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Saisonvorschau Lampre-Fondital

Text: Perry, Fotos: Cyclingimages und Velo-Photos



Hat man sich Ende letzten Jahres endlich an den Namen Lampre-Caffita, den das Saeco-Team letztes Jahr angenommen hat, gewöhnt, muss man sich 2006 schon wieder einen neuen Namen unter ständigem Wiederholen einprägen. Denn der italienische Sponsor Fondital für Heizkörper ist als neuer Namensgeber für Caffita eingesprungen.

 

Aber nicht nur beim Namen hat das Team um Jungstar Damiano Cunego einiges verändert. So zierte letztes Jahr noch der Schriftzug Cannondale die Rahmen der Fahrer, aber 2006 wird man Wilier auf den Fahrrädern des Teams lesen können. Und auch beim Wichtigsten, bei den Fahrern hat sich so einiges verändert. So hat sich der langjährige Kapitän Gilberto Simoni nach Spanien verabschiedet und man kann sagen, dass das Verhältnis zwischen ihm und Lampre schon mal besser war als beim Abschied. Immer wieder hat es Schlagabtausche zwischen ihm und Cunego oder dessen Mentor Martinelli gegeben, was nicht gerade für ein gutes Klima innerhalb der Mannschaft gesorgt hat. Dennoch muss ganz klar gesagt werden, dass die Italiener mit dem 2 –maligen Giro-Sieger auch ihren wohl besten und konstantesten Fahrer der letzten Jahre verloren haben. Außerdem verabschiedete sich Eddy Mazzoleni, der die Fahne seines Teams nicht nur bei der letzten Grand Boucle hochgehalten hat, sondern auch ein extrem wichtiger Helfer war. Zudem trennt man sich von Gerrit Glomser, Andreas Matzbacher, Spezialetti und Gianluca Bortolami, weil diese den Ansprüchen von Lampre-Fondital aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr genügten.

 

Aber natürlich konnte man sich auch auf dem Transfermarkt einige sehr gute Fahrer sichern. Hier stechen Valjavec und Bruseghin als Rundfahrer, die sich in den letzten Jahren auf ein beachtliches Niveau gesteigert haben, hervor. Und auch Marzoli und Tiralongo sind für starke Auftritte bei Klassikern und in den Bergen verpflichtet worden. Schließlich muss man auch noch den Einkauf von Danilo Napolitano erwähnen, dem wohl die Sprintzukunft gehört.



Die Topfahrer



Alessandro Ballan

Für den 26-Jährigen wird dies die 3. Saison bei Lampre. Letztes Jahr war sein bis dato stärkstes Jahr und aufgrund seines geringen Alters (für einen Pavé –Spezialisten) kann man auf seine weiter Entwicklung sehr gespannt sein. Er ist hauptsächlich ein sehr guter Kopfsteinpflasterfahrer, wie er letztes Jahr bei der Flandern-Rundfahrt bewiesen hat, aber auch als Ausreißer oder Sprinter kann er überzeugen. Sein Hauptaugenmerk wird also wieder auf den Frühjahrsklassikern liegen, wobei er hierbei als Kapitän fungieren dürfte. Außerdem ist er aufgrund seiner guten Sprintfähigkeiten auch als Anfahrer für Bennati geeignet.



Daniele Bennati

Der Stern des 25-Jährigen ging letztes Jahr auf. So bewies er, dass er sowohl bei Sprintankünften sowie auch bei Klassikern eine große Rolle spielen kann. Man darf gespannt sein, ob wir Benanati beim Giro, der Tour oder beiden Rennen erleben dürfen. Denn die großen Rundfahrten  ist Bennati dezent umgangen. Ebenso wird es interessant zu beobachten sein, ob er konstant in die Riege der großen Sprinter eindringen kann. Bei Lampre – Fondital hat er dafür die besten Voraussetzungen, da er mit Ballan, Napolitano, Marzoli und Corioni sehr gute Anfahrer hat. Ob es aber einen Treno wie zu Zeiten Cipollinis bei Saeco geben wird, hängt ganz von Bennati ab.



Marzio Bruseghin

 Der 31 – jährige Neuzugang von Fasso Bortolo ist vor allem ein guter Rundfahrer. Er ist hauptsächlich als Edelhelfer von Damiano Cunego beim Giro d´Italia verpflichtet worden, wird aber auch genügend andere  Möglichkeiten vom Management erhalten seine Ambitionen zu erfüllen. Seine nicht zu verachtende Stärke im Zeitfahren hebt ihn von den anderen starken Kletterern im Team ab. Dies könnte vor allem beim Mannschaftszeitfahren des Giros wichtig werden, dient aber als ein schlagkräftiges Argument für Lampre mit Bruseghin als Kapitän in die Tour de France zu gehen.



Salvatore Commesso

Die beste Zeit des 30 – Jährigen ist wohl schon vorbei, aber wie jedes Jahr sind dem Schlitzohr aus Tore del Greco wieder Etappensiege bei Tour und Co zuzutrauen. Außerdem ist das Radsportschwergewicht (65 Kilo bei 1,65m) ein treuer Helfer und die Tatsache, dass er schon immer bei Lampre (bzw. Saeco) fährt, zeigt, dass sich seine jungen Teamkollegen, mit Problemen an ihn wenden können. Und wer weiß, vielleicht kann Commesso zum dritten Mal italienischer Meister werden. Zuzutrauen wäre ihm fast alles.



Damiano Cunego:

Der uneingeschränkte Kapitän von Lampre-Fondital trotz seiner 24 Jahren. Der Giro-Sieger von 2004 ließ trotz seiner vieldiskutierten Viruserkrankung letztes Jahr immer wieder seine unglaubliche Klasse aufblitzen und zählt dieses Jahr nicht nur beim Giro wieder zu den absoluten Topfavoriten. Schon Ende letzten Jahres begannen die Verantwortlichen an seiner eklatanten Zeitfahrschwäche zu arbeiten und man darf sich auf Verbesserungen freuen, denn auch letztes Jahr war eine deutliche Steigerung zu bemerken (wenn wir davon ausgehen, dass er bei den Giro-Zeitfahren durch den Virus geschwächt war) als er beim Zeitfahren der Tour de Romandie immerhin einen achtbaren 4. Platz hinlegte. Wenn dies auch auf den anspruchvollen Kurs und die kurze Distanz zurückzuführen ist, wäre ihm solch ein Zeitfahren 2004 noch nicht gelungen. Mit Valjavec, Marzoli, Tiralongo und Bruseghin hat er vier starke Helfer für die Berge hinzugewonnen. Und Sabaliauskas, Szmyd und auch Petrov werden ihm auch in den Bergen helfen können. Ob der Abgang von Simoni Cunego eher hilft oder schadet ist schwer vorherzusagen. Zwar stärkt der Abgang Simonis seine Position im Team und gibt keine ständigen Diskussionen über die Kapitänsrolle mehr, aber der Veroneser kann sich  auch nicht hinter dem „großen“ Simoni verstecken. Und das mit der hohen Erwartungshaltung und Cunego ist so eine Sache. Er ist nun mal ein sehr junger Fahrer und muss erstmal beweisen, dass er mit solchem Druck von Seiten der Medien und auch seines Teams zurechtkommt. Und letztes Jahr waren seine Erwartungen nun mal viel höher. Trotzdem kann man sich beim Giro auf einen großen Kampf mit Ivan Basso und Konsorten freuen. Bei der Tour im Juli soll Cunego bei seiner ersten Teilname „reinschnuppern“ und sich vielleicht bei der ein oder anderen Bergetappe vorne zeigen. Sollte er allerdings bis Juli schon Erfolge herausgefahren haben, ist ihm mehr zuzutrauen. Auch als Klassikerfahrer wird sich Damiano wieder zeigen dürfen und zwar voraussichtlich sowohl bei den Frühjahresklassikern als auch bei den Herbstklassikern.



Danilo Napolitano:

Der 25-jährige Neuzugang von LPR gehört zu den größten Sprinterhoffnungen Italiens. Dies hat er letztes Jahr mit zahlreichen Erfolgen untermauert.

Dieses Jahr stellt sich die Frage, ob er sich weiterentwickeln kann und nochmals einen Schritt nach vorne machen kann. Sollte das der Fall sein, wird Napolitano sicherlich genügend Rennen fahren, bei denen er auf eigene Kappe fahren kann. Sollte der Nachwuchssprinter allerdings in seiner Entwicklung stagnieren, so könnte er auch zu Anfahrtsaufgaben für

Bennati verdonnert werden. Und er weiß, vielleicht sehen wir ihn schon 2006 bei einer Grand-Tour mitten im Sprintgeschehen.



Evgueni Petrov

Die Frage muss sein, wie lange der 28-jährige Russe noch braucht, die hohen Erwartungen die nach seinem Triumph bei der U23-WM 2000 und dem Sieg bei der Tour de l`Avenir 2002 geschürt wurden, zu erfüllen. Jedes Jahr gehört er zu den Fahrern, von denen man bei Lampre einiges erwarten muss, aber erfüllen sollte er sie dann schon, zumal das Lampre-Management nicht gerade für seine übermäßige Geduld mit Fahrern bekannt ist. Aber eine Giro-Nominierung dürfte der russische Zeitfahrmeister von 2002 aufgrund des Teamzeitfahrens dennoch sicher haben.

 



Tadej Valjavec

Der bergstarke Slowene kommt von Phonak und ist wohl die größte Verstärkung der Mannschaft. Er hat sich in den letzten Jahren immer wieder bei Rundfahrten und speziell auf Bergetappen in Szene setzen können. So zeigte er beim letzten Giro, nachdem er eine Allergie-Erkrankung auskuriert hatte, eine vorzügliche Leistung und er wäre wohl ohne die erste Woche ganz vorne im Gesamtklassement gelandet. Über die Rolle des 28-Jährigen im Lampre-Fondital Team wird viel diskutiert. Am wahrscheinlichsten ist aber das Modell, bei dem er beim Giro als Edelhelfer für Cunego arbeiten muss, aber dann bei der Tour ähnlich wie Bruseghin auf eigene Kappe fahren darf. Außerdem ist der Slowene ein nicht zu verachtender Klassikerfahrer und ihm ist durchaus ein Sieg bei einem renommierten Hügelklassiker zuzutrauen.

 



Prognose

Es könnte ein großes Jahr für Lampre-Fondital werden! Es könnte aber auch ein sehr schlechtes Jahr für Lampre-Fondital werden! Das hängt fast ausschließlich von Damiano Cunego ab und genau hier liegt das Problem: Gewinnt Cunego den Giro oder zeigt sich bei der Tour an vorderster Front, sind alle zufrieden in der Lila-Lampre-Welt. Bleibt bei ihm jedoch der Erfolg aus, wird es sehr (zu) schwer für seine Mannschaftskameraden dies zu kompensieren. Natürlich sind Valjavec, Marzoli, Vila und wie sie alle heißen dazu in der Lage Erfolge einzuheimsen, aber eben nicht von der Qualität eines Cunegos. So kann man sich bei aller Liebe nicht vorstellen einen Valjavec auf dem Podium der Tour de France stehen zu sehen.


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