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Ceramica Flaminia 2006

von Steamboat, November 2006

&copy Foto: www.capture-the-peloton.com

 



Die Funktionäre des italienischen Rennstalls hatten für 2006 den Antrag gestellt, als Professional Team am 'großen' Radsport teilzunehmen. Bei Überprüfung des vorhandenen Personalstamms fiel aber dem Betrachter schnell auf, dass diese Equipe eine Truppe der Namenlosen darstellte. Nun kann man klar sagen, dass es kein Fehler ist, ein Team behutsam aufzubauen. Für die Teilnahme an wichtigen Wettbewerben kann ein solcher Umstand als hinderlich aus Sicht der Rennveranstalter angesehen werden. Er barg die Problematik für das Team und den Sponsor, bei wichtigen Rennen nicht antreten zu können. Selbst in der Heimat waren die Aussichten als 'mau' zu beurteilen. Es gab einfach zu viele Mitbewerber um die begehrten Tickets. Deswegen muss 2006 als Übergangsjahr verstanden werden, in dem die Teammitglieder genügend Argumente suchen und Ergebnisse vorweisen mussten, um für 2007 größere Chancen zu haben.

Besonders die italienischen Rennen außerhalb der Rennserie standen somit im Blickfeld und im Mittelpunkt des Interesses. Dort musste eine gute Figur gemacht werden. Die Teamstruktur erlaubte jedoch auch den Blick ins osteuropäische Ausland. Einige Fahrer stammten nämlich aus diesen Breiten, und somit waren Hoffnungen berechtigt, dass vielleicht dort Rennpraxis in der ProTour gesammelt werden könnte. Einen schnellen Erfolg zeigte die Schwerpunktsetzung noch in der abgelaufenen Saison, da eine Einladung zur Polen-Rundfahrt tatsächlich erfolgte.

Um für die Saison angemessen gerüstet zu sein, verpflichtete Ceramica Flaminia Michele Scotto D'Abusco von Lampre. Dieser bekam jedoch im Juni schon wieder seine Papiere. Außerdem wurde Maxim Rudenko reaktiviert, der einst beim vermeintlichen Höhenflug bei Chocolade Jacques eine Anstellung hatte. Nach der Demission von Scotto D'Abusco erfolgte die Verpflichtung von Paolo Longo Borghini, der bei Team Barloworld letztlich vorübergehend ausgemustert wurde.

 



Pro Tour

Den Saisonhöhepunkt des Rennstalls stellte wie erwähnt die Polen-Rundfahrt dar. Wenn für andere Radrennställe die Tour de France oder der Giro d'Italia das Maß der Dinge war, so war das Ziel von Ceramica Flaminia eben eine Nuance bescheidener. Begünstigt durch den Umstand, dass neben einigen anderen Osteuropäern vor allen Dingen auch polnische Landsleute (Humbert Krys, Tomasz Marczynski, Krzysztof Szczawinski) in dem Team zu finden sind, sahen sich die Veranstalter veranlasst, Ceramica Flaminia die Starterlaubnis zu erteilen. Mit einer gelungenen Vorstellung hätte das Team die Option offen halten können, auch andernorts künftig mit Teilnahmeberechtigungen ausgestattet zu werden.

 

Das Abschneiden des Aufgebots muss jedoch als durchwachsen beurteilt werden. Mit dem 29. Platz von Manuele Spadi, der 9:15 Minuten hinter dem Sieger Stefan Schumacher als Teambester im Klassement zu finden ist, riss die Delegation gewiss keine Bäume aus. Die jeweils besten Tagesergebnisse gelangen Szczawinski, der in seiner Heimat bei gleich zwei Etappen sechste Plätze infolge von Massenankünften erreichte. Beim PT-Premierenauftritt komplettierten Krys, Marczynski, Aliaksandr Kuschynski, Longo Borghini, Rudenko und Domenico Quagliarella das Aufgebot.

 



Outside Pro Tour

Der Weißrusse Kuschynski schaffte den ersten Podiumsplatz des Teams 2006. Diesen erreichte er hinter Paolo Bettini und Kim Kirchen beim GP di Lugano (1.1). Etwas besser war er bei der zweiten Etappe der Settimana Internazionale (2.1), als er nach einer gemeinsamen Flucht mit Vicenzo Nibali den zweiten Platz erreichte. Auch beim Giro del Trentino (2.1) wollte er der Teambilanz ein weiteres positives Kapitel hinzufügen. Er schloss sich bei der dritten Etappe einer Fluchtgruppe an und erreichte erneut einen zweiten Tagesrang.

 

Besser als er machte es schließlich Longo Borghini. Er setzte sich im Finish gegen drei Konkurrenten beim GP Nobili Rubinetterie – Borgomanero (1.1) durch und sorgte somit am 23.08.06 für den ersten Saisonsieg des Rennstalls in einem höher bewerteten Rennen. Ansonsten hatte zuvor Kuschynski bereits das Memorial of Oleg Dyachenko (1.2) im Mai gewonnen.

 

Einem russischen Fahrer namens Alexei Chtchebeline gelang ein eindrucksvoller Einstieg als Stagiaire in den Radprofi-Zirkus bei der Volta a Portugal (2.HC). Er gab seinen Einstand im Team mit einem zweiten Platz bei der fünften Etappe. Ihm sollte aber auch noch ein Sieg vorbehalten sein, den er auf einem Tagesabschnitt des Giro della Valle d'Aosta Mont Blanc (2.2) davon trug.

 

Bei der Route du Sud (2.1) konnte sich Adriano Angeloni in Szene setzen. Bei der zweiten Etappe reichte es für den fünften Platz. Das machte Gianluca Geremia in Portugal schon etwas besser. Bei der Volta ao Distrito de Santarém (2.1) erreichte er den vierten Platz bei der Auftaktetappe, als eine größere Gruppe das Ziel erreichte. Ebenso erreichte Szczawinski bei der letzten Etappe dieser Rundfahrt den vierten Rang.

 

Der Pole bereicherte die Statistik mit drei fünften Plätzen bei Eintagesrennen. Einen gab es nach einer Sprintentscheidung beim GP Costa degli Etruschi (1.1) zu vermelden, als Alessandro Petacchi triumphierte. Den anderen erreichte er beim Giro di Toscana (1.1), als sich Przemyslaw Niemiec den Sieg nicht nehmen ließ. Schließlich landete er bei einem Sprint Royal hinter einem Quartett beim GP Industria & Commercio Prato (1.1).

 

Rudenko bereicherte die Teambilanz ebenfalls mit zwei fünf Plätzen. Der Ukrainer errang einen von diesen bei der achten Etappe der Friedensfahrt (2.HC) von Wernigerode nach Hannover, als sich das Fahrerfeld in mehrere Gruppen zersplitterte. Der andere kam in Portugal zustande. Beim GP CTT Correis de Portugal (2.1) kam er bei der ersten Etappe mit einer größeren Gruppe ins Ziel. Er konnte Enrico Degano den Sieg aber nicht mehr streitig machen.



Nationale Meisterschaften

Die nationalen Championate brachten dem Team keinen Sieg. Dem Vorhaben am nächsten kam Marczynski, der bei den polnischen Titelkämpfen den zweiten Platz erreichte. Er konnte Mariusz Witecki nichts mehr entgegen setzen, verwies aber starke Konkurrenz auf die Plätze.

 



Zwischen die Speichen gesehen…

Zu Jubelstürmen oder Freudentaumel kann die Teambilanz niemanden animieren. Dafür - das muss man einfach sagen - hielt sich das Team viel zu deutlich zurück. Ein Saisonsieg mag für einen derart kleinen Rennstall ein wahres Highlight sein, für ein Professional Team ist das aber zu wenig.

 

Besonders bei den Klassements der Rundfahrten offenbarten sich Schwachpunkte. Es wurde kein Platz unter den ersten Fünf erzielt. Berauschend waren die Ergebnisse bei den Eintagesrennen auch nicht, immerhin endeten zwei Events dieser Art mit Podestplätzen (bezogen auf .HC und .1 Rennen). Vier zweite Etappenplätze sind - nüchtern betrachtet - überdies kein Qualitätsurteil.

 

Dann verwundert der 22. Platz in der Teamwertung der UCI nicht. Indes – es gab schwächere Professional Teams. In der Einzelwertung der UCI Europe schnitt Kuschynski als 39. akzeptabel ab, während Chtchbeline als Staigiare – und damit eigentlich als halbe Kraft – den 171. Rang erreichte. Dicht gefolgt von Longo Borghini, der auf der 176. Position landete. Bester Pole und vierter Flamnia-Fahrer unter den besten 200. wurde Szczawinski als 189.



Die Top Acht

Kuschynski bei der Coppa Bernocchi 2006

KuschynskiLongo Borghini SzczawinskiChtchebelineMarczynski Spadi Rudenko

Kuschynski: Gewonnen hat er nur ein weitgehend unbekanntes Memorial. Aber er konnte den Anforderungen auf höherer Ebene gelegentlich standhalten. Der dritte Platz vom GP Lugano ist auch nicht schlecht.

Longo Borghini: Den GP Nobili Rubinetterie Borgomanero gewann er und setzte damit ein Highlight. Ansonsten blieb er unauffällig.

Szczawinski: Er zeigte im Spätherbst, dass er mit der sprintenden Konkurrenz bei der Polen-Tour mithalten kann.

Chtchebeline: Als "Praktikant" ein Etappensieg und gute Platzierungen bei der Voltao a Portugal.

Marczynski: Er kam bei den heimischen Meisterschaften auf einen Podestplatz.

Spadi: Bei der einzigen Pro Tour Teilnahme rettete er sich unter die ersten 30 der Gesamtwertung.

Rudenko: Immerhin deutete er an, dass er mehr kann.

Geremia: Auch ein vierter Etappenplatz kann verzücken.

 

Keine Aufnahme fand

Scotto d'Abusco: He is on the road again… .

 



Ausblick

Blumentöpfe lassen sich mit derartigen Teams nicht gewinnen, aber für den Einstand als Newcomer gab es einige Lichtblicke. Mit Kuschynski (zu Liquigas), Longo Borghini (zu Barloworld) und Szczawinski (zu Miche) verlassen einige Stützen die Mannschaft, dafür hat aber die Equipe aufgeforstet. Es ist der Teamleitung nicht entgangen, dass man eine stärkere Truppe benötigt, um auch mal bei größeren Rennen starten zu dürfen und gut abzuschneiden. Trotz einiger guter Resultate wurde Chtchebeline nicht unter Vertrag genommen, so dass auf ihn für 2007 nicht gebaut werden kann.

 

Es kommen routinierte italienische Kräfte wie Christian Gasperoni oder Raffaele Illiano sowie Antonio D'Aniello. Die osteuropäische Fraktion wird mit Wladimir Duma, Andrus Aug, Adam Wadecki sowie dem sprintstarken Mikhaylo Khalilov verstärkt. Diese namentliche Versärkung führt noch nicht automatisch zu Startberechtigungen der PT-Veranstaltungen in Italien. Besonders beim Giro ist die Konkurrenz um die Wildcards zu groß. Aber es wäre sicherlich auch eine Enttäuschung, wenn die folgende Saison ohne Teilnahme an den Rennen der ProTour-Serie stattfinden würde.

 

Auch als neutraler Beobachter sollte man dem SV Meppen des italienischen Radsports die Daumen drücken, dass es mal zu einem Coup reicht, um sich einer größeren Fanschar zu präsentieren.


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