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Am 5. Mai besuchte ich mein zweites Radrennen in diesem Jahr. Es handelte sich um die dritte und letzte Etappe des Uniqua Classic von Gresten nach Linz. Erstmals musste ich, um ein Rennen live sehen zu können, nicht erst einige hundert Kilometer quer durch Österreich fahren. Den endlich kam einmal ein Internationales Rennen zu mir, anstatt ich zu ihm.
Am Donnerstag morgen war es endlich soweit. Ich packte meine sieben Sachen in den Rucksack und machte mich um kurz nach 11 auf den Weg zur letzten Bergwertung des diesjährigen Uniqua Classic, die glücklicherweise auf meinem Hausberg stattfand. Laut Werner sollten sie um kurz nach 12 am Pöstlingberg ankommen, und von dort aus sollte es laut Streckenplan weiter nach Grammastetten gehen. Ich fuhr bis kurz vor die Bergwertung Lichtenberg, um dort auf das Feld zu warten. Auf dem Weg dorthin fing es leider zu regnen an. So kam ich also gegen halb eins völlig durchnässt in Lichtenberg an.
Vom Feld war leider weit und breit noch nichts zu sehen. Auch hatte ich keine Zuseher entlang des Anstieges gesehen. Was aber nicht weiter verwunderlich war, da es sich hierbei um ein Rennen in Österreich handelte. Einem Land, in dem vom zweit größten Radrennen des Landes, täglich zehn Minuten und dies gegen ein Uhr morgens berichtet wurden. Da vom Feld wie gesagt noch weit und breit nichts zu sehen war, beschloss ich mir eine Stelle zu suchen, von der man aus das Feld möglichst lange sehen konnte.
Glücklicherweise hörte es währenddessen zu regnen auf. Gegen ein Uhr bekam ich schließlich Gesellschaft in Form eines Wagens des Veranstalters, der gegenüber von mir parkte. Als ich später dessen Insassen nach dem Stand des Rennes fragte, zuckte der Fahrer des Wagens nur kurz mit der Schulter und gab mir zu verstehen, das er es nicht wüsste. Es schien ihm eigentlich auch ziemlich egal zu sein. Immerhin konnte er mir sagen, dass das Feld gegen 13.20 zu erwarten sei.
Nr. 22 Enrico Grigoli |
Gegen 13.30 war es dann tatsächlich so weit. Mit knapp zehn Minuten Verspätung, aufgrund von Gegenwind, kam das Feld zur Bergwertung. Vorne weg war eine Gruppe von ca. 20 Mann u.a mit dem gelben Trikot des Brasilianer Murilio Fischer (Naturino), Jörg Ludewig oder auch dem Gesamtvierten Bram de Groot (Rabobank). Knapp dahinter versuchten einige Abgehangene Fahrer, u.a Gerhard Trampusch, den Anschluss zur Spitzengruppe wiederherzustellen. In der Zwischenzeit hatten sich auch einige (ca. 7 – 8 ) andere Zuseher eingefunden um die Fahrer anzufeuern. Es schien fast so, als ob diese nur darauf gewartet hatten. Den prompt gab es einige Attacken aus der Spitzengruppe heraus. Ohne Startliste konnte ich allerdings nicht genau erkennen um wenn es sich bei den Angreifern handelte. Aber eigentlich hatte ich auch keine Zeit mich darum zu kümmern, den ich war zu sehr damit beschäftigt alles und jeden zu fotografieren, der an mir vorbeifuhr. Eine knappe Minute hinter der Spitzengruppe kam ein weiteres kleines Feld, angeführt vom Team Volksbank Ideal und dem Linzer Wiesbauer Team, dem es darum ging ihren Sprinter Werner Riebenbauer an die Spitzengruppe heranzuführen.
Dahinter kamen immer wieder einzelne Fahrer den Berg hoch. Die abgehängten Fahrer wirkten zumeist ziemlich locker und entspannt. Für sie ging es wohl nur mehr darum, innerhalb der Karenzzeit, ins Ziel zu kommen. Leider fuhren sie noch immer mehr als doppelt oder drei mal so schnell hoch wie ich normalerweise.
Nach diesen einzelnen Fahrern dachten eigentlich alle ringsum, das dies die letzten gewesen waren. Also ging es nun darum möglichst schnell ins Zielgelände zu gelangen. Selbst das Fahrzeug des Veranstalters machte sich auf den Weg in Richtung Ziel. Aber bereits nach ca. 200m wurde ich plötzlich von einem Polizeimotorrad gestoppt. Den noch immer war noch eine Gruppe von Fahrern unterwegs. Die Verwirrung war deshalb entstanden, da der Lumpenwagen in diesem Rennen (= Besenwagen) statt am Ende des Feldes an dessen Spitze fuhr. Na ja bei uns in Österreich läuft eben alles etwas anders. Den Fahrern dieser letzten Gruppe, war all das herzlich egal. Die Fahren von ELK, die mit 3 Mann in dieser letzten Gruppe vertreten waren, waren nämlich damit beschäftigt das Publikum zu unterhalten. Dieses letzte kleine Feld sorgte so noch einmal für Stimmung unter uns Zuschauern. Ich überlegte noch kurz, ob ich mich diesem kleinen Feld anschließen sollte, lies es dann aber doch lieber bleiben. Mit einem MTB wäre ich doch ein wenig aufgefallen.
Als auch dieses letzte kleine Feld vorbei war, ging es weiter bergab in Richtung Brucknerhaus, wo sich das Ziel befand. Bergab traf ich dann noch auf einen weiteren abgehängten Fahrer, der aufgrund eines Defekts den Anschluss an die letzte Gruppe verloren hatte.
Als später in der Abfahrt einige Meter vor mir zwei Selberfahrer auf Rennrädern auftauchten versuchte ich mich ranzuhängen. Der Versuch scheiterte kläglich. Also ging es, mit einem Fluch auf den Lippen, ab zum Ziel, wo es wenige Minuten später zum Sprint einer fünf Mann Gruppe kam.
Kjell Carlstrom Sprintsieger |
Der Zielbereich war, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, das er direkt neben dem Urfahrranermarkt (eine Art Kirmes) gelegen war, überraschend gut besucht. Den Zielsprint, der fünf Mann Gruppe, gewann der Gesamtsieger des Vorjahres der Finne Kjell Carlstrom (Liquigas).
Aufgrund der knappen Zeitabstände in der Gesamtwertung dauerte es einige Minuten, bis die Jury den Sieger des Gesamtklassements bekannt geben konnte.
Das Problem war, das De Groot und Fischer nach 3 Etappen zeitgleich an der Spitze lagen. Laut dem Reglement der U.C.I entschied nun die bessere Platzierung im Prolog darüber wer erster und zweiter sein würde. Bram de Groot. war dort 25 Hundertstel schneller gewesen als Fischer, der seine Enttäuschung über den verpassten Sieg, bei der anschließenden Siegerehrung kaum verbergen konnte.
Maurilio Fischer und Bram de Groot 25 Hundertstel trennten sie |
Da hatte er nun zwei von 3 Etappen gewonnen, verlor aber sein gelbes Trikot und somit den Rundfahrtsieg aufgrund der Tatsache, dass er im Prolog 25 Hundertstel langsamer als Bram de Groot gewesen war. Irgendwie tat er mir leid, als er da oben stand, am Podium, um die Ehrungen für seinen zweiten Platz im Gesamtklassement und dem Sieg im Punkteklassement entgegen zu nehmen.
Selbst die riesige Wiesbauer Wurst, die er neben der üblichen Flasche Sekt und dem Blumenstrauß erhielt, schien ihn nicht zu trösten. Auch bei den Siegerküsschen konnte er sich nur schwer ein Lächeln für die, übrigens zumeist weiblichen, Pressefotografen abringen.
Bram de Groot dagegen war sichtlich happy und warf seinen Blumenstrauß in die Menge. Wobei das Wort Menge wohl stark übertrieben war. Ich stand vorne an der Absperrung und neben bzw. hinter mir standen vielleicht 30 Leute, Journalisten inklusive. Wenn es überhaupt so viele waren. Dies hatte aber den Vorteil, dass ich diese furchtbaren rosa Plastikhände, die an die Zuschauer verteilt worden waren, nicht mehr sehen musste.
Bram de Groot versteckt sein Gesicht |
... und was ist das denn? |
Trampi - der beste Österreicher |
Den größten Applaus bekam natürlich unser kleiner Tiroler Zottel Trampi, der als Gesamt 17., das gepunktete Trikot des besten Österreichers bekam. Knapp dahinter in der Applausrangliste folgte Jörg Ludewig, der das Bergtrikot gewann.
Nach der Siegehrung lauschte ich noch dem Interview das Bram de Groot. Während dieses Interviews, dass abseits der Siegerehrung durchgeführt wurde, wurde er regelrecht von Fans belagert. Außer mir lauschte noch genau ein weiterer Fan. Ob de Groot wohl schon je eine solche Hysterie erlebt hatte?
Na ja Radsport ist und bleibt eben eine Randsportart in Österreich und eigentlich ist das auch gut so.
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