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Limburg, schönes Limburg...

Amstel Gold Race 2005

Text von badorties, Fotos von &copy Mani Wollner

19. April 2005

 



Es fing alles ganz anders an, na ja anders als ein geplanter Rennbesuch beim Amstel Gold Race eben, jedenfalls bei mir. Ich komme aus Radsportsibirien (Nordhessen), ich fahre nicht ohne Auto (habe ich nicht) mit den schlechten Zugverbindungen und den teuren Preisen in die ganze Welt um mir Radsportrennen anzugucken. Neben dem monetären Beweggründen sind es aber hauptsächlich die beruflichen Gründe, die es bei einem möglichen Lustanfall verhindern, daß ich überhaupt zu Rennen fahre. Leider finden solche Rennen, die ich mir anschauen möchte hauptsächlich an meinen Arbeitstagen statt. Und als Angestellter kann ich meinen Chefs noch nicht mal sagen, ich würde aber trotzdem gerne. Deswegen plane ich solche Ausflüge erst gar nicht. maniroller schon! Er kann das.

 



ein unschlagbares Angebot

Nach manirollers spontanem Angebot, den freien Platz in seinem Auto einzunehmen, brauchte ich ein wenig Bedenkzeit, es waren glaube ich 70 Minuten bis zum tatsächlichen Entschluß, daß ich dieses Erlebnis in den nächsten Jahren sobald nicht wieder ermöglichen könnte und so sagte ich zu. Man kommt laut DB-Fahrplan von Kassel nach Bonn in ca. vier Stunden. Nur nicht bis 9 Uhr morgens. Das heißt doch: mit 8h 52 min Fahrzeit wäre man bis 6:06 Uhr bzw. 7:42 Uhr und 8 h 10 min Fahrzeit (hier differieren die Angaben der Bahn nach zwei Tagen ein wenig) dort. Für beides mal wären jedoch bei drei mal Umsteigen der vorprogrammierte Schlaf für das Rennen vorgesehen und nicht für die Nacht vorher, so daß ich mir die Fahrt auch gleich hätte schenken können. mani bot mir neben seinem freien Autoplatz aber auch noch eine Schlafstätte an – da konnte ja nun nichts mehr schiefgehen!

 

Bis auf die Tatsache, daß es die deutsche Bahn mit den Anschlußzeiten nicht so genau nimmt und man, anstatt in dem vorgesehenen Zug, seine Zeit wegen Verspätung an einem Samstagabend mit Fußballfans in Regionalexpressen verbringen muß. Ich mag Fußball nicht so besonders, unter anderem wegen der Fans. Und besonders wenn man in einem IC sitzen könnte, aber sich statt dessen die Schlachtgesänge von drei verschiedenen Fußballclubs gleichzeitig anhören muß. Trotz der Widrigkeiten kam ich aber mit mehr als einer Stunde Verspätung fast pünktlich in Bonn an (der aufmerksame Leser merkt, noch immer herrschte Optimismus vor).

 



Wer braucht schon Schlaf ...

Nun stand einer erholsamen Nachtruhe eigentlich nichts mehr im Wege. Es ist ja so, wenn wir Forumsmitglieder uns nur schriftlich kennen, kann das persönliche Erlebnis beim tatsächlichen Aufeinandertreffen recht kühl oder warmherzig verlaufen. Die Erwartungshaltung erfüllt vielleicht manchmal nicht die gegenseitigen Anforderungen, oder gerade eben! Nun sieht man diesen Menschen, den man nur aufgrund seiner schriftlichen Beiträge kennt, tatsächlich in Fleisch und Blut vor sich. Die Form der lingualen Kommunikation ist hierbei jedoch noch unterentwickelt und stellt sich meistens nur im Verlauf als kongruent oder widersprüchlich dar. Was soll ich sagen, die Ansage war eindeutig (Wecker 8 Uhr) , daß wir es halb drei werden ließen, war nun wirklich unsere Schuld!

 

Das Sprechen fiel mir zwar aufgrund einer kleinen Laryngitis schwerer als sonst. In der Nacht stellte sich der Infekt allerdings als Katarrh der oberen Luftwege heraus und ich hoffe, daß mein Husten nur mich nicht sonderlich gut schlafen ließ. Ca. eine Stunde vor dem Aufwachen dachte ich, daß ich den fehlenden Schlafmangel auch ohne dortige Schlafmöglichkeit erreicht hätte, durch eine Zugfahrt mit dreimaligem Umsteigen, revidierte meine Meinung aber schnell, da ich sonst den Abend zuvor hätte missen müssen und schlief tatsächlich noch für eine Stunde.

 

Der zufällige Betrachter wird sich nun vielleicht wundern, warum man sich rein zufällig einem solchen Martyrium aussetzt, der eingefleischte Radsportfan weiß um die Widrigkeiten des Fanseins. Seltsamerweise wachte ich relativ gut erholt auf (das ist bei einem Morgenmuffel immer relativ!) und es gelang mir tatsächlich mehr als drei Worte Kommunikation zu betreiben (Kaffee, Milch, Danke). Wir hatten den Wetterbericht für den heutigen Tag verglichen und von strahlender Sonne bis gelegentlichem Dauerregen war eigentlich alles dabei. Der Zeitplan von mani stand auch – ich war fasziniert von der Möglichkeit von Punkt a bis Punkt b und wieder zu Punkt c zu kommen – und es gab die theoretische Aussage, daß wir dem Rennen bis zu acht Mal, wenn denn bartolis Plan aufginge, der sozusagen als Amstel-Profi an unserer Streckenplanung beteiligt war, live an den Schlüsselstellen beiwohnen können.

 



vernebelte Anfahrt

Um kurz vor 9 wollten wir wegen des Zeitplanes alon und seine Freundin vom Bonner Hbf abholen. Punkt a scheiterte schon mal an der Tatsache, daß die Bahn auch bei weniger Kilometern als von Kassel ihren Zeitplan auch von Duisburg bis Bonn nicht einhielt. Alon sms-te uns, daß er eine Viertelstunde später käme, Punkt a 4 km hinter dem Start haben wir um ca. fünf Minuten verpaßt. Während der Hinfahrt, bei der ich unter anderem das schöne Limburg sehen wollte, sahen wir von Bonn bis fast vor Maastricht allerdings nur Nebel. Den kenne ich von Kassel eigentlich sehr gut, und da ich weder 200 Meter vor mir noch neben mir etwas anderes als Nebel sah, begann ich mich wieder zu fragen warum ich überhaupt weggefahren bin.

Limburg sehen ...


Der Grund bestand dann doch aber hauptsächlich darin, daß ich eine Pro-Tour-Veranstaltung in Nordhessen die nächsten 100 Jahre wohl nicht zu Gesicht bekommen hätte. Nun, das Rennen war jung und dauerte noch einige Stunden. Unser erster Rennpunkt war der lange Raarberg. Wir kamen aufgrund unseres Versäumnisses am Anfang des Rennens rechtzeitig an und ergatterten uns einen guten Sichtpunkt am Ende des Anstieges. Auch den nächsten Punkt in Vilt erreichten wir noch in der Zeit. Am ersten Punkt vernahmen wir eine Spitzengruppe von vier Fahrern (van Katwijk, Thijs, Moreau und Grivko) die bald mehr als 10 Minuten Vorsprung hatten.

 



man trifft sich

WDR-Reporter bei der knallharten Recherche

Nichts ungewöhnliches, dachten wir uns. Ungewöhnlich war aber doch, daß uns ein freier Mitarbeiter vom WDR begleitete, der uns ganz ungewöhnliche, nein (eigentlich nicht für Nicht-Radportfans) gewöhnliche Fragen stellte, der aber im Gegensatz zu uns ganz stilecht auf einem herkömmlichen Rennrad unterwegs war, und uns im Anfang des Rennens sogar in einigen Punkten logistisch überlegen war.



Aufgrund des Suche-und-Finde-Threads wußten wir auch. daß „Familie“ bartoli und auch ein gewisser Radsportfan, der im Forum wegen seines Megafon-Quertrikolorenskirtoutfits nur allzu bekannt ist, ebenfalls mit Familie unterwegs war. Unser erstes Zusammentreffen kam aber erst am nächsten erreichbaren Anstieg zustande, da wir zwischenzeitlich in mehr Staus involviert waren, als uns lieb war. Ich persönlich war schwer beeindruckt von dem Akkreditierungspflaster auf bartolis Auto (wo übrigens auch AndreaF und Pieter (is hij bij ons?) drinsaßen), das es uns ermöglicht hätte in bestimmten Situationen mehr Streckenpunkte erreichen zu können, aber ohne diese Akkreditierung mußten wir uns halt im rechten (Stau-)bereich der Straße aufhalten.

Treffen mit bartoli (und Bradley McGee) in Eperheide


Mega(phon)-Outfit

Auf den oben zitierten Menschen im Megafon-outfit hatte ich mich schon einen Tag vorher gefreut, da seine Beiträge manchmal meine Haarwurzeln zum vibrieren brachten, aber auch durchaus (und das wesentlich öfters) aus meiner Radsportseele sprachen, obwohl er es wohl an diesem Tag gerade mit einem silberschnauzbärtigen Holländer nicht so gut meinte... nun ich konnte mit meinem Outfit auch nicht glänzen, da 10 Kilo zuviel halt einfach 10 Kilo zuviel sind...deswegen schweige ich mit Scham über die Äußerlichkeiten.

 

An diesem Punkt möchte ich dann doch noch mal erwähnen, daß ich beim Bemelerberg-Gasthuis (Hotel zur Bergruhe) ein zweites Aufeinandertreffen mit diesem Mega-Poster hatte und jetzt endlich weiß, wer Vera ist, aber auch nur nach meiner vierten Tasse Kaffee (die ich mit meinem perfekten Holländisch *hüstel* ergattern konnte) und so meine Morgenmuffeligkeit nach mehreren Stunden überwunden hatte.... 7 Stunden Schlaf sind eindeutig ein Vorteil. Das mußte auch Mani als Photograph erkennen, so spannend die Rennphase an diesem Streckenpunkt war, desto ungeeignet war wohl auch unser Standpunkt.



Kaffee 1,50

Aber dieses Gasthaus muß ich dann doch noch mal erwähnen, bereits 1 Stunde vor Durchfahrt des Fahrerfeldes ist die Terrasse (die wohl nur zu diesem Zweck des Radporterlebnisses erbaut wurde) bestens gefüllt. Im hinteren Bereich lief der Fernseher, so daß man über das Rennen bestens informiert ist. Wie in Radsportländern üblich wird auch fast jeder Hobbyfahrer beim Erklimmen beklatscht. (C4F-Kommerzieller Werbe-Bereich: Hotel Bergrust, Kaffee 1,50 €)



Der Bemelerberg war für uns bis dahin trotzdem das Highlight des Rennens. Erstens weil der stetig vorhandene Nebel in diesem Waldstück sich nicht traute so wie bisher präsent zu sein, und zweitens, weil die entscheidende Gruppe, ich vernahm aus meinem Mund ein krächzendes Ete, der van Bon hinterhergesprungen war, welcher den verbliebenen zwei Führenden auf den Pelz rückte, dort wohl ihren Anfang nahm, nachdem das Fahrerfeld die restlichen Stunden vorher versucht hatte, den 4 (bis dato nur noch 2) Ausreißern hinterherzufahren.

Ete!


am Ziel

Am Ende sind wir noch 2 km vor dem Ziel in Valkenburg gewesen, ich glaube (und hoffe) , daß mani da seine besten Fotos gemacht hat. Der Standort war aus visueller Sicht einfach faszinierend. Eine Gerade von ca. 500m und die Fahrer nach der Abfahrt mit ca. 50 km/h, trotz der 90 Grad Kurve, vor der wir standen. Wir waren sehr überrrascht, als wir eine 40(?)-köpfige Spitzengruppe sahen; ein paar Minuten später wußten wir aus dem leider von zwei verschiedenen Radiosendern beschalltem Ort, daß Di Luca gewonnen hat.

500 Meter geradeaus: Andrey Kashechkin


Vielleicht hätte ich es im Fernsehen vorausahnen können auf den letzten 1000m, wer der stärkste gewesen wäre, aber ich möchte den Rennverlauf als solches nicht anders erlebt haben, als ich ihn in diesen 6 Stunden, trotz aller Verkehrswidrigkeiten auf der Strecke miterlebt habe. Nur, ich hätte ihn aufgrund des Nebels wohl nicht sehen können, wenn ich zu Hause gewesen wäre...und hätte mich geärgert. (Für den Herren vom WDR: Ja, vielleicht infiziert uns der Radsportvirus tatsächlich dadurch, daß wir im Fernsehen oft die Spannung dieses Sports vermittelt bekommen, aber wenn man einmal infiziert ist, ist das Live-Erlebnis einfach unschlagbar!)

 



auf Wiedersehen

Das Fazit: Hoffentlich läßt sich das utopischerweise mal wiederholen...Limburg soll ja sehr schön sein, aber warum hat es sich heute mir nicht gezeigt? Alle haben gesagt, daß bei der Hölle von Mergelland die Schönheit der Landschaft besonders betont gewesen war. Ein Widerspruch (Hel= Hölle) in sich selbst:::? Allerdings haben wir es trotz der Widrigkeiten geschafft, an sechs Streckenpunkten vor Ort zu sein. Limburg, schönes Limburg, wann wird Dein Antlitz in meiner Erinnerung unauslöschlich?

 



 

Das Ergebnis der 'ungewöhnlichen Fragen' des WDR-Reporters, seiner knallharten Recherche, gibt es hier zu lesen:

 

>>> Notfalls auch über Feldwege

 


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