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Zum vierten Male gewann Roberto Heras nun „sein Rennen“, die Vuelta, und hievte sich damit auf den alleinigen Rekordsieger-Thron, an dem vor Monatsfrist noch Tony Rominger partizipierte. Erstaunliche Parallelen taten sich zum Vorjahr auf, als der kleine Spanier jeweils bei der Tour de France – seinem ursprünglichen Saisonziel – unterging, um daraufhin während der Spanien-Rundfahrt groß aufzutrumpfen. In diesem Jahr trug vor allen Dingen sein Team Liberty Seguros zum Erfolg bei, denn der hartnäckige Denis Menchov war an den Steigungen kaum abzuschütteln und konnte nur durch einen geschickten Schachzug auf der entscheidenden 15. Etappe nach Valgrande Pajares in die Defensive gedrängt werden. Erwähnenswert sicher auch die Tatsache, dass Heras seine vier Vuelta-Siege in drei verschiedenen Teams (2000: Kelme, 2003: US Postal, 2004 und 2005: Liberty Seguros) herausfahren konnte. Für 2006 hat er sich den Giro d’Italia vorgenommen…
Beeindruckend, wie es der nimmermüde Denis Menchov während der Spanien-Rundfahrt immer wieder schaffte, 14 Tage lang das Hinterrad von Roberto Heras keine Sekunde aus den Augen zu lassen. Wie ein Schatten klebte der Russe am damals noch dreifachen Vuelta-Sieger, welcher nichts unversucht liest, um sein Laster loszuwerden. Als Menchov dann in einer Abfahrt eine Sekunde lang Unaufmerksamkeit an den Tag legte, entwischte Heras samt seiner Liberty-Armada und Menchov, im sonst desolaten Rabobank-Team völlig auf sich allein gestellt, verlor als Einzelkämpfer immer mehr Meter, Sekunden, Minuten und die Rundfahrt. Gewonnen hat er jedoch zwei Zeitfahren sowie die Ehre als Co-Held des Monats September.
Was macht Tom Boonen eigentlich in den nächsten zehn Jahren? Spätestens nach der Weltmeisterschaft muss sich der geneigte Radsportfan doch diese Frage stellen. Schon im Frühjahr begann der 24-jährige Belgier bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix seine Siegesserie, weiter ging es bei der Tour de France und dann, in Madrid, holte er sich auch noch den Weltmeistertitel. In einer abgebrühten Manier, die sich am ehesten mit einem Imbissbudenbetreiber vergleichen lässt, der ohne mit der Wimper zu zucken drei Mal aufgewärmte Pommes verkauft. Wir sind also gespannt auf die Heldentaten, die uns Herr Boonen in den nächsten zehn Jahren noch vorlegen wird. Und bis es soweit ist, küren wir ihn erstmal zum Co-Held des Monats September.
2002 war er einer der Shootingstars der Saison: als Neo bereits ein wichtiger Sprinthelfer für Mario Cipollini und als Ersatz-Fahrer bei der Weltmeisterschaft in Zolder dabei. Doch nach seinem Wechsel zu Phonak 2004 schien die Karriere zu stagnieren. Nach seiner Rückkehr nach Italien, zu Lampre-Caffita, zeigte er 2005 endlich das, was Cipollini bereits 2002 prophezeite: „Er ist eigentlich zu gut für einen Sprinthelfer“. Jemand, der souveran zwei Etappen bei der Deutschland-Tour gewinnt, nochmals zwei Etappen bei der Polen-Rundfahrt abräumt und bei Paris-Tour nur knapp an seinem ersten Klassiker-Sieg vorbeischrammt, von so einem Fahrer kann man noch viel erwarten. Alessandro Petacchi sollte sich schon mal warm anziehen!
Mit Platzierungen bei mehreren deutschen Rundfahrten und einigen viel versprechenden Auftritten bei den großen Frühjahrsklassikern hatte „Heino“ eigentlich schon bewiesen, dass es seitens des Teams Gerolsteiner absolut richtig war ihn bereits im zarten Alter von 20 Jahren ins Profigeschäft zu holen. Doch bei der Vuelta schoss der Deutsch-Australier dann sprichwörtlich den Vogel ab. Top10-Plätze, Zimmereinbruch – es war schon vor der 19.Etappe eine ereignisreiche Rundfahrt für Heinrich Haussler, aber an eben jenen Tag machte er sich und Radsportdeutschland mit seinem ersten Profi- und insgesamt einzigen deutschen GT-Etappensieg 2005 noch eine ganz besondere Freude. Mit taktischer Rafinesse und einem herzzereissendem Finish veranlasste der Jüngste der 22 Ausreißer nicht Wenige vor ihren TV-Geräten zum lautesten Jubelschrei seit der Flandernrundfahrt 2004. Dass der Cottbuser auch bei stark profilierten Rennen vorn dabei sein kann, bewies er anschließend mit einem hervorragendem Siebten Platz bei der Züri Metzgete, nachdem er zuvor unverständlicherweise nicht für die WM nominiert und somit womöglich einer Medaillenchance beraubt wurde. Hätte, wäre, wenn…in einem sind sich aber alle einig: Von dem Jungen wird man noch einiges hören!
Es ist wohl Ironie des Schicksals, dass eine der schnellsten Sprinterinnen der Welt, die sich dann auch noch bei der Weltmeisterschaft die Goldmedaille holt, ausgerechnet den Namen „Schleicher“ trägt. Doch Nachname hin oder her, an dieser Stelle wollen wir noch einmal an die herausragende Leistung von Regina Schleicher in Madrid erinnern – und natürlich an die grandiose Teamarbeit der Frauennationalmannschaft… doch diese Mädels sollen an anderer Stelle ihr Lob bekommen.
Wenn viele ehrgeizige Frauen auf einem Haufen dauerhaft beteuern, dass sie sich ja sooo gut verstehen, gibt das meistens mit der nächsten Periode Zickenkrieg. Sollte man meinen. Doch die Mädels unserer Nationalmannschaft haben uns in Madrid eines besseren belehrt. Zusammenhalt und Wir-Gefühl statt Streitereien über das schönste Trikot und die am besten lackierten Fingernägel. Gekrönt wurde das Ganze mit dem Weltmeistertitel von Regina Schleicher – und damit haben sich die Mädels nicht nur das schönste Geschenk selbst gemacht, sondern dienen auch noch als hervorragendes Beispiel für Teamwork.
© Niniel Herzallerliebst: Frösi und seine Raupe |
Nur für SIE beendete Frösi als einer von 73 Fahrern die Tour de Pologne. Nur für SIE quälte er sich täglich bei 5°C und Dauerregen. Nur für SIE kämpfte sich Frösi, der Berge hasst, 11 Mal den Karpacz-Berg hinauf. Um schließlich, bei der Siegerehrung im pinken Prämientrikot, SIE wieder in die Arme schließen zu können: Eine schwarz-weiße, mannshohe, grinsende Kuscheltierraupe mit großen Augen und gerolsteinerblauer Kuschelmütze. Das ist wahre Liebe.
© Niniel Jon Bru: Was machen die nur mit mir? |
Hessenrundfahrt, erste Etappe. Jon Bru Pascal wird zur Siegerehrung gerufen, um das Sprinttrikot zu bekommen. Fünf Minuten später wird er weggeschickt: die Jury hat sich vertan. Zweite Etappe: Jon Bru Pascal bekommt bei der Siegerehrung das Sprinttrikot. Drei Stunden später wird es ihm wieder abgenommen. Die Jury hatte sich vertan. Aber Jon gibt nicht auf. Er wird von seinem Teamkollegen Dioni Galparsoro gerächt, der die 3. Etappe gewinnt. Und auf der 4. Etappe holt sich Jon das Bergtrikot, welches er fortan heldenhaft verteidigt.
Seine Formkurve ist seit langem abenteuerlich: Zwischen großen Rundfahrtsiegen und ganzen Saisons ohne Top Ten-Platzierung bei Rundfahrten ist für Aitor Gonzalez alles drin, je nachdem wie er vorbereitet ist. Was Vorbereitung bei ihm bedeuten kann zeigt die positive Dopingprobe bei der Vuelta 2005. Daher verleiht die c4f-Gazzetta den Gewiss-Festina-Gedächtnisorden des Monats September für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der angewandten Pharmakologie an Aitor Gonzalez. Der postive Befund und Gonzalez´ Leistungen werfen darüber hinaus kein gutes Licht auf die häufig kritisierten Dopingkontrollpraktiken des spanischen Radsportverbands: Glänzte Gonzalez in den Jahren 2002 und 2005 mit großen Rundfahrtsiegen für spanische Teams, so fiel seine Bilanz beim italienischen Team 2003 und 2004 vergleichbar dünn aus. Auch wenn dieser Vergleich nichts beweist, so macht er im Lichte des aktuellen Befundes doch nachdenklich.
Hein Verbruggen. Schwer war es zu glauben, was man im September über die UCI zu lesen bekam. Zunächst beklagten sich Sylvia Schenk und andere Funktionäre über Ungerechtigkeiten im Vorfeld der Wahlen des neuen UCI-Präsidenten im Rahmen der Straßen-Weltmeisterschaften in Madrid. Verbruggens Wunsch-Nachfolger McQuaid habe auf UCI-Kosten Wahlkampf betrieben, während Gegenkandidat Singh nicht einmal die Möglichkeit bekommen habe, sich bei den Delegierten vorzustellen. Als daraufhin der spanische Radsportverband als Gastgeber der UCI-Tagung einen Schweizer Richter als Schiedsrichter für eine faire Wahl einsetzte reiste das Direktoriums-Komitee unter Führung von Präsident Verbruggen kurzerhand aus Madrid ab, um sich unter Ausschluss der Kritiker zu beraten. Der Schiedsrichter wurde mit der Begründung einer versuchten Destabilisierung der UCI abgelehnt. Auch wenn die gerichtlichen Beschwerden gegen Verbruggen abgewiesen wurden, wodurch der Weg für McQuaid zur Präsidentschaft frei wurde, erhält Verbruggen den golden Macchiavelli für rücksichtsloses Verhalten und den offen Kampf gegen Gleichheit und Transparenz in der UCI.
Das Held des Monats September-Team bestand aus chreezer, Cyclist, Hanna, hasending, Niniel und Sven.
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