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Checker beim Henninger 2003

 

<typohead type=2>Maidemonstration der anderen Art</typohead>

 

So wie es für Kevin Kempf mittlerweile gute Tradition ist, mit feminin orientiertem Velo das Amstel Gold Race zu besuchen, ist es für die C4F-Selberfahrer gute Tradition, beim Jedermann-Rennen "Rund um den Henninger Turm" zu starten. Nach dem Martyrium GP Schwarzwald erwartete ich nun wieder das Radlerparadies auf Erden.

 

Nun ja, aus allseits bekannten Gründen ist aus "Velolympia" eine etwas bescheidener klingende "Velotour" geworden. Nichtsdesdotrotz ließen sich heuer doppelt so viele mehr oder weniger ambitionierte Radamateure wie vor einem Jahr, etwa 1500, auf das Abenteuer Taunus ein. Unter ihnen dieses Mal auch mein Vater, der sich für die 55-km-Runde entschieden hat. Eine Strecke, die sicherlich auch Kevin Kempf mit Hollandrad in der vorgegebenen Zeit hätte absolvieren können.

 

Natürlich nehme ich wie im vergangenen Jahr die 80-km-Runde (die von 88 auf 85 km verkürzt wurde *gg*) in Angriff. Meine Arbeitskollegen der Firma "C4F-Selberfahrer" sind zu einem großen Teil auch dabei, namentlich Gulaschkanone, Rino, Michelin, Msteil, Fraenki und Pedi. Die etwas forumscheuen Tilo und Thorsten sind ebenfalls mit von der Partie.

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Am Morgen des 1.Mai um etwa 9:45 Uhr trifft man sich an der Ballsporthalle Höchst in Startblock 1 (dort stehen die, die zwischen 38 und 47 km/h schnell fahren). Wir besprechen die Mannschaftstaktik (Rino soll in alle Fluchtgruppen mitgehen) und lassen uns von Pressedame Tussi ablichten. Noch einn paar gescheiterte Pinkelversuche, und es kann losgehen. Um 10:15 Uhr setzen sich 1500 Radfahrer in Bewegung.

 

Wir fahren zuerst in Richtung Westen, von wo der Wind kommt. Trotz des Handicaps Gegenwind ist das Tempo ziemlich hoch. Ich schaue auf meinen Tacho: 0 km/h. Das Drecksding hat den Geist aufgegeben. Dann fahre ich eben heute ein paar Phantom-Kilometer.

 

Nach ein paar Kilometern kommt Ken (Gulaschkanone) an meine Seite gefahren. Wir befinden uns etwa an 50. Position im Feld. Für ein bisschen Geplauder reichen Zeit und Luft noch, aber man darf nicht unkonzentriert werden. So wie die zwei Leute vor mir, die entschieden haben, sich gegenseitig abzuräumen.

 

Vollbremsung, ich muss absteigen und das Rad am Tatort vorbeischieben, wieder aufsteigen, Verfolgung aufnehmen. Nach kurzer Zeit bin ich wieder in der Spitzengruppe, aber ich komme nicht mehr so weit nach vorn. Während der nächsten Kilometer sehe ich Ken stets etwa 15 m vor mir fahren. Möglichkeiten, dort wieder hinzufahren, gibt es eigentlich nicht, das Tempo ist hoch, die Strasse auf ganzer Breite blockiert.

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In Eppstein dann die erste Überraschung: von der breiten, asphaltierten Strasse führt die Strecke in eine 3 m breite Gasse mit Kopfsteinpflaster. Vor mir kracht es wieder, das Feld reißt auseinander, meine unmittelbaren Vorderleute fahren zu langsam, aber ich kann mich nicht vorbeischlängeln. Wieder auf der Strasse, die Spitzengruppe 100 m vor mir. Ich schaffe den Anschluss wieder. Wenig später der erste kleine Anstieg, und viele Fahrer bekommen schon Probleme. Nach der Steigung bin ich weiter vorn. Die immer noch ziemlich große Gruppe geht in eine steile Abfahrt hinein. Ziemlich gefährlich bei - 0 km/h. Blöder Computer. Nach der Abfahrt treffe ich Ken wieder, auch mit Tilo wechsle ich ein paar Worte, die anderen bekomme ich nicht zu Gesicht.

 

Ich weiß nicht genau, durch welche Ortschaft wir jetzt fahren (Idstein?), aber auf alle Fälle wartet am Ortsausgang die erste große Rampe. Und die Geschichte aus dem vorigen Jahr wiederholt sich: wieder fahren alle mit schätzungsweise 53:12 in die Steigung hinein, und wieder kommen sie 100 m später zurück. Wieder tut der Berg richtig weh, wieder ist die Spitzengruppe in Reichweite, wieder kann ich in der Abfahrt hinfahren. Deja-vu - aber Markus hat recht: an die Schmerzen kann man sich nicht erinnern.

 

Die Verschnaufpause ist kurz, hinter Heftrich wartet die nächste Steigung. Ich fahre am Ende der Gruppe, die etwa 25 Fahrer stark ist. Ich bin ordentlich am Leiden und muss so peu a peu abreißen lassen, auf der Suche nach meinem Rhythmus. Ende dieser Steigung, kurzes Flachstück. 20 m liegt die Spitzengruppe vor mir. Lächerliche 20 m, und doch ist sie für mich uneinholbar. Wenn ich jetzt mit einem Gewaltantritt aufschließe, explodiere ich am nächsten Berg. Wir passieren die Kreuzung Idstein-Glashütten-Schmitten, immer noch 20 m. Die nächste Steigung nach Glashütten steht an. Und aus den 20 m werden 30, 40, 50. 'Die siehst du nicht wieder', denke ich.

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In Glashütten warte ich kurz auf drei Mann, die von hinten kommen, wir fahren gemeinsam weiter. Der Rückstand auf die Spitzengruppe beträgt mittlerweile 150-200 m. Ich fühle mich jetzt besser, der Rhythmus ist gut. Zu viert stürzen wir uns in die Abfahrt nach Schlossborn. Ich fahre am Schluss. Hochschalten. 52:14. 52:13. 52:12. Höher geht's nicht. Blick nach vorn - die hängen mich ab! Und das in der Abfahrt, vom Vorderrad weg, bei - 0 km/h. Ich kurble wie wild, kann mich wieder rankämpfen. Nächste Rampe mit 11% Gefälle - und wieder verliere ich Meter. Ungefähr so muss sich Bahamontes immer gefühlt haben. Die scharfe Kurve in Schlossborn kannte ich schon, ganz im Gegensatz zu einem meiner Begleiter, der fast in die Zuschauer gefahren wäre. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, mir in der nächsten Abfahrt wieder davonzufahren.

 

Der Hauptgang wartet, der Ruppertshainer. Die Steigung beginnt moderat, aber die 14%-Rampe liegt in überschaubarer Entfernung vor einem. Am Ende der Gerade die Spitzengruppe. Es wird steil - und ich setze mich an die Spitze unserer Gruppe. Von vorn fährt es sich am Berg immer noch am leichtesten. Ich schalte zurück auf 39:25, gehe aus dem Sattel. Tacho - 0 km/h.

 

Jetzt hat er fast recht. Die Beine brennen, die Lungen zerplatzen fast, aber ich bleibe vorn. Leichte Rechtskurve, noch 500 m. Es wird flacher, ich setze mich wieder, schalte hoch - jetzt geht es deutlich leichter. Nochmal hochschalten. Jetzt genieße ich die Fahrt durch das Spalier der Zuschauer, die fair applaudieren. Noch 100 m bis zur Bergwertung, ich schaue mich um - die anderen hängen 30 m zurück. Entsprechend lasse ich die Abfahrt etwas ruhiger angehen, absetzen kann ich mich sowieso nicht, und nach vorn aufschließen schon gar nicht. Die drei kommen wieder zurück - und kurz danach gleich 20 Mann auf einmal. Wie sind die wohl so geschlossen über den Ruppertshainer gefahren, frage ich mich. Übrigens - in der Abfahrt werde ich schon wieder abgehängt - natürlich bei 0 km/h.

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Die nächsten Kilometer werden eine ziemliche Tempohatz auf flachen bzw. leicht abfallenden Strecken, unterbrochen durch die "Muur van Kelkheim", die aber keine Probleme bereitet. Anfangs führe ich noch kräftig mit, später ordne ich mich weiter hinten in der Gruppe ein. Wir passieren Höchst, Rödelheim und wie die Vororte alle heißen, winden uns durch verwinkelte Strassen und fahren auf breiten Strassen Richtung Osten - von wo der Wind kommt, mittlerweile.

 

Ich frage ein bisschen in der Gruppe rum, wie viele km wir schon haben, denn mein Computer präsentiert mir weiterhin eine fette "0" in allen Bereichen. Und schneller, als ich dachte, sind wir am Main, fahren über die Brücke, biegen links ab. Was jetzt kommt, weiß ich zum Glück: 400 m Paris-Roubaix-Feeling. Nochmal geschalten, 52:15, und drauftreten. Ich fühle mich, als würde ich auf einem Presslufthammer über die Strasse fegen. Wie halten das die Felgen aus, diese lächerlich schmalen Alu-Ringe? Egal, ehe ich mich versehe, ist auch diese Hürde geschafft. Ich konnte mich mit ein paar Mann etwas absetzen. Rechts, links, rechts geht es durch die Strassen, schon taucht das "500"-Schild auf (oder 400?), die Strasse steigt an, kleines Blatt ist sowieso schon gekettet, irgendwie fehlt der letzte Einsatz, ich rolle über die Ziellinie. Und fühle mich ein bisschen wie "War's das jetzt schon?" Die Erschöpfung hält sich eigentlich in Grenzen, aber vermutlich habe ich seit dem GPS auch eine andere Vorstellung von "Erschöpfung". Ein paar Minuten später ist auch Ken da, der sich trotz Knieproblemen stark präsentiert hat, Msteil, Tilo, Rino (der die Mannschaftstaktik nicht ganz umsetzen konnte) und Michelin stoßen dazu.

 

Wie nicht anders zu erwarten, scharen sich im Ziel die Fans um uns - die Cycling-4-Fans, als da wären Noch_ein_Gast (hatte ich eigentlich schon gesagt, wie toll deine neue Frisur ist?? ....;), Mawi, Kens privater Chauffeur Spanni, Tussi, und Kevin Kempf ohne Hollandrad, dafür mit prähistorischem TT-Trikot unter dem hochgeschlossenen Pullover. Letzterer gab mir noch einen Crash-Kurs in Sachen "Was muss ich tun, um wie ein Smilie auszusehen", was bei mir allerdings nur ein mitleidiges Lächeln hervorrief. Rino schmiss dann noch eine Runde - ich glaube, es war Saft (aus Gerste).



dafür!

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Mein Vater hat seine Tour übrigens auch erfolgreich beendet, so dass wir eigentlich einen rundum geglückten Tag erlebt haben. O.k., warum die "lockere Rückfahrt" zur Ballsporthalle zu einem Mannschaftszeitfahren erster Güte ausartete, weiß vermutlich niemand so genau, aber irgendwann werde ich auch auf diese Frage eine Antwort haben. Darüber hinaus habe ich gemerkt, dass ich ein 11er Ritzel brauche - 52:12 kam mir in den Abfahrten vor wie eine Bergübersetzung. Auf jeden Fall komme ich nächstes Jahr wieder - um die 20 Meter zu überbrücken. Kann doch nicht so schwer sein, sage ich jetzt. Tja, die Schmerzen löscht man wirklich schnell aus seinem Gedächtnis.

 

Beitrag von Checker 

15. 5. 2003


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