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Sven's erste Trainingsfahrt

 

<typohead type=2>Der Wiedereinstieg</typohead>

 

Der Himmel ist klar, keine Wolke zu sehen und Zeit ist vorhanden. Welches ist also die richtige Maßnahme? Richtig. Rein in den Kampfanzug, rauf auf's Rad und das Leben genießen. Wiedereinmal die alte Strecke über Ku'damm, Richtung Halensee und ab auf den Kronprinzessinnenweg. Die Stimmung ist gut.

 

Nach den ersten Kilometern erregt ein leichtes Stechen die Aufmerksamkeit. Der rechte Oberschenkel meldet sich und stöhnt aufgrund der ungewohnten Belastung. Ich rede ihm gut zu und ignoriere ansonsten das Problem.

 

Einige Meter die nächsten Fragen: Warum geht das hier immer bergauf?

 

Und: War das schon immer so?

 

Vor allen Dingen: Wo kommt der Gegenwind her, wir sind hier doch nicht an der Nordsee?

 

Und: Wer hat die ganze lange Zeit über auf meinem Sattel gesessen? Der war vorher nicht so weich!

 

Auf jeden Fall hörte ich Meldung von meinem Hintern: Fahr gefälligst im Stehen!, meinte er mir sagen zu müssen.

<typohead type=3> </typohead>

 

Nun ja. Wenigstens überholen mich nur wenige Fahrer, meinerseits lasse ich hingegen diverse Freizeitfahrer auf Citybikes und Tretrollern hinter mir. Stimmung noch immer gut. Stolz bemerke ich, daß meine Trittfrequenz ziemlich identisch mit der letztjährigen ist. Ein Blick auf das Ritzelpaket bringt jedoch eine gewisse Ernüchterung mit sich. Leider nur das Dritte, aber wenigstens noch das große Blatt. Also flugs die Glieniker Brücke ausgelassen und rechts Richtung Grunewaldturm. Auf der ersten leichten Abfahrt (die als Anstieg sich später noch sehr kritisch heraustellen sollte) kommt mir ein Rennradfahrer entgegen, der sich, einen Kinderwagen hinter sich herziehend, hinaufwuchtet. So ein Papa will ich auch mal werden.

 

Dann zum ersten mal wieder der Grunewaldturm. Eigentlich ist der nicht wirklich steil. Über die Kettenblattgröße brauchen wir trotzdem nicht zu reden, immerhin schaffe ich einen Durchschnitt von 20. Nur ein paar km/h langsamer als letztes Jahr. Änliches beim Postfenn, allerdings mit größerer Differenz zum letzten Jahr. Den Weg nach oben denke ich über den weiteren Ablauf der Fahrt nach, da kommt mir eine reizende Fahrerin entgegen - in gemächlichem Tempo. Also oben gedreht und zurück.

 

Stimmung ist gut, Oberschenkel vergessen. Dafür will der Rücken aussteigen. Ich soll ihn später einfach wieder aufsammeln, sagt er.

 

Nix da!

 

Die Rückfahrt verläuft überraschend problemlos, wenn man von der mangelnden Geschwindigkeit absieht. Kurz vor dem Grunewaldturm überhole ich die Dame. Sie macht keinen guten Eindruck. Helfen kann ich aber auch nicht, weil ich wegen fehlender Luft nicht mal einen Japser herausbringe.

 

Ganz nach Hause muß es ja noch nicht sein, ich fahre also Richtung Inselstraße, die mit den schönen Häusern am Straßenrand.

 

In der Zwischenzeit verliere ich meinen Schlüssel, als ich in den Taschen krame um meine Handschuhe zu wechseln. Das gibt der Lady Zeit wieder aufzuholen. Leider verliere ich sie auf dem Weg zur Insel schnell wieder.

<typohead type=3> </typohead>

 

Stimmung ist immer noch so gut, daß ich die Runde von vorhin wiederhole - mutig. Alles geht jetzt doch merklich noch langsamer. Das kleine Blatt findet immer öfter seine Existenzberechtigung und den Postfenn schleiche ich einem Tempo hinauf, das nicht viel schneller als die normale Geschwindigkeit beim Grunewaldturm ist. Wieder gedreht und das Drama beginnt. Auf planer Strecke geht es mir glänzend. Im Windschatten eines Helfers erreiche ich normale Geschwindigkeit, nichts tut weh.

 

Aber wehe, es geht auch nur ein bisschen bergauf.

 

Auf dem Weg zum Grunewaldturm denke ich an ein Taxi. Ich schaffe gerade so den Gipfel. Ein Entgegenkommender grinst mich blöde an, oder bilde ich mir das nur ein? Auf dem Weg hinunter begegne ich wieder meiner alten Bekannten. Sie hat es nicht geschafft, muss den Anstieg abbrechen und sieht nicht glücklich aus. Die Krönung kommt am schon beschriebenen Anstieg (der, den auch der Fahrrad-Papi gekommen ist).

 

Kleines Blatt vorne, drittes Ritzel hinten - da ist nicht mehr viel Platz. Geschwindikeit: zwischen 16 und 18 Km/h. Teufelsbergkategorie. Ich seh schon den Krankenwagen und überlege ernsthaft zu schieben. Ich schaffe den Anstieg so eben und eben. 20 Meter später kommt doch tatsächlich wieder Fahrrad-Papi vorbei, er ist immer noch unterwegs.

 

Jetzt aber schnell nach Hause. Wieder auf planer Strecke erhole ich mich gut und die Fahrt nimmt schnell ihr Ende. Schnell noch den Ku'damm (gefährlicher Ort - drei Beinaheunfälle, verdammt viel los und diese Fußgänger sind fast schlimmer als die Autos) und dann ist es geschafft. Vor der Tür treffe ich einen Nachbarn. Ein Bewundernder Blick für das Fahrrad - "gefällt mir gut" sagt er. Darf ich mal fahren? Natürlich darf er - als Nachbar, ich kann ja seine Wohnung leer räumen, wenn er Unsinn macht. Er war sehr angetan. Und ich auch.

 

Um vier Uhr nach 80 Kilometern zu Hause - total schlapp, aber glücklich und zufrieden. Die Stimmung ist gut.

 

 

Beitrag von Sven Iversen


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