucles de l'Aulne (1.1). Für Unibet, das sich nach den Geschehnissen um Liberty Seguros und Comunidad Valenciana (letztlich vergeblich) Hoffnungen auf eine Wildcard bei der Tour de France machte, ein weiterer vermeintlicher Pluspunkt.

 



Jonas Ljungblad **

Ebenfalls bei einem kleineren Eintagesrennen schaffte ein weiterer Fahrer ein respektables Ergebnis. Beim GP de Villers Cotterêts (1.1) endete Ljungblad lobenswerterweise auf dem Treppchen, auch wenn er nur Dritter wurde. Der Schwede kam bei der ersten Etappe der Tour de Picardie ebenfalls auf Platz drei. Zudem sorgte er für einen Tagessieg bei der Tour de Luxemburg (2.HC), als er sich aus einer Spitzengruppe heraus gegen die Konkurrenz durchsetzte.

 

Serpellini wollte bei der Rheinland-Pfalz Rundfahrt (2.1) vermutlich unter Beweis stellen, dass er noch nicht zum alten Eisen zählt. Der dritte Etappenrang beim dritten Abschnitt kann hierfür als Nachweis akzeptiert werden. Vielleicht wollte er seinem ehemaligen Arbeitgeber Gerolsteiner bei dessen „Hausrundfahrt“ zeigen, dass es ein Fehler war, ihn nicht weiter im Team zu beschäftigen.

Ähnlichen Erfolg hatte er bei der Tour de Luxemburg, als er bei der dritten Etappe Mitglied einer siebenköpfigen Spitzengruppe war. Er versuchte, mittels einer Attacke den Abschnitt als Sieger zu beenden, was aber in letzter Konsequenz misslang. Die Bemühungen wurden zumindest mit dem zweiten Platz belohnt.



Cooke Luxembourg-RF ***
Serpellini Rheinland-Pfalz-RF ***


Der Niederländer Ten Dam betrieb Werbung in eigener Sache mit anderen Intentionen. Er wollte im Gegensatz zu Serpellini nicht seiner alten Mannschaft zeigen, was sie an ihm verloren hatten, sondern er wollte Rabobank als möglichem neuem Arbeitgeber vorführen, über welche Qualitäten er verfügte. Er siegte beim Einzelzeitfahren der polnischen Rundfahrt Course de la Solidarité Olympique (2.1).

 

Bei der ersten Etappe der traditionsreichen Friedensfahrt (2.1) war Cooke mit einem Tagessieg an der Reihe. Für einen zweiten Tagessieg im Rahmen dieser Rundfahrt sorgte Serpellini, der aus einer Spitzengruppe heraus die vierte Etappe gewann. „Aller guten Dinge sind drei“, dachte sich Thijs und entschied die Etappe nach Meerane, die an der berüchtigten „Steilen Wand“ endete, für sich. Er gehörte einer Spitzengruppe an, von der er sich kurz vor dem Ziel noch absetzen konnte.

Cooke suchte bei der Tour de Belgique (2.1) den Nervenkitzel im Sprint gegen Größen wie Geert Steegmans, van Heeswijk und Boonen. Dabei zog er stets den Kürzeren. Lediglich bei einer Etappe erreichte er einen dritten Rang. Stattdessen gewann er erneut ein Eintagesrennen. Im Duell mit Jan Kuyckx im Finish von Halle-Ingooigem (1.1) setzte er sich durch. Nicht so viel Fortune hatte er beim Omloop Vlaamse Scheldeboorden (1.1), wo ihm trotz starkem Auftritt bei einer Massenankunft nur der dritte Rang blieb.

Baden Cooke, 4. Etappe der Ster Elektro Toer ***


Den Sieg beim Auftakt von der Tour de la Région Wallone (2.HC) hatte er zwar vor Augen, aber im Sprint verlor er gegen Aitor Galdos und Fabrizio Guidi im Zielort Marcinelle. Beim Abschluss der Rundfahrt hatte er aber seine Schlüsse aus dem Misserfolg gezogen. Er setzte sich gegen die Sprinter durch und sicherte dem Team einen wichtigen Sieg. Diese neuen Erfahrungen reichten aber zu keinem Sieg bei der Post Danmark Rundt (2.HC). Dort reichte es neben dem fünften Gesamtplatz nur zu einem zweiten Tagesrang.

 

Gardeyn erhielt auch eine Chance, ein Eintagesrennen zu gewinnen. Beim GP Stad Zottegem – Dr. Tristaert Prijs (1.1) war aber der Deutsche Rene Obst (Milram continental) im Sprint schneller. Den dritten Platz errang er bei der zweiten Etappe des Circuit Franco-Belge (2.1) bei einem Massensprint. Seinen Saisonausklang beim Rennen Sluitingsprijs Putte-Kapelle (1.1) nahm sich dann positiv aus. Er siegte bei diesem Wettbewerb, als er im Finish zwei Kontrahenten wacker bezwang.

 

Pasamontes zählte beim Auftakt der Tour Of Britain (2.1) zu einer dreiköpfigen Ausreißergruppe. Zusammen mit Matthew Goss und Martin Pedersen konnte er sich absetzen. Den Sieg aber musste er dem Dänen überlassen. Bis zum Ende der Rundfahrt gelang es dem Spanier nicht mehr, die Gesamtführung zu übernehmen, somit wurde er in der Abschlusswertung Zweiter.

Bei der Tour Beneden-Maas (1.1) in den Niederlanden versuchte Zanotti erneut sein Glück. Er belegte nach einer Massenankunft den zweiten Rang.



Zwischen die Speichen gesehen…

Unibet fuhr offensichtlich mit der sprichwörtlichen Wut im Bauch. Die Saisonbilanz kann sich sehen lassen. Es ergaben sich insgesamt zehn Podiumsplatzierungen bei Eintagesrennen. Die Hälfte davon waren Siege, wobei Cooke gleich zwei davon errang. Er kann auf insgesamt vier Saisonsiege zurückblicken. Zudem griff er auch bei PT-Veranstaltungen aktiv ein. Ähnlich wie bei Davitamon-Lotto wurde auch bei Unibet.com damit ein Fahrer vom fünften Kontinent zum erfolgreichsten Fahrer der Saison.

 



Laurens Ten Dam
im Bergtrikot nach 4. Etappe der Ster Elektro Toer ***

Bei Rundfahrten fielen die Fahrer durch Tagessiege und weniger durch gute Klassementergebnisse auf. Lediglich bei zwei Rundfahrten wurden Treppchenplätze erreicht, einer allerdings ganz oben (Garcia Quesada).

 

14 Saisonsiege können sich sehen lassen, wobei man nach Abzug der Beiträge von Cooke festhalten muss, dass acht Fahrer an den zehn anderen Erfolgen partizipierten.

 

Die PT-Teilnahmen müssen differenziert betrachtet werden. Bei den Kopfsteinklassikern deutete sich das Potential des Teams an, während bei den Rennen in Wallonien kaum nennenswerte Ergebnisse erzielt wurden. Hier hat der Rennstall sicherlich Nachholbedarf. Ebenso ernüchternd muss festgehalten werden, dass sich in der Gesamtwertung der ENECO-Tour kein Teamakteur hervortat. Anders gestalten sich da die Tagesergebnisse, bei denen sich Unibet-Fahrer vorne zeigten. Hierbei kam besonders das Sprintvermögen zum Tragen. Demnach überrascht das Abschneiden bei Paris-Tours nicht, obgleich einige Hochkaräter der Szene bereits im Urlaub waren und Paris-Tours ausließen.

 

In der Europa Tour der UCI belegte Cooke einen akzeptablen achten Rang. Sein Teamkollege Hunt kam auf den 26. Platz, mit Coenen blieb der dritte Fahrer unter den ersten 30. Weiterhin belegte Garcia Quesada den 50. Platz. Thijs verfehlte als 102. den Sprung unter die ersten 100 knapp. Ebenso erging es Ljungblad (105.) und Zanotti (107.). In der UCI Teamwertung erreichte man den zweiten Platz, wobei man sich Acqua & Sapone beugen musste.

Frank Vandenbroucke wurde allerdings – erwartungsgemäß – während der Saison aussortiert und entlassen. Dem enfant terrible des belgischen Radsports ist es neuerlich nicht gelungen, in seiner Sportart wieder Fuß zu fassen. Man fragt sich wirklich, was eigentlich noch passieren muss, damit VDB merkt, dass er das, was er am besten kann, nicht mit der professionellen Einstellung ausübt.



Frank Vandenbrouke hinter Geert Omloop
Dwars door Vlaanderen 2006 ***

Es lässt sich resümieren, dass Unibet.com über einen Kader verfügte, der sich hinter den schwächeren PT Teams nicht zu verstecken brauchte. Allerdings fehlten die Kandidaten, die bei größeren Rennen der starken Konkurrenz (Größenordnung: Boonen, Gilbert & Co.) die Zähne hätten zeigen können. Das hat Cooke nur ansatzweise geschafft oder mit Abstrichen auch Garcia Quesada, der allerdings durch die Fuentes-Affäre ins Zwielicht geriet. Mit der Bemerkung, dass ihm nichts nachgewiesen werden konnte, wurde seine Integrität - zumindest in der Öffentlichkeit - nicht wieder hergestellt.



Die Top Acht

Cooke – Coenen – Hunt – Gardeyn – Zanotti – Thijs – Ljungblad – ten Dam

 

• Cooke: Er fand bei Unibet zwar nicht zu alter Stärke zurück, zeigte sich im Gegensatz zum Vorjahr aber verbessert, er scheint für die PT gewappnet zu sein.

• Coenen: Er war in der Saison effektiv, wie sein Platz in der UCI Europa nachwies, es reichte aber nur zu einem Sieg und weiter fiel er kaum auf.

• Hunt: Der Brite kämpfte aufopferungsvoll um einen Sieg, es sollte ihm keiner vergönnt sein – dennoch Platz 26 in der UCI Europe.

• Gardeyn: Im Herbst der Saison mit der nötigen Fortune bei Sluitingsprijs Putte-Kapelle. Ob er aber im nächsten Jahr mehr Erfolg haben wird?

• Zanotti: Zwei PT-Punkte schon 2006. Da könnte mehr in 2007 drin sein. Allerdings hat er nicht beweisen können, dass er der zweitschnellste italienische Sprinter ist.

• Thijs: Einen Sieg bei einem Eintagesrennen holte er für das Team. Ob er aber auch beim richtigen Ritt durch die Hölle des Nordens beweist, dass mit ihm zu rechnen ist?

• Ljungblad: Er sorgte für einen Tagessieg bei einer HC-Rundfahrt. Ob ihm auch mal ein Erfolg in der PT gelingt?

• Ten Dam: Der Niederländer machte in der Saison vielfältig auf sich aufmerksam. Vielleicht ist ja noch mehr möglich.

• Garcia Quesada: Ein Rundfahrtsieg, aber was war mit Fuentes?

Keine Aufnahme fanden

• Vandenbroucke: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende…

• Dominguez: Überhöhter Hämatokritwert – im Peloton ist kein Platz für Märchen.

 



Ausblick

Unibet.com ist 2007 PT-Team und läuft Gefahr, in die Phalanx von Francaise des Jeux und Bouygues Telecom einzubrechen, die bisher stets die beiden letzten Plätze in der PT-Teamwertung unter sich ausmachten. Talent und Potential ist in der Mannschaft aber zweifellos vorhanden, das zeigte sich bereits bei den Erfolgen in der abgelaufenen Saison. Inwiefern die Substanz im Team auch reicht, um Siege oder gute Ergebnisse in der PT zu feiern, da gehen die Ansichten schon auseinander. Bei ihren wenigen Teilnahmen unterschied sich das Team nur unwesentlich von den Underdogs der PT. Man muss bei allem Respekt gegenüber den Veranstaltungen und bei Wertschätzung der Leistungen der Fahrer von Unibet auch sagen, dass alle fünf gewonnenen Eintagesrennen im Jahr eher zu den kleinkalibrigen Wettbewerben zählen, wo also eher die zweite Garde zum Zuge kommt.

 



Victor Hugo Pena *

In der nächsten Saison stehen vermutlich gleich drei GTs auf dem Programm. Der Rennstall hat an einer solchen aber noch nie teilgenommen, als Bookmaker bekam man auch keine Einladung. Es wird zwar einigen Fahrern sicherlich nicht an Erfahrung mangeln, aber dennoch bedeutet der Aufstieg auch einen enormen Wandel in der Rennkalendergestaltung.

Für diesen Zweck wurde die Mannschaft verstärkt. Es fällt aber auf, dass bisher kaum eine der Neuerwebungen für eine Kapitänsrolle bei den unterschiedlichen Wettbewerben in Frage kommt. Mehr aus Mangel an Alternativen wird sich Victor Pena für eine oder mehrere GTs als Leader bereitstellen. Der Kolumbianer ist eine Neuerwerbung von Phonak, dort unterstützte er Floyd Landis. Er gelangte beim Giro 2006 auf den 9. Platz.

 

Der Teammanager Terryn Koen gab zu, dass die Selektion des Transfermarkts spät einsetzte, so dass die Neuerwebungen eher das Kriterium der Kaderergänzung denn der der Verstärkung erfüllen. Das muss auch für Jimmy Casper gelten, der als Etappensieger bei der Grande Boucle kommt, aber trotzdem den Nachweis eines außerordentlichen Sprintvermögens schuldig blieb. Ihm folgt Arnaud Coyot, der an einem guten Tag in die Top Ten bei Paris-Roubaix fahren kann. Nicht nur zur Freude des schwedischen Sponsors kommt Gustav Larsson. Er scheint einen guten Weg eingeschlagen zu haben, da er mit Zeitfahrqualitäten aufwarten konnte. Der Niederländer Niels Scheuneman muss sich nach einem schwächeren Jahr bei Rabobank neu beweisen.



Jimmy Casper
*
Arnaud Coyot
*
Gustav Larsson
*


Man darf bei Unibet.com auf Achtungserfolge bei den Klassikern mit flacherem Profil hoffen. Bei den Hügelklassikern und den Rundfahrt-Klassements wird es wohl problematisch. Pena und Pasamontes sind in erster Linie keine Leaderfiguren, sondern Helfer. Aber dieses Team braucht keine Domestiken – ein Häuptling fehlt.

 

Vielleicht kann dieses Team alle überraschen, möglicherweise aber könnte die Ausbeute dieses Teams nach der kommenden Saison Wasser auf die Mühlen der PT-Kritiker und Organisatoren sein. Nämlich dann, wenn sich zeigt, dass ein weiteres Trikot das Peloton bei vielen Veranstaltungen auffüllt, ohne sich in Szene setzen zu können, weil dafür die Klasse nicht ausreicht.


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