Mario Cipollini – ein Held der Saison 2005? Viele werden vielleicht denken, was hat er 2005 schon geleistet?! Gut, er hat zu Saisonbeginn im fernen Qatar den späteren Weltmeister Tom Boonen besiegt, er hat bei seinem Heimrennen, dem Giro della Provincia di Lucca, den fast unschlagbaren Alessandro Petacchi gezeigt, dass man auch im hohen Radsportalter von 38 Jahren noch Siege einfahren kann. Aber deswegen ein Held? Nein, nicht deswegen. Er ist vielmehr ein Held der letzten 17 Jahre. Wie viele Rennfahrer haben in ihrer Karriere jedes Jahr Siege einfahren können? Wie viele Rennfahrer haben eine so beeindruckende Siegesbilanz in ihren Palmares wie Mario Cipollini? Weltmeister, Sieger bei Mailand – San Remo, drei Erfolge bei dem Halbklassiker Gent-Wevelgem, Rekordhalter mit 42 Etappensiegen beim Giro d’Italia, zahlreiche weitere Etappenerfolge bei der Tour de France, Vuelta a España und anderen wichtigen Rennen, die ich nicht namentlich alle aufzählen möchte. Zudem vermochte er mit seinem Rücktritt so kurz vor Beginn des Giro d’Italia die Radsportwelt zu überraschen und einen perfekten Abgang zu inszenieren. Mit Mario Cipollini verlässt nicht nur ein großer Sportler die Bühne, sondern vor allem auch einer, der es wie wohl kaum ein zweiter verstand, sich selbst zu inszenieren. Es bleibt die Hoffnung, dass seine große Leidenschaft für den Radsport dafür sorgt, dass er der Radsportwelt in irgendeiner Form erhalten bleibt. Denn wie sagte einst sein damaliger sportlicher Leiter Antonio Salutini über ihn: „Unter Mario Cipollini zu fahren ist wie die Universität des Radsport zu besuchen“.