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In diesem Jahr gilt es für das T-Mobile Team das letzte Jahr vergessen zu machen. Da nämlich musste man sich bis Ende April gedulden, bis Alexander Vinokourov das Team mit seinem Sieg in Lüttich endlich erlöste. Man kann nicht sagen, dass das Team schlechte Leistungen ablieferte, doch im Gegensatz zu 2004, welches sie klar als bestes Team der Welt abschlossen, waren die Leistungen eher durchwachsen, irgendwie war der Wurm drin. Außerdem trat die Mannschaft nach 2 Jahren Pause erstmals wieder beim Giro d’Italia an, der ja zur Protour-Serie gehört. Und bis auf einige respektable Leistungen konnte das Team nicht überzeugen. Frühe Erfolge wie ehemals bei Paris-Nizza fielen ebenfalls aus und ein erster Lichtblick erfolgte erst bei der Flandern-Rundfahrt, wo sich gleich drei Fahrer unter die ersten zehn schieben konnten. Bei der Tour de France zeigte der Rennstall eine der besten Leistungen nach Jahren, doch für den Sieg reichte es dennoch nicht. Im Herbst kam es einem so vor, als wenn die Protour die Fahrer sehr viel Kraft gekostet hätte. Man sehe sich nur die Resultate der Polen-Rundfahrt an. Da von vielen Fahrern der Vertrag auslief und viele Sportler während der ersten Protour-Saison enttäuscht hatten wurde das Team umgekrempelt: 12 Fahrer kamen und 10 verließen das Team! Wichtige Neuzugänge sind der 3-fache EZF-Weltmeister Michael Rogers und Kim Kirchen, der schon im Frühjahr Punkte sammeln soll. Dafür ist Alexander Vinokourov nicht mehr dabei, zu dem verließ Erik Zabel nach etlichen Jahren in Magenta T-Mobile und wechselte zum neuen deutschen Konkurrenten Milram. Dafür sollen Fahrer wie Matse Kessler und Andreas Klier größere Aufgaben bekommen und Verantwortung im Team übernehmen. In diesem Jahr geht es auch für Olaf Ludwig, den neuen Team-Chef darum, einen guten Einstand im Profi-Geschäft zu feiern. Dem Manager des Teams stehen über 40 Helfer zur Seite (u.a. 6 Sportliche Leiter, 9 Pfleger, 8 Mechaniker und 5 Ärzte), um den 29 Fahrern das Leben möglichst leicht zu machen.
Wenn man den Berichten vom Teamtreffen in Österreich und dem gemeinsamen Training auf Mallorca Glauben schenken darf, dann stimmt jedenfalls die Chemie im Team. Alle Neuzugänge schwärmen davon, wie wohlwollend sie aufgenommen wurden. Außerdem wurde Englisch zur Teamsprache erklärt, um die Verständigung zu erleichtern. Für die, die ihr Wissen auffrischen wollen, wird ein Sprachkurs angeboten. So vermeidet man die Bildung von kleinen Cliquen in der Mannschaft, die z.B. oft entstehen, wenn die Ausländer nicht wirklich eingebunden werden. Und dann kommt natürlich auch bei den Rennen kein Zugehörigkeitsgefühl auf! Zusätzlich wurde mit Rudy Pevenage ein altbewährter Sportlicher Leiter ins Team geholt, sodass es auch hier keine Streitgründe mehr geben wird.
Das Team ist anscheinend mehr denn je auf Jan Ullrich ausgerichtet, war doch in den vorigen Jahren die Last immer auf mehrere Schultern verteilt worden. Damit steht das größte Saisonziel und Highlight schon jetzt fest: Endlich zum dritten Mal die Tour de France gewinnen, denn darauf wartet man schon seit 1997.
Jan Ullrich, der bislang einzige Tour de France Sieger aus Deutschland, ist der Kopf der Mannschaft. Fast das gesamte Team ist auf den nun schon 32 Jahre alten Profi ausgerichtet. Er will nun im 7. Anlauf seit 1997 endlich seinen Sieg beim größten und vielleicht schwierigsten Radrennen der Welt wiederholen. Die letzten Jahre haben aber bewiesen, dass er, um dazu in der Lage zu sein, auf den Punkt topfit sein muss. Das Talent hat er in jedem Fall: Er kann Kraftmengen wie kaum ein anderer auf das Pedal übertragen und er gilt als ausgezeichneter Zeitfahrer, weshalb er auch schon zwei Mal Weltmeister in dieser Paradedisziplin war. Im Gegensatz zur Jubiläumsausgabe der Tour 2003 hat Ullrich in den letzten beiden Jahren am Berg aber Schwächen offenbart. Besonders bei der ersten Bergankunft hatte er meist seine Probleme und büßte schon sehr viel Zeit ein, seine stärkste Zeit war dann immer die abschließende Woche. Vielleicht wäre es besser für ihn schon in der 2.Woche in Topform zu sein und so zu mindest auf Tuchfühlung zu den anderen Favoriten zu sein, bevor dann das Einzelzeitfahren wartet. Einige Dinge sind klar: Solange in der Vorbereitung alles glatt läuft und Ulle ohne Schwierigkeiten an den Start geht, muss man mit ihm rechnen. Bisher scheint er nach Trainingseinheiten auf Mallorca und Südafrika im Plan zu liegen. Klar ist aber auch, dass wenn Ullrich diese Tour mit wenigen Bergen und zwei langen EZF nicht gewinnt, er vielleicht keine weitere Chance mehr bekommt, denn er wird auch nicht jünger. Weitere Ambitionen hegt Jan Ullrich bei der Deutschland-Tour, wo er zuletzt zweiter wurde. Da für T-Mobile hauptsächlich die Tour zählt und ganz Deutschland auf einen erneuten Toursieg wartet, kann man sagen, dass die Mannschaft mit Ullrich gewinnt und mit ihm fällt.
Dass er in allen Bereichen außer bei den dreiwöchigen Landesrundfahrten eine Gefahr darstellt, bewies, im letzten Jahr noch für Fassa Bortolo fahrend, Kim Kirchen. Der Luxemburger, der neben Frank Schleck wohl der stärkste Radprofi aus dem Kleinstaat ist, wurde zum Saisonabschluss nicht umsonst als 25. in der offiziellen Protour-Rangliste aufgeführt. Dieser stolzen Platzierungen für den 27-jährigen waren Punkte bei der Polen-Rundfahrt, die er beeindruckend gewann, Paris-Nizza und den Ardennen-Klassikern voraus gegangen. Mit fünf Siegen hätte er beim T-Mobile Team unter anderem an erster Stelle zusammen mit Alexander Vinokourov gestanden. Die Stärke des Luxemburgers liegt vorwiegend bei den Eintagesrennen und kleineren Rundfahrten, welche im Mittelgebirge stattfinden. Mit dem Erringen eines Podiumsplatzes beim Fleche Wallonne hat Kirchen bewiesen, dass er dort in diesem Jahr zusammen mit Kessler und Sinkewitz das Feld aufmischen kann. Nach seinen bisherigen Leistungen, könnte er bei der Baskenland-Rundfahrt oder Paris-Nizza den Abgang von Vinokourov vergessen machen, vielleicht darf er auch beim GP Chiasso seinen Titel versuchen zu verteidigen. Er hat in jedem Fall das Zeug zum Champion!
Für viele war Andreas Klier der beste T-Mobile Fahrer in der gesamten vorigen Saison. Und das obwohl der bisher einzige deutsche Sieger bei Gent-Wevelgem mitten im Frühjahr nahezu einen ganzen Monat pausieren musste. Ausgerechnet bei diesem Rennen war er mit einem Fernsehmotorrad zusammengeprallt.
Vorher waren ihm sowohl ein zweiter Platz beim E3 Prijs Vlaanderen, als auch beim größten belgischen Radsportspektakel (der Flandern-Rundfahrt) geworden. Im Spätsommer gelangen ihm bei der Benelux-Tour und in Sachsen hervorragende Resultate. Zu erwähnen ist auch sein 8.Rang beim WM-Straßenrennen, wo er als bester Vertreter Deutschlands ankam.
Auch dieses Jahr erhoffe ich mir, dass er mindest bei einem Protour-Wettbewerb einen vorderen Rang einheimsen kann. Er hat gezeigt, auch bei Sprints von kleinen Gruppen kann man mit ihm rechnen. Ob ihm noch ein solches Jahr gelingt wie 2005 bleibt abzuwarten, ich halte es für eher unwahrscheinlich. Wenn er schwächer sein sollte als sein Kollege Wesemann, wird er diesen bestmöglich unterstützen. Sicher ist diese weltklasse Doppelspitze wird uns wieder an die Fernsehbildschirme fesseln.
In den nächsten Jahren möchte Andreas Klöden gerne mal auf den Gesamtsieg der Tour de France fahren dürfen. Doch dieses eine Mal noch wird er auf jeden Fall nach Frankreich fahren um Kapitän Jan Ullrich bestmöglich zu unterstützen. Folglich wird die Frankreich-Rundfahrt auch sein Saisonziel sein, vielleicht wird er auch noch bei der Deutschland-Tour vorne mitmischen. Nach einem möglichen Ulle-Toursieg sogar als Kapitän!? Der Deutsche gilt als erstklassiger Rundfahrer und Kletterer. Schon 2000 fuhr er ein hervorragendes Jahr, später hielten ihn Verletzungen von guten Ergebnissen leider oft ab. Auch im vorigen Jahr musste er durch eine Handverletzung z.B. die Tour de France aufgeben. Außerdem kam der in Kreuzlingen Sesshafte erst recht spät in Form, da ein Höhentrainingslager auf Teneriffa sich bei ihm negativ ausgewirkt hatte. Natürlich kann man annehmen, dass Klöden aus den Fehlern gelernt hat. Dank seiner hervorragenden Zeitfahrqualitäten ist mit ihm auch bei kleinen Rennen zu rechnen, man erinnere sich nur an die letzte Bayern-Rundfahrt.
Eine ähnliche Wiederauferstehung wie Oscar Sevilla bei der Vuelta könnte Olaf Pollack in diesem Jahr erleben. Der verheiratete und 1,85 Meter große Mann gibt die Marschroute klar vor: Er möchte nach einigen Anläufen seinen ersten Etappenerfolg beim Giro feiern. Neben Erik Zabel gilt Pollack zurzeit als der beste deutsche Sprinter. Um in diesem Jahr seinen Traum wahr zu machen, muss er jedoch die vorige Saison vergessen, in der ihn hartnäckige Rückenbeschwerden plagten. Mit seinen 33 zählt Pollack zwar noch nicht zum alten Eisen, doch er hat genug Erfahrung um jungen Fahrern wie Eric Baumann oder Neuzugang Andre Greipel einige Tipps mit auf den Weg zu geben. Dafür kann er sich dann auf deren Hilfe auf den finalen Kilometern verlassen. Mal sehen, ob das gemeinsame Sprinttraining Früchte trägt. Neben Etappensiegen könnte Pollack bei den deutschen Rennen (z.B. Henninger Turm oder Niedersachsen-Rundfahrt) als Speerspitze agieren, da T-Mobile dort nicht mit den großen Stars antritt. Besonders wichtig ist er für die Mannschaft, weil frühe Siege die Moral stärken und den Druck vom Team nehmen.
El Nino hat sich dieses Jahr zwei Ziele gesetzt. Im Sommer will er bei der Tour de France Jan Ullrich und Andreas Klöden bestmöglich unterstützen und sich dazu in Topform bringen. Der Spanier Oscar Sevilla ist im Gebirge einem Mazzoleni bestimmt ebenbürtig und wird im Hochgebirge die Aufgabe zu haben, die besser platzierten Fahrer den berg hinaufzuziehen oder mit Attacken die Gegner zur Arbeit zwingen. Des Weiteren will Sevilla die Vuelta gewinnen oder sich zumindest verbessern. Zuletzt wurde er dort 6. (nach der Disqualifikation von Heras) und feierte eine Art Neuanfang. Lange ist es her, dass er dort schon um den Sieg mitgefahren ist, bevor er sich verletzte und 2 lange Jahre nicht zur erwünschten Form fand. In Frankreich war er zwar schon recht weit vorne gelandet, hatte Jan Ullrich aber nur sehr selten helfen können. Auch seine Ergebnisse in der Vorbereitung waren recht wechselhaft gewesen, doch die gute Platzierungen bei der Vuelta dürfte Sevilla endlich eine Bestätigung geben und Mut! Fakt ist, dass sich Sevilla beim T-Mobile Team pudelwohl fühlt.
Höhere Ziele steckt sich dafür Michael Rogers, der zweite Australier im Team neben Scott Davis: Zuerst will er Jan Ullrich zum Triumph in Paris verhelfen (er ist bereits gesetzt) und dann zum 4.Mal in Folge Weltmeister im Einzelzeitfahren werden. Deshalb hofft er sich nach der Tour de France individuell auf die Veranstaltung in Salzburg vorbereiten zu dürfen, also eine Rennpause zugesprochen zu bekommen. Da er gerade erst 26 ist, ist klar, dass ihm die Zukunft gehört. Keine Überraschung also, dass T-Mobile den potentiellen späteren Tour-Sieger möglichst lange zu binden. Im letzten Jahr hat er mit seinem 2.Rang bei der Tour de Suisse gezeigt, was in ihm steckt. In den Bergen zeigte er sogar seinem neuen „Chef“ Jan Ullrich das Hinterrad. Weiter imponierte er 2003 mit seinem Sieg bei der Deutschland-Rundfahrt. In Frankreich wird der Allrounder wohl mehr Arbeit im Mittelgebirge verrichten müssen, denn für die schweren Anstiege gibt es bessere Helfer und ein MZF gibt es nicht. Ein solches steht dafür beim Giro auf dem Programm, den Rogers voraussichtlich bestreiten wird.
Dieses Jahr hofft auch Steffen Wesemann auf einen Sieg. Allerdings nicht bei der Tour de France, sondern beim berüchtigten Kopfsteinpflaster-Spektakel Paris-Roubaix. Dort fühlt sich der Neuschweizer wohl und zeigt beständig ordentliche Leistungen. Immerhin hat er vor knapp zwei Jahren als einer der wenigen Deutschen bisher schon die Flandern-Rundfahrt gewonnen und auch bei Paris-Roubaix war er 2003 bereits zweiter. Doch bisweilen schien ihm das Glück nicht hold. 2004 ging er sehr motiviert an den Start, musste aber nach einer tollen Teamleistung und zwei Stürzen gegen Ende des Rennens mit Rang 16 Vorlieb nehmen. Letztes Jahr musste er in Flandern geschwächt aufgeben und eine Woche später verpasste er durch einen Massensturz den Anschluss an die Spitze. Jetzt möchte er es noch einmal wissen, denn er will seine Karriere nicht beenden, bevor er nicht im Veldodrom von Roubaix als Erster die Linie überquert hat. Möglicherweise kann der endschnelle Profi ja seine gute Form aus dem Herbst mitnehmen, immerhin wurde er bei der Züri Metzgete 6. und fuhr auch bei der Deutschland-Tour für seine Verhältnisse sehr gut an den Anstiegen.
Nach einem toll verlaufenden Jahr 2005 und einer starken sportlichen Weiterentwicklung kann Eric Baumann zurecht darauf hoffen bei einigen kleinen Rennen ganz vorne mitzumischen. Obwohl der mittlerweile 25-jährige seine Chance vor allem im Spurt sucht (in unübersichtlichen Rennen macht ihm keiner was vor), hat er sich im vorigen Jahr ebenfalls als Stütze bei den flandrischen Klassikern erwiesen. Dabei glänzte er selbst mit nennenswerten Resultaten, wie dem 4. Platz bei Nokere Koerse und einem Platz unter den ersten Zehn beim E3 Prijs Vlaanderen. Des Weiteren gelang ihm der Durchbruch mit seinem Etappenerfolg bei der gut besetzten Luxemburg-Rundfahrt, wo er sogar das Trikot des Spitzenreiters trug.
Seine Aufgabe wird es auch in dieser Saison sein, selbst mal im Sprint zu zeigen was er kann und ansonsten schnelle Männer wie Pollack bestmöglich in Position zu bringen. Dass er das kann, hat er mehrfach bewiesen und da man bei seinem Alter durchaus Steigerungspotential erwarten kann, dürfen wir uns auf eine spannende Saison mit Eric Baumann freuen.
Mit Lorenzo Bernucci (26) ist es dem T-Mobile Team einmal mehr gelungen einen vorzüglichen Klassiker-Spezialisten unter Vertrag zu nehmen. Laut Olaf Ludwig soll der Italiener zusammen mit Steffen Wesemann und Andreas Klier bei der Flandern-Rundfahrt überzeugen und schon früh im Jahr gute Platzierungen einfahren. Zu rechnen ist mit dem jungen Star aber auch in Ausreißergruppen und bei den verregneten Herbstklassikern. Stolz sein kann Bernucci auf die letzte Saison, durfte er sich doch bei der Tour de France, dem größten Radrennen der Welt, in die Siegerliste eintragen. Auf der 6. Etappe siegte er als Solist knapp vor dem Feld, nachdem der Franzose Christophe Mengin in der letzten Kurve gestürzt war. Weniger überraschend waren die zahlreichen gut beendeten italienischen Klassiker. Mit seinem Podestplatz bei der Meisterschaft von Zürich hat der ehemalige Fassa Bortolo Fahrer Durchsetzungskraft bewiesen. Sollte er sich im Team gut einfinden können, wird mit ihm das gesamte Jahr über etwas zu zutrauen zu sein.
Nach Frantisek Rabon ist Marcus Burghardt der zweitjüngste Fahrer im Team und zeigt damit auf welchem Weg sich das T-Mobile Team befindet. Sein Einstand im Jahr 2005 beim Team T-Mobile war sicher zufriedenstellend und während der Saison machte der Chemnitzer noch einmal einen gewaltigen Sprung. Bemerkenswert waren seine Kletterqualitäten während der Vuelta genau so, wie seine aufopfernden Helferdienste. Tolle Ergebnisse erzielte er außerdem beim Dwars Door Vlaanderen (4.) und bei der Regio-Tour im Schwarzwald, wo er sogar mehrere Male um die vorderen Ränge mitfuhr. Etabliert hatte er sich allerdings schon mit seinem unwiderstehlichen Antritt bei der Flandern-Rundfahrt. Dort zwang er die gegnerischen Teams mustergültig zur Verfolgungsarbeit. Viele werden in dieser Saison eine weitere klare Steigerung und vielleicht den ersten Sieg erwarten. Nicht das es dem Sympathisanten Burghardt nicht zu zutrauen wäre, aber ich persönlich erwarte von ihm eine ähnliche Rolle wie zuletzt: Löcher stopfen, Massenspurt vorbereiten; Wese und Co unterstützen und ab und an mal in einer Gruppe die eigenen Chancen wahrnehmen.
Eine große Unbekannte im Team ist der Australier Scott Davis, der ebenfalls neu zur Mannschaft gestoßen ist. Außer einem respektablen 14. Rang bei der spanischen Burgos-Rundfahrt konnte er bisher keine sportlichen Erfolge erringen, was die Straßenrennen angeht. Bei den Bahnweltmeisterschaften der Junioren im Jahre 1997 holte er jedoch die Goldmedaille. Ob er seine Qualitäten vielleicht im Einzelzeitfahren umsetzten kann, bleibt abzuwarten. Vorerst heißt es für ihn Erfahrungen in einem Protour-Team sammeln. Eine wichtige Rolle in der deutschen Equipe wird er dabei wohl kaum einnehmen. Seine Rolle wird es sein in Fluchtgruppen mitzufahren und mögliche Angriffe der Kapitäne vorzubereiten. Laut einem Bericht der offiziellen T-Mobile Website soll er im Frühjahr bereits Akzente setzten und bei der Mallorca-Challenge auf den Bergetappen als Kapitän zusammen mit Bernhard Kohl agieren. Der ältere Bruder von Top-Star Allan Davis gibt sich zwar keinen Illusionen hin, hofft aber von der Teamleitung für die Italien-Rundfahrt nominiert zu werden.
Obwohl er im letzten Jahr lange nicht so tolle Resultate einfuhr wie zum Beispiel Neuzugang Kim Kirchen, gilt Linus Gerdemann als zukünftiger Hoffnungsträger für die großen Rennen. Der im September geborene Deutsche wird für die nächsten drei Jahre für den Bonner Rennstall radeln. Er kommt vom dänischen CSC-Team mit dem es einige Probleme gegeben hatte, als Gerdemann erwähnte er werde zu Beginn der Saison 2007 zum T-Mobile Team wechseln. Bjarne Riis war nicht bereit den jungen Mann weiter aufzubauen, weshalb er schon in diesem Jahr das Magentatrikot tragen wird. Natürlich wird auf Grund seiner Qualitäten viel von ihm erwartet werden, jedoch soll er sich zunächst weiter verbessern und ist noch nicht für die großen Rennen eingeplant. Folglich, wird er wie im vorigen Jahr bei kleineren Rundfahrten vorne mitmischen und bei Etappenankünften als Ausreißer seine Chance suchen. Eben so holte er sich bereits bei der Tour de Suisse einen der sowohl hoch begehrten, als auch hoch dotierten Etappensiege. Auf seine Entwicklung dürfen wir auf jeden Fall gespannt sein!
Bas Giling * |
Bas Giling lässt sich durchaus zur Klassikerfraktion vom T-Mobile Team rechnen. Immerhin wurde er 2004 noch 2. bei der U23-Ausgabe von Paris-Roubaix. Klarerweise galt es für ihn in seiner ersten Profisaison Erfahrung zu sammeln. Dies tat er und war fast das komplette Jahr im Einsatz. Allein wegen der Anzahl seiner Rennen waren große Leistungen also nicht all zu oft zu erwarten. Dennoch wusste er beim belgischen Klassiker GP Rudy Dhaenens als 5. zu gefallen. Später erreichte er einen nennenswerten 8.Rang bei einer Etappe der Tour of Britain. Mehr hatte sich manch einer, wie ich auch, von ihm bei der Benelux-Tour erwartet. Dort gelang ihm nicht mehr, als ein respektabler Fluchtversuch. Fakt ist: Giling hat auf jeden Fall noch Potential, welches er in diesem Jahr versuchen wird abzurufen. Die große Konkurrenz in der Equipe wird von ihm bei den Frühjahrsklassikern aber vor allem Helferdienste und Kämpferherz verlangen.
Warum mit Andre Greipel ein weiterer junger Fahrer geholt wurde, ist allgemein bekannt: Der junge Deutsche zeichnete sich in der Vergangenheit mehrfach durch seine Endschnelligkeit aus und gilt neben Gerald Ciolek als größtes deutsches Sprinttalent. Er ließ besonders durch seine überraschend guten Ergebnisse (auch 1 Sieg) bei der Dänemark-Rundfahrt aufhorchen, wo Ivan Basso den Gesamtsieg erlangte. Mit Olaf Pollack, der bereits ein weitaus erfahrener Spurtspezialist im T-Mobile Stress ist, hat Greipel durchaus die Vorrausetzungen um in diesem Jahr viel zu lernen. Dafür wird er natürlich auch mal für die Kapitäne anfahren oder im Wind ackern müssen. Zurzeit kann man hören, dass der Rennstall im Trainingslager auf Mallorca auch die Sprintvorbereitungen trainiert haben soll. Das mit Sicherheit nicht zu Greipels Nachteil! Natürlich braucht er noch Zeit sich zu entwickeln, doch ich hoffe schon zu Saisonbeginn auf gute Resultate, solange er mal seine Chance suchen darf.
Ich erinnere mich noch genau an einen Tag im Sommer: Wie ich erleichtert aufsprang, als ich hörte, dass die T-Mobile Team-Leitung den Vertrag von Giuseppe Guerini verlängert hatte.
Guerini gilt als treuer und bedingungsloser Helfer. Vor allem bei der Tour de France opfert er sich immer geradezu für Jan Ullrich auf. Seiner Rolle als Edeljoker wird der Italiener, der auch Turbo-Beppe gerufen wird stets gerecht. So auch im letzten Jahr, als er den T-Mobile Angriff auf Lance Armstrong am Port de Pailheres mustergültig vorbereitete. Desweiteren zeigte er seine Klasse durch einen Etappenerfolg beim schwierigsten Radrennen der Welt. Stark fährt er meist auch bei der Tour de Suisse wo er 2003 sogar 2. werden konnte. Dabei setzt er seinen Saisonhöhepunkt im Hochsommer und kann manchmal noch bei der ein oder anderen kleinen Rundfahrt (z.B. Katalonien) im Frühjahr vordere Ränge einfahren. Guiseppe Guerini gehört zu den sieben Fahrern, die um die übrigen 4 Tourteilnahmen kämpfen, obwohl er es meiner Meinung nach verdient hätte, schon jetzt fest im Kader zu stehen. Vielleicht darf der Italiener auch bei Veranstaltungen wie der Tour de Suisse auf den Sieg fahren, wenn ein Ullrich wirklich nicht antritt. Allerdings ist Guerini nicht mehr der Jüngste (36) und es bleibt abzuwarten, wann er sein Rad an den Nagel hängt.
Viele behaupten Sergey Honchar habe seine besten Zeiten hinter sich. Doch der Ukrainer kam trotz seiner Mitte dreißig bei seinen letzten beiden Giro-Teilnahmen auf einen hervorragenden 2. und einen 6. Platz. Außerdem gehört der ehemalige Zeitfahrweltmeister in dieser Disziplin immer noch zu den Besten. Genau deshalb war das T-Mobile Team sofort an ihm interessiert. Honchar soll bei der Tour de France wertvolle Arbeit verrichten. Natürlich wären seine Stärken beim Mannschaftszeitfahren besser zu tragen gekommen, jedoch gibt es ein solches bei der Italien-Rundfahrt, welche er vermutlich auch bestreiten wird. Zusammen mit Rogers und Ullrich könnte er dort ein schlagkräftiges Trio bilden. Stark fahren kann er aber auch bei den Klassikern, die er in Italien des Öfteren vorne beendet hat. So kam er bei der Coppa Placci unter die ersten Zehn, beim Giro del Veneto gelang ihm sogar der Sprung aufs Podium. Bei der Bonner Equipe rechne ich damit, dass sich Honchar gezielt auf seine Aufgaben vorbereiten wird und als Helfer eher unauffällig agieren wird. Ich lasse mich aber gerne eine Besseren belehren.
Seit einigen Jahren mischt Sergey Ivanov jährlich bei den Klassikern vorne mit. Dabei gelang ihm 2002 bis 2004 dreimal hintereinander der Sprung unter die ersten 15 im Weltcupendstand. Trotz zwei Siegen im letzten Jahr und einigen guten Platzierungen, spricht er in einem Interview davon, dass er mehr könne, als er zuletzt gezeigt habe.
Seine Stärke spielt er sowohl bei der Flandern-Rundfahrt, als auch des Öfteren beim Amstel Gold Race aus. Hier wurde er schon einmal phänomenal 2. hinter seinem Teamkollegen Michele Bartoli. Allerdings kann er im Mittelgebirge auch starke Attacken reiten und einen Etappenerfolg einfahren. In dieser Saison werden wir den Russen in den eigenen Landesfarben sehen. Zu erwarten ist, dass er bei den Eintagesrennen im Frühjahr als Unterstützung für die Kapitäne wie Wesemann oder Klier dienen wird. Sollten diese ausfallen, könnte er als eine Art Joker seine eigenen Chancen suchen. Im Sommer wird er wohl wieder bei kleineren Rundfahrten fahren und sich hier auf die Herbstrennen vorbereiten. Dann nämlich stehen noch einige belgische Veranstaltungen an, die ihm liegen könnten.
Matthias Kessler gehört zu meinen persönlichen Lieblingsfahrern. Der Freund Jan Ullrichs ist ebenfalls ein starker Klassikerfahrer und profitiert dabei vor allem von seinem Kämpferherz und seinen recht schnellen Beinen. In der Ardennenwoche fährt er meist mehrere gute Ränge ein. Leider wurde er im vorigen Jahr beim Giro und bei der Tour de France eingesetzt und war daher im Frühjahr noch nicht in der Verfassung sonstiger Jahre. Bei den großen Rundfahrern muss er die Nase in den Wind stecken und gefährliche Fluchtgruppen kontrollieren. Einen guten Eindruck machte der Franke bei der Deutschland-Tour, wo er im Gebirge lange an Jan Ullrichs Seite fuhr. Genauso wie der deutsche Tour-Sieger wohnt Kessler in der Schweiz und trainiert häufiger in der Höhe. Zu rechnen ist mit Matze auch bei den weniger großen Rennen, z.B. der Baskenland-Rundfahrt. Dort testete er vor den Klassikern schon oft seine Form und er wird wohl auch dieses Jahr wieder dabei sein. Mal sehen, wie er sich weiter entwickeln kann und ob ihm bessere Leistungen gelingen als 2005.
Der 24-jährige Bernhard Kohl ist mit Leib und Seele Bergfahrer. So verwundert es auch nicht, dass er bei seiner Heimat-Rundfahrt im letzten Jahr auf einen nennenswerten 7. Rang fuhr. Denn bei der Österreich-Rundfahrt stehen ja bekanntlich einige Pässe auf dem Programm. Zusätzlich wusste Kohl bei der Vuelta zu gefallen, obwohl er von einer Krankheit geschwächt ins Ziel kam. Das junge Talent beginnt jetzt zwar erst seine zweite Saison in Magenta, trotzdem konnte er sich mit Helferdiensten, wie bei der Dauphine Libere im Sommer, wo er als wichtigster Helfer Vinokourovs fungierte, schon etablieren. Laut seiner eigenen Internetpräsenz plant Kohl Höhepunkte bei der Tour of California (im Februar) und erneut in Österreich zu setzten. Nebenbei kann er durchaus auf eine Nominierung bei einem der schweren Klassiker hoffen. Bernie, wie er genannt wird, liebt besonders die steilen Straßen, während „Autobahn-Passstraßen“ mit geringer Steigung nicht nach seinem Geschmack sind.
Andre Korff * |
Andre Korff ist nicht nur ein guter Freund vom Team-Käpt’n Jan Ullrich, sondern auch ein Rennfahrer, den es sich lohnt im Team zu haben. Sowohl die Arbeiteraufgaben (Fluchtgruppen, Löcher stopfen), als auch ein gutes Auge zählen zu seinen Stärken. Eigentlich ist Korff jedoch ein waschechter Sprinter, der sich aber auch nicht scheut einem schnelleren Mann den Spurt anzufahren oder ihn in Position zu bringen. Dies ist kaum vorstellbar, wiegt Korff (1,83 m) doch nur knapp über 70 Kilogramm. Nach mehreren schwierigen Jahren, z.B. 2003 im Coast Team, erlebt der gebürtige Erfurter beim T-Mobile Team seinen zweiten Frühling. Mit Pollack, Greipel und Baumann hat er insgesamt 3 ebenbürtige Sprinter im Team, sodass sich dem Bonner Rennstall im Sprint einige Möglichkeiten eröffnen. Seine Aufgaben werden es sein gute Etappenplatzierungen zu erlangen und für die Kapitäne zu ackern. Zuletzt erreichte Korff unter anderem vordere Ränge bei Eatppen der Sachsen-Tour oder der Tour de Romandie.
Mit Jörg Ludewig hat man bei T-Mobile einen würdigen Rolf Aldag Ersatz gefunden. Der 30 Jahre alte Deutsche gilt als Helfer, der sich für seine Chefs den Arsch aufreißt, also jenen Fahrern, die ihre Ansprüche zurückstellen und der Mannschaft dienen. Ich denke, dass Ludewig schon in guter Verfassung bei den ersten Rennen antreten wird um dort einige Angriffe zu starten. So zum Beispiel bei Paris-Nizza, wo er noch eine Rechnung offen hat. Bei den deutschen Rundfahrten kann Ludewig seine Chancen durchaus wahren und unter die ersten Zehn kommen, wenn er den Mut hat in einer Gruppe mitzustiefeln. An Selbstvertrauen mangelt es dem Deutschen nicht, aber eine Tour-Teilnahme zieht er trotz dessen nicht in Betracht. Obwohl Ludewig nicht oft herausragende Resultate bringt, werden seine Leistungen intern natürlich gewürdigt. Der Helfer ist es schließlich der für die Kapitäne den Weg zum Sieg ebnet und die Wasserträger müssen mindestens genauso hart arbeiten, wie die Siegfahrer und Stars: Vom ersten Kilometer an wachsam sein, den Kapitän vor Stürzen schützen und aus dem Wind halten, Flaschen holen, in Fluchtgruppen mitgehen oder die bereits enteilten wieder einholen. Ohne Fahrer wie Jörg Ludewig wären die Erfolge undenkbar.
Mit Eddy Mazzoleni hat T-Mobile mal wieder einen Top-Rundfahrer eingekauft. Der Italiener soll wohl ins Besondere den Abgang von Vinokourov kompensieren, damit bei der Tour ein schlagkräftiges Team an den Start geht. Außerdem hat Mazzoleni mit seinen 33 Jahren schon reichlich Erfahrung, immerhin hat er schon 11 Grand-Tours auf dem Buckel. Bisher fuhr Eddy nur bei italienischen Teams, wo er meist Adjudant von Profis wie Simoni oder Garzelli galt. Doch er hält T-Mobile für das beste Team der Welt und sieht eine große Chance in Deutschland: Er will, dass endlich wieder Ruhe in sein Sportlerleben einkehrt. Besonders beeindruckend ist die Bandbreite der Rennen bei denen Mazzoleni vorne mitfahren kann. Er kann sowohl bei den Klassikern für Furore sorgen, als auch bei den Rundfahrten: Er wurde bereits 9. in Lüttich (2003), 10. bei Paris-Tours (2004), um kurze Zeit später bei der Lombardei-Rundfahrt sogar noch auf Rang 7 vorzufahren. Neben seinem 13. Platz bei der tour, landete er noch beim Clasica San Sebastian auf dem Podium. Ein Tiefpunkt seiner Karriere waren mit Sicherheit die Dopinganschuldigungen, welche ihn 2004 trafen. Mazzoleni ist mit der Schwester von Ivan Basso zusammen.
In diesem Jahr gilt es auch für Daniele Nardello. Der aus Varese stammende Fahrer radelt seit Ende 2002 beim T-Mobile Team und muss dieses Jahr erneut um einen Vertrag kämpfen. Nachdem er schon bei Mapei hervorragende Ergebnisse im Klassikerbereich erlangt hatte, konnte er sich ins einer ersten Saison bei der deutschen Equipe noch einmal steigern und unter anderem die Meisterschaft von Zürich gewinnen. Dabei landete er auf dem 8. Weltcup-Rang. In den folgenden Jahren hatte er aber zunehmend gesundheitliche Probleme (Krankheiten, Rückenschmerzen) und konnte die in ihn gesetzten Erwartungen nicht immer erfüllen. Man kann erwarten, dass Nardello wieder beim kleinen Rennen z.B. in Deutschland und bei den Eintagesrennen vor allem im Herbst eine Rolle spielt. Gut präsentiert er sich meist auch bei der Tour de Suisse. Mit dem Vareser ist auf hügeligem Terrain immer zu rechnen, doch es dürfte ihm schwer fallen sich gegen die starke (deutsche) Konkurrenz im Team durch zusetzten. Ich hoffe jedenfalls, dass Nardello zu seiner alten Stärke zurück findet und die Chance erhält, sie auszuspielen!
Frantisek Rabon ist eine der wenigen Unbekannten im Team. Der Tscheche ist der jüngste Fahrer und ist damit auch der einzige Neoprofi, der verpflichtet wurde. Aufmerksam gemacht hat er Olaf Ludwig mit seinem Sieg bei den U23-Europameisterschaften, wo er sogar den Hauptfavoriten hinter sich ließ. Wie bei allen Fahrern, die neu im Profigeschäft sind, gilt es für Rabon, sich zurechtzufinden und eigene Erfahrungen zu machen. Sorgen um seinen Vertrag muss er sich nicht machen, denn der ist bis Ende 2007 gesichert. Beim Teamtrainingslager auf Mallorca fühlte Rabon sich bereit für die kommenden Aufgaben. Er gilt als gestandener Zeitfahrer und als eines der vielversprechensden Talente aus dem Osten. Er soll vor allem bei den kleineren Rennen zum Einsatz kommen, doch in seiner Situation sollte man noch nicht zu viel erwarten.
Der Niederländer Bram Schmitz steigt ein weiteres Jahr für T-Mobile in den Sattel. Mit fast zwei Metern Länge ist er eine „feste“ Größe im Team. Im Jahre 2004 trug er lange Zeit eine Krankheit mit sich herum und konnte kaum ins Renngeschehen eingreifen. Umso besser fuhr er dann in der nächsten Saison. Bei der Luxemburg –Rundfahrt schnappte er sich einen Tagessieg, ähnlich gut schnitt er bei der Tour of Britain ab, wo er einmal auf Platz 2 rangierte.
Sein Gesicht ist oft in Ausreißergruppen vertreten. Mit der Italien-Rundfahrt absolvierte er im Mai sein erstes dreiwöchiges Rennen. Krönen wollte er die Saison eigentlich bei der Benelux-Rundfahrt, die durch seine Heimat führt und zur Protour zählt. Doch in aussichtsreicher Position liegend machten ihm wieder gesundheitliche Probleme einen Strich durch die Rechnung. Das Pech blieb ihm weiterhin treu, denn beim Mannschaftstreffen knickte Schmitz unglücklich um und musste pausieren. Ich denke wir werden Bram Schmitz aus dieses Jahr auf Etappenjagd erleben und eventuell auch bei einem Frühjahrsklassiker, wenn der Holländer seinen Formrückstand rechtzeitig aufholt.
Stephan Schreck ** |
Eine tolle Entwicklung durchgemacht hat Stephan Schreck. Im letzten Jahr stand er zum ersten Mal in seinem Leben im Aufgebot für die Tour de France und schlug sich wacker durch die drei Wochen. Dabei schien er sogar ziemlich begehrt zu sein, wenn es um Interviews ging. Schreck ist in erster Linie Helfer und Arbeitstier, wobei er sich zu einem Spezialisten für die flandrischen Klassiker entwickelt hat. So wahrte er Wesemann 2004 alle Chancen auf einen vorderen Platz bei der Flandern-Rundfahrt, nachdem er ihn nach einem Sturz wieder ins Hauptfeld gefahren hatte. Aber der Erfurter hat schon bewiesen, dass er auch mal im Mittelpunkt der Öffentlichkeit stehen kann. So konnte er vor zwei Jahren nämlich je einen Etappenerfolg bei der Sachsen-Tour (Gesamt vierter) und bei der Regio-Tour einheimsen. Dort wurde er sogar beim EZF sensationell 2. und musste sich zum Schluss nur seinem Teamkollegen Vinokourov geschlagen geben. Auch in diesem Jahr wird Schreck als Wasserträger fahren, seine Tour-Teilnahme steht allerdings noch nicht fest, und ansonsten bei deutschen Radsportereignissen auf mittelschwerem Terrain auf eigene Kappe zu fahren.
Ein weiterer Hoffnungsträger ist Patrik Sinkewitz. Der 25-jährige Jungspunt hat bereits die Deutschland-Tour gewonnen und auch bei der Tour de Suisse geglänzt. Seine Kletterfähigkeiten sind gut, doch im Zeitfahren lassen seine Ergebnisse noch zu Wünschen übrig. Mit einem 10. Rang bei der neuesten Ausgabe der Deutschland-Tour konnte Sinkewitz zwar einen soliden Platz im Gesamtklassement verbuchen, seinen Sieg im Jahre 2004 jedoch nicht bestätigen. Diese Gelegenheit hat er in diesem Jahr, darf er unter den Fittichen von Olaf Ludwig doch bei kleinen Rundfahrten seine Chancen wahren und je nach Form sogar Jan Ullrich nach Straßburg zum Start der Tour de France begleiten. Dort muss er beweisen, dass er ohne teaminterne Probleme auch im Hochgebirge mithalten kann. Ein weiteres Augenmerk wird Sinkewitz wohl auf die Ardennenwoche legen, wo er zusammen mit Matthias Kessler und Kim Kirchen versuchen kann einen Sieg einzufahren. Ansonsten wird der Bergfahrer seine Fähigkeiten weiterentwickeln und Erfahrungen sammeln, bei den großen Rennen. Bestimmt wird er seinem neuen Giant-Rad das ein oder andere Mal Flügel verleihen.
Der letzte Neuankömmling im Team ist der Ex-Gerolsteiner Thomas Ziegler. Der Junge mit den schnellen Beinen geht optimistisch in die neue Saison, hat er doch im vorigen Jahr seinen ersten Profisieg gefeiert. Vor allem bei kälteren Bedingungen mischt Ziegler immer vorne mit. Er kann schon früh im Jahr Erfolge feiern und bei Rennen wie Paris-Nizza eine Rolle spielen. Beständige Leistungen von ihm sind insgesamt bei den kleinen Rundfahrten und Eintagesrennen zu erwarten. Ziegler ist zwar kein Bergspezialist, aber wenn die Klettermaxe noch nicht in Form sind und die Berge nicht allzu hoch, dann kann auch er gefährlich werden. Im letzten Jahr fiel Ziegler durch seinen zweiten Platz bei „Rund um die Hainleite“ hinter Bert Grabsch auf, bei der Niedersachsen-Rundfahrt schrammte er nur haarscharf an einem Podestplatz vorbei. Mit ähnlichen Ergebnissen ist auch in diesem Jahr zu rechnen, auf eine Steigerung kann man aber ebenfalls hoffen. Ich denke eine große Rundfahrt dürfte des Weiteren auch bei ihm wieder auf dem Programm stehen.
Höchste Priorität hat für den T-Mobile Konzern ein Sieg bei der Tour de France, weil diese am meisten Werbung für das Unternehmen bringt. Weitere Saisonziele sind die Klassiker und Protour-Rennen, wobei hier vor allem jene im Sommer im Mittelpunkt stehen, weil dort die Fahrer, welche bei der Tour starten, schon gut in Form sein werden.
Die Untersuchung der einzelnen Fahrer beweist: Das T-Mobile Team hat auch in diesem Jahr genügend Kräfte zur Verfügung um auf jedem Terrain und bei jedem Ereignis anzugreifen, denn jeder Rennfahrer in der Equipe ist stark genug um zu gewinnen. Dazu müssen die Fahrer aber in besserer Verfassung sein, als im letzten Jahr.
Ich persönlich hoffe, dass für Jan Ullrich ein Toursieg herausspringt und das Team mit weiteren Erfolgen und guten Platzierungen aufwahrten kann. Dabei fände ich es gut, wenn jeder Fahrer einmal seine Chance erhält und sich nicht alle Profis nicht ausschließlich
auf die Frankreich-Rundfahrt vorbereiten. Besonders große Erwartungen stecke ich in Wesemann und Klier bei der Flandern-Rundfahrt, Matthias Kessler in Lüttich, Sevilla bei der Vuelta, Nardello im Herbst und ähnlich gute Ränge bei den deutschen Rennen, wie Gerolsteiner sie erlangt. Eventuell gelingt es einem der Magentafarbenen ja in der Protour-Wertung ganz weit vorne zu landen.
Eric Baumann, Lorenzo Bernucci (Ita), Marcus Burghardt, Scott Davis (Aus), Linus Gerdemann, Bas Giling (Ned), Andre Greipel, Giuseppe Guerini (Ita), Sergey Honchar (Ukr), Sergey Ivanov (Rus), Matthias Kessler, Kim Kirchen (Lux), Andreas Klier, Andreas Klöden, Bernhard Kohl (Öst), Andre Korff, Jörg Ludewig, Eddy Mazzoleni (Ita), Daniele Nardello (Ita), Olaf Pollack, Frantisek Rabon (Tch), Michael Rogers (Aus), Bram Schmitz (Ned), Stephan Schreck, Oscar Sevilla (Spa), Patrik Sinkewitz, Jan Ullrich, Steffen Wesemann (Sui), Thomas Ziegler
Das Team hinter dem Team:
Manager: Olaf Ludwig
Sporttechnischer Direktor: Mario Kummer
Sportlicher Leiter: Rudy Pevenage
Sportlicher Leiter: Frans van Looy
Sportlicher Leiter: Valerio Piva
Sportlicher Leiter: Brain Holm
Sportlicher Leiter (Assistenz): Giovanni Fidanza
Das Rad: Giant TCR Advanced
Weitere Infos:
www.t-mobile-team.com
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