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Kuopion etapit 2005 28./ 29.05.05

von Yeti, September 2005



Blick vom Puijo im Juli
Radfanfantasien und Wirklichkeit:
mit dem Rad zur Schanze hoch

Ein Radrennen in Finnland. In Kuopio. 400 km nördlich der Hauptstadt Helsinki oder 400 km südlich des Polarkreises. Den Temperaturen am Samstag nach eher das zweite - 10 Grad und ein irrer Wind.

Ich trug ein langes dünnes Sweatshirt, darüber das C4F-T-Shirt, dazu meine Langlaufjacke, sowie Stirnband und Handschuhe und ich habe ziemlich gefroren.

 

Schon vor meiner Abreise nach Finnland hatte ich etwas über das Rennen herausgefunden und freute mich darauf, auch im hohen Norden nicht ohne Radsport leben zu müssen.

Im Januar lief ich einmal die steile Straße auf den Puijo zum Aussichtsturm und den vier Schanzen hinauf und dachte mir, fies wie ich bin, diese wäre „nett“ für ein Radrennen.

Der Winter blieb bis Mitte Mai und ich dachte lange nicht an Radsport.



Erst Ende Mai kam es mir wieder in den Sinn und am Tag des Rennens gab es tatsächlich etwas darüber in der Zeitung „Savon Sanomat“.

Im Artikel „Maantiecupin Kuopion etapit aloittaa Puijolla“ (Die Radsportveranstaltung „Kuopion etapit“  beginnt auf dem Puijo) konnte der geneigte Leser erfahren, dass der Auftakt der zweitägigen Veranstaltung am Samstag, 28.05.05 am Vormittag aus einem Bergzeitfahren auf den Puijo, auf finnisch „mäkitempo“, bestand.

 

Richtig bergig waren zwar nur die letzten 1,2 km, dafür aber so richtig.

Der Berg ragt zwar nur 150 m über die Stadt, aber die Straße führt geradewegs hinauf und nicht in Serpentinen.

 

Am Abend stand dann die zweite Etappe auf dem Programm, um 19:15 Uhr im Stadtteil Väinölänniemi, hier „kortteliajo“ genannt, „Stadtteilrennen“. 20 Runden bzw. 48 km waren zu fahren mit 3 Zwischensprints (välikiriä) und auf Endsieg bzw. Zielsprint (maaliintulokiri). Sprint heißt kiri.

 

Am Sonntag, 29.05.05 war dann die dritte und letzte Etappe angesagt, ein Straßenrennen (maantieajo) mit 152 km.

Also praktisch ein „Criterium International“ im hohen Norden.

Soweit, so gut. Ich fuhr an diesem Wochenende nicht mit ins Sommerhaus nach Leppävirta sondern frönte in Kuopio meiner Radsportleidenschaft.



Erste Etappe, Samstag 28.05.2005: Bergzeitfahren auf den Puijo

Radsportfinnisch für Anfänger:
Maantiecup=Radsportveranstaltung
mäkitempo=Bergzeitfahren
kortteliajo=Stadtteilrennen
välikiriä=Zwischensprint
maaliintulokiri=Zielsprint
kiri=Sprint
maantieajo=Straßenrennen

Am Samstag startete das Rennen auf den Puijo bereits um 11 Uhr. Es war ein Bergzeitfahren über 5 km. Ich machte mich gegen halb 11 im Süden der Stadt mit dem Radl auf den Weg zum Ort des Geschehens. Fieserweise geht es in dieser Richtung ständig bergauf und der miese Nordwind machte die Sache nicht gerade leichter. An zwei Ampeln wäre ich bald vom Rad geblasen worden.

Kurz nach elf war ich am Fuße des Berges angelangt, von hier an führte die Puijontie (Puijostraße) steil und geradewegs nach oben. Angesichts der massiven Steigung beschloss ich, mein rotes Fahrrad der Marke „tunturi“ schiebenderweise nach oben zu bringen. Auf ca. halbem Wege blieb ich erst einmal stehen und beobachtete die ersten Fahrer. Sie schnauften entsetzlich.

 

Zu meinem Entsetzen war die Straße auch während dem Rennen nicht gesperrt, nein es fuhren munter Pkws, Lkws und auch Reisebusse rauf und runter...

 

Ein Fahrer war sogar mit richtigem Zeitfahrrad angetreten, mit Scheibenrad und Zeitfahrhelm. Ich fragte mich ob das angesichts von „dauernd bergauf“ so sinnvoll sei, denn auch die Kilometer vor dem eigentlich Berg auf der Straße namens „Kallantie“ waren alles andere als flach.

 

An meinem Standort begann es zugig zu werden und ich beschloss einen anderen zu suchen. Ich schob mein Rad weiter nach oben. Bereits in Sichtweite des Aussichtsturms war es dann windstill und ich hatte einen klasse Blick nach unten, auf den steilsten Teil der Straße. Hier oben lag sogar noch ein bisschen Schnee...

 

Plötzlich kam dann ein Radler. Mit lockerem Tritt fuhr er einfach so an den anderen vorbei, welche keuchend und mit grauem Gesicht sich nach oben quälten. Leider verfügte ich über keine Startliste und konnte somit nicht erfahren, wie die Bergziege hieß.

Als die Radler oben waren, fuhr ich nach unten und zurück nach Särkiniemi um meine persönliche Verpflegungskontrolle durchzuführen. Diesmal ging es nahezu dauernd bergab und das Fahren war die reine Freude, besonders die ersten Kilometer, welche vom Puijo hinunter führten.

 

Ergebnis BZF Elite Männer, 5 km:

1. Marko Leppämäki  9.18,8 min

2. Aki Turunen  9.23,8 min

3. Mathias Hannus 9.30,6 min

4. Anders Bäckman 9.23,0 min

5. Jarmo Rissanen 9.33,6 min

6. Teemu Lemmettylä 9.39,4 min

 



2. Etappe, Samstag, 28.05.2005, Rundstreckenrennen im Stadtteil Väinölänniemi, 48 km

Abends sollte es wie gesagt um 19:15 Uhr im wunderschön auf einer Landzunge im See gelegenen Stadtteil Väinölänniemi mit dem Rundstreckenrennen weitergehen. Es war immer noch so kalt wie am Morgen und auch erst 14 Tage her seit dem es den letzten Schnee gegeben hatte.

 

Diesmal war ich sehr pünktlich an der Strecke und hatte freie Platzwahl. Außer mir spürte wohl keiner der ca. 90.000 Einwohner Kuopio’s das Verlangen, sich im eisigen Wind das Spektakel live vor Ort anzusehen. Nach einer Viertelstunde sah ich die ersten Radler sich gemütlich warm fahren. Sie waren ähnlich eingemummt wie ich. Am Morgen hatte KitKat mir noch von Temperaturen um 30 Grad bei der Bayernrundfahrt berichtet. Ich stand am Seeufer und zitterte – drei Wochen vor Sommeranfang.

 

Endlich erfolgte der Start. Die ersten Runden wurden noch in ruhigem Tempo und geschlossenem Feld durchgeführt. Dann gab es die ersten Angriffe und es bildete sich eine dreiköpfige Spitzengruppe, die auch lange vorn blieb. Der erste Fahrer gab nach 3 Runden auf. Inzwischen hatte ich auch ein wenig Übersicht bekommen und mir fielen die vielen Fahrer auf, die fürs Team Chebici starteten. Diese fuhren auch stets in vorderen Positionen.

 

Wie bereits am Vormittag stellte sich mein Standort als sehr zugig heraus. Ich stellte mich ein wenig mehr in Richtung Stadt und oh Wunder, hier gab es noch etwa 10 weitere Radsportfreaks die sich hinter dem heimischen Saunaofen hervorgewagt hatten.

Der Himmel war verdächtig grau und ich blickte immer wieder hinauf. Doch alles Wünschen half nichts, gegen Mitte des Rennens begann es zu regnen. Da ich keinerlei Lust verspürte, tropfnass zu werden, fuhr ich auf schnellsten Wege zurück nach Särkiniemi. Dort angelangt, war es wieder trocken....

 

Ergebnis Rundstreckenrennen Elite Männer, 48 km/ 20 Runden:

1. Earendel Fingerson  1.11,25 h

2. Jukka-Pekka Santala 1.11,35 h

3. Oscar Stenström  1.11,50 h

 



3. Etappe, Sonntag, 29.05.2005 Straßenrennen, 152 km

Nachdem ich bereits die ersten 2 Etappen live an der Strecke verfolgt hatte, wollte ich, getreu der Devise, aller guten Dinge sind drei, auch dem letzten Teil des Klassikers Kuopion etapit, beiwohnen. Meine Gastfamilie hatte sich den Zeitungsartikel angesehen und gemeint, ja, das ist kein Problem, das ist in Sorsasalo, ca. 10 km entfernt und die Straße dorthin ist ganz flach!

Ich stand frühmorgens auf, aß zur Stärkung einen anständigen Getreidedrei mit Blaubeeren, typisch finnisch. Heute war auch das Wetter besser. Ich packte meinen Rucksack, als langjähriger Profifan hat Frau ja Erfahrung was an der Strecke benötigt wurde. Gegen halb 9 Uhr schwang ich mich aufs Radl, der Start sollte um 10 Uhr sein. (Warum starten die in Finnland so früh, wo es doch jetzt schon fast 24 Stunden taghell ist????????????)

 

Bis zum Puijo kannte ich mich noch aus, dann verfuhr ich mich das erste Mal. Schließlich fand ich aber meinen Weg und es ging auch tatsächlich wunderbar bergab. Nachdem ich den Puijo in östlicher Richtung auf der Straße Kallantie umfahren hatte, wurde ich auf der Straße nach Sorsasalo mit einem landschaftlichen Zuckerl belohnt. Die Straße führte nun mitten durch den Kallavesi-See, über Brücken und Inseln. Dazu blauer Himmel und Sonnenschein, ein Hauch von Sommer in Nord-Savo. Ich fuhr und fuhr, kam schließlich nach Sorsasalo, aber keine Spur von Radrennen. Auch die Straße wo der Start sein sollte, fand sich nicht. Ebenso wenig ein Einheimischer, den ich nach dem Rennen hätte fragen können. Alles was sich fand, war eine Pferderennbahn...

traumhaft: finnische Seen
hier der Juhannus in Varkaus,
Sonnenuntergang gegen 23 Uhr...


Nachdem ich noch ein wenig herumgesucht hatte, beschloss ich den geordneten Rückzug nach KPO anzutreten. Total verirren wollte ich mich dann ja auch nicht und mein Stadtplan reichte nur bis Sorsasalo. Wenn ich auch das Rennen nicht gefunden hatte, so hatte ich doch mein persönliche Radtour hinter mir. Ich genoss noch mal die sagenhafte Aussicht über den See und den Puijo. Nun war es aber vorbei mit den angenehmen und gemütlichen Radlerei. Richtung Norden führt die Kallantie nämlich dauernd bergauf... (Wie ich einige Zeit später herausfand, ist die Straße auf der westlichen Seite (Puijonsarventie) wesentlich flacher...)

 

Ich fuhr zurück in die Stadt und besorgte mir etwas zu essen im Supermarkt. Nach dem Essen fand ich im Telefonbuch Ortspläne der umliegenden Gemeinden. Dabei stellte sich heraus, dass die Straße namens Uuhimäenlenkki (Ring von Uuhimäki) auf welcher das Rennen stattfand, sich nicht etwa in Sorsasalo sondern im 30 km entfernten Siilinjärvi befindet. Ein wenig enttäuscht, das Rennen nicht gefunden zu haben, ging ich den restlichen Tag an.

 

Ergebnis 3. Etappe, Sonntag, 29.05.2005 Straßenrennen, 152 km:

1. Marko Leppämäki   4.03, 05 h

2. Marko Göös            4.03, 19 h

3. Jukka-Pekka Santala 4.03, 44 h

4. Jarmo Rissanen  4.03, 53 h

 

Endstand nach 3 Etappen:

1. Marko Leppämäki  5.24.21,8 h

2. Jarmo Rissanen 5.25.24,6 h

3. Marko Göös 5.25.26,6 h


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