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Held des Jahres 2005: Die Sonderkategorien, Part II

<font size=1>von Hanna, Cyclist und hasending</font>



Es ist leicht, ein Pro-Tour-Rennen zu sein...

Wem hammerharte Bergetappen oder belgische Frühjahrsklassiker bislang zu lau waren, der konnte sich 2005 über ein Rennen für echte Kerle freuen: die Benelux-Rundfahrt. Auf dem Papier eigentlich ein harmloses, stinknormales Etappenrennen. Doch die Organisatoren hatten mitgedacht und zauberten ein paar Neuerungen aus dem Hut, die selbst abgebrühte Radsportler und Fernsehgucker die Kinnlade auf den Boden klappen ließ: Verkehrsinseln, Kreisel und verwinkelte Straßen en masse, die Stürze quasi schon provozierten. Und als das nicht reichte, gestaltete man auch noch verschiedene Streckenführungen für Spitze und Peloton.

 

Chaos bei der Benelux-Rundfahrt... *
... der kurzzeitig Führende Allan Davis nahm es mit Humor *


Um auch dem Fernsehzuschauer etwas zu bieten, wurde auf eine Zeitlupeneinstellung des Zielsprints grundsätzlich verzichtet. Stattdessen konnte man den Sieger auf seinem Weg bis zum Podium verfolgen. Auf detailverliebte Aufnahmen der anschließenden Dopingkontrolle wurde leider verzichtet, aber das wird ja vielleicht 2006 eingeführt. Kurzum, liebe Organisatoren der Benelux-Rundfahrt: Es kann nur noch besser werden!



Eine beeindruckende Karriere

Mario Cipollini - erfolgreich und charismatisch - nahm Abschied **

Mario Cipollini – ein Held der Saison 2005? Viele werden vielleicht denken, was hat er 2005 schon geleistet?! Gut, er hat zu Saisonbeginn im fernen Qatar den späteren Weltmeister Tom Boonen besiegt, er hat bei seinem Heimrennen, dem Giro della Provincia di Lucca, den fast unschlagbaren Alessandro Petacchi gezeigt, dass man auch im hohen Radsportalter von 38 Jahren noch Siege einfahren kann. Aber deswegen ein Held? Nein, nicht deswegen. Er ist vielmehr ein Held der letzten 17 Jahre. Wie viele Rennfahrer haben in ihrer Karriere jedes Jahr Siege einfahren können? Wie viele Rennfahrer haben eine so beeindruckende Siegesbilanz in ihren Palmares wie Mario Cipollini? Weltmeister, Sieger bei Mailand – San Remo, drei Erfolge bei dem Halbklassiker Gent-Wevelgem, Rekordhalter mit 42 Etappensiegen beim Giro d’Italia, zahlreiche weitere Etappenerfolge bei der Tour de France, Vuelta a España und anderen wichtigen Rennen, die ich nicht namentlich alle aufzählen möchte. Zudem vermochte er mit seinem Rücktritt so kurz vor Beginn des Giro d’Italia die Radsportwelt zu überraschen und einen perfekten Abgang zu inszenieren. Mit Mario Cipollini verlässt nicht nur ein großer Sportler die Bühne, sondern vor allem auch einer, der es wie wohl kaum ein zweiter verstand, sich selbst zu inszenieren. Es bleibt die Hoffnung, dass seine große Leidenschaft für den Radsport dafür sorgt, dass er der Radsportwelt in irgendeiner Form erhalten bleibt. Denn wie sagte einst sein damaliger sportlicher Leiter Antonio Salutini über ihn: „Unter Mario Cipollini zu fahren ist wie die Universität des Radsport zu besuchen“.



Der Anti-Held

2001 scheint sein Jahr zu werden: Dario Frigo fährt seinen ersten großen Profisieg ein und gewinnt Paris-Nizza inkl. Etappensieg. Damit nicht genug, setzt er noch einen drauf und gewinnt gleich noch die Tour de Romandie. Ein neuer Star ist geboren und plötzlich gehört Dario Frigo zu den Favoriten für den Giro d´Italia. Er wird seiner Favoritenrolle gerecht und streift nach der 4. Etappe das rosa Trikot über, das er erst nach der 13. Etappe an Gilberto Simoni abgeben muss. Frigo bleibt aber weiterhin an Simoni dran und hat nach der 17 Etappe gerade einmal 15 Sekunden Rückstand auf Simoni. In der darauf folgenden Nacht gibt es eine Polizeirazzia bei Fahrern, Trainern und Betreuern, bei der nach illegalen Substanzen gesucht wird. Anlass hierfür waren die positiven Tests von Pascal Hervé und Ricardo Forconi. Bei Frigo finden die Fahnder die illegale Substanz Hemassist, worauf dieser das Rennen vorzeitig beenden muss. Frigo dazu :“Ich habe nie gedopt ... Es war lediglich eine Schwäche von mir, die verbotenen Medikamente bei mir zu haben - ich wollte sie nie benutzen“. Gut drei Wochen später sieht Frigo die Dinge anders und gesteht gegenüber den italienischen Behörden die Einnahmen von Testosteron und Epo.

Nach einer sechsmonatigen Sperre sitzt Frigo 2002 wieder im Sattel und gewinnt erneut die Tour de Romandie und die Meisterschaft von Zürich. In den nächsten Jahren verschlechterten sich Frigos Ergebnisse zunehmend. Bei der Tour 2005 kam dann der Knall: Frigos Frau wurde mit verdächtigen Pullen vermutlich Epo verhaftet. Frigo konnte anscheinend den Griff in die Hauptapotheke wieder nicht lassen. Im Oktober kam dann der vorläufige Tiefpunkt seiner Karriere: er wurde wegen der Vergehen von 2001 zu 6 Monaten Haft verurteilt. Wer gleich zweimal dopt und sich auch nicht zu schade ist, mal ordentlich deshalb zu lügen, der hat sich die Auszeichnung Antiheld mehr als verdient.

 



Silberner Ludo: Herbert Watterott und Hagen Boßdorf (ARD)

Konstant wie eh und je: Hagen B. *

Rückblickend auf das Radsportjahr 2005 darf natürlich eines nicht fehlen: Die Vergabe des Silbernen Ludo. Schon fast traditionell wandert der unbeliebte Moderatorenpreis wieder zur ARD, genauer gesagt geht er in die Hände von Hagen Boßdorf und Herbert Watterott. Doch anstatt eine kilometerlange Liste des Wissens, das die beiden bei ihren Einsätzen nicht parat hatten, aufzuzählen, wollen wir an dieser Stelle einmal mit der Tradition des Silbernen Ludo brechen und die beiden ARD-Kommentatoren loben. Denn trotz mancher Fehleinschätzungen kann man ihnen eines nicht vorwerfen: mangelnde Konstanz. Denn das Watterott-Boßdorfsche Universum hält seit Jahren an einer Konstante fest: Jan Ullrich. Er ist noch immer der uneingeschränkte Held unserer beiden ARD-Mikrogötter, und das wird sicherlich auch noch bis 2068 so bleiben.

Abschließend wollen wir an dieser Stelle noch Erik Zabel viel Erfolg für die Saison 2006 wünschen. Denn wenn man Herbert und Hagen Glauben schenken darf, dann ist Zabel seit 1969 jede Deutschland-Tour mitgefahren. Na, wenn das mal keine Konstanz ist….

 




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