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Frankreich Doping Geschichten(n)



2013 la Commission d'enquête sur la lutte contre le dopage - <br>Ermittlungskommission zum Doping im Sport





Dorian Martinez: Erfahrungen in und Erwartungen an die Doping-Prävention er

Dorian Martinez ist einer der führenden Doping-Präventionspraktiker in Frankreich. Der Psychologe mit philosphischen und juristischem Studium war wesentlich an der Einrichtung und dem Erfolg der Antidoping-Hotline numéro vert Écoute Dopage beteiligt. Heute arbeitet er in seinem von ihm gegründeten Projekt Sport Protect.

Am 3. April 2013 berichtete er unter Eid vor der Senatskommission über seine Erfahrungen.

 

Martinez Aussagen sind >>> hier zu finden.

Die Videoaufzeichnung seines Auftritts vor dem Senat ist >>> ist hier zu finden.

Eine Übersetzung der wesentlichen Textstellen:



Dorian Martinez:

Meine Berufslaufbahn begann 1998 im Rahmen des nationalen Projektes numéro vert Écoute Dopage [Antidoping Hotline], unter der Regie des Sportministeriums. Ich blieb bis 2011 dabei.

Ich kann mich daher bei meinen Ausführungen heute auf 7 000 Telefonanrufe aus dieser Zeit berufen. Alle Sportarten sind darunter, alle Leistungsklassen und quasi alle Altersstufen - auch wenn die jungen Erwachsenen die größte Gruppe sind.

1999 gründete ich die Internetseite Dopage.com, die über 3 Millionen Besucher verzeichnen konnte und 2005 Sport Protect, ein innovatives Unternehmen, das in Montpellier angesiedelt ist und ein Gütezeichen/Label-Programm für Nahrungsergänzungsmittel initiiert hat, mit dem der Konsum der Sportler, insbesondere der höheren Leistungsklassen, abgesicher werden soll.

 

Mein Handeln beruht auf mehreren Gründen:

Auf dem Unbehagen, das ich im Laufe meiner Karriere empfand und dem Wissen um die einfachen Möglichkeiten, die umgesetzt werden könnten, wenn es den Willen Doping zu reduzieren und Sportler zu schützen gäbe...

 

Dieses Unbehagen wuchs an, als die Fahrer mit 58 km/h loszogen, das ist so als würden die Betrüger mit 250 km/h im Auto, ohne dass es Radarkontrollen gibt, fahren können. Wir erhielten viele Anrufe oder Nachrichten von Sportlern, die nicht der Meinung waren, eine Regel verletzt zu haben, nachdem sie "positiv" auf Actifed oder einem verunreinigten Nahrungsergänzungsmittel getestet worden waren. Sie verstehen das nicht und sehen nur die anderen, die wie Lance Armstrong unbehelligt durchs Netz kommen.

 

Unbehagen besteht auch darüber, dass sich 74 % der Angehörigen des Gesundheitswesens, insbesondere Mediziner und Apotheker, in Sachen Doping für inkompetent bezeichnen oder dass 60 % derjenigen, die verbotene Substanzen erhalten haben, dies ihren Ärzten anlasten. Ich kann Ihnen Studien hierzu nennen. Sportler der obersten Leistungsklassen aus dem Rugby, dem Fußball oder dem Basketball, die positiv getestet wurden, behaupten vor der Presse der Clubarzt habe ihnen die Medikamente verschrieben!



Françoise Lasne, S. 326-338
Je me suis intéressée aux sports pour lesquels nous avons plus de 400 analyses, certains sportifs pouvant avoir été testés plusieurs fois.
Huit disciplines sportives correspondent à ce minimum de 400 échantillons analysés. Si l’on tient compte de toutes les substances qui figurent sur la liste des produits interdits par l’AMA, le sport qui donne le plus fort pourcentage positif est le rugby ; vient ensuite le football. En troisième position, on trouve l’athlétisme ; en quatrième, le triathlon ; en cinquième, le basketball ; en sixième, le cyclisme ; en septième, le handball et, en huitième, la natation.
Cependant, la substance dopante la plus rencontrée dans nos analyses est le cannabis.
...
Si l’on ne tient pas compte du cannabis, on trouve le rugby en tête de liste ; vient ensuite l’athlétisme et le triathlon, puis le cyclisme, les cyclistes n’utilisant pas de cannabis. Derrière le cyclisme, nous trouvons la natation, le football, le basketball et le handball.

Ein großes Unbehagen beschleicht mich auch, wenn in vielen Medien Doping mit einer positiven Probe gleichgesetzt wird. Diese Nuance ist wichtig. ... Françoise Lasne [Labor Paris/AFLD] spricht nicht von gedopten Sportlern sondern von positiven Proben. Dies sind zwei völlig verschiedene Dinge: man kann positiv kontrolliert sein ohne sich je dopen zu wollen und umgekehrt, man kann sich dopen ohne je positiv kontrolliert zu werden. Der zweite Fall kommt am häufigsten vor!

 

Diese in den Medien verbreitete Mehrdeutigkeit, die auch in anderen sozialen Netzen auftaucht, lässt in der öffentlichen Meinung den Verdacht aufkommen, dass Leistung immer mit Doping in Verbindung steht.

Unbehagen entsteht bei mir auch, wenn Präventionsaktivisten den kleinsten Griff zu Produkten als Doping-Verhalten (« conduite dopante ») einstufen, einen Begriff verwenden, den ich selbst schon benutzt habe... Das Fahren nur mit reinem Wasser (« Courir à l’eau claire »), ein häufig benutzter Ausdruck, ist ein unrealistischer Ausdruck. Ein Hochleistungssportler der nur mit Wasser seinen Sport ausübt, setzt je nach Sportart seine Gesundheit aufs Spiel. Das darf auch im Namen des Antidoping-Kampfes nicht sein. Ich spreche nicht für die Einnahme von Doping-Produkten, doch es gibt Nuancen. Die Ernährung und die Erholungsphasen müssen beachtet werden. ...

 

Die Erziehung bleibt dabei sehr wichtig. Man sollte im Falle von Kindern, die nicht-verbotene Produkte wie Proteine bekommen, die in diesem Alter aber nicht angebracht sind, nicht von Doping-Verhalten sondern von einem leistungsschädigendem Verhalten (« conduite nocive de performance ») sprechen. Das beschreibt das Verhalten wesentlich besser.

Mein Unbehagen rührt daher, dass die Grenze zwischen Doping und Nicht-Doping unscharf ist.



Martinez betont, dass seiner Meinung nach allein das Reglement gilt: Doping ist was auf der Liste steht, was gesetzlich verboten ist, ansonsten verwirrt man die Sportler. Z. B. ist Doping erst seit 1965 verboten, zuvor war die Einnahme der Substanzen kein Doping. Schwierigkeiten angesichts der Komplexität gibt es auch dadurch, dass die Liste jährlich verändert wird. Zudem scheint die Verbotsliste manchmal für die Kontrolleure gemacht zu sein und weniger für die Sportler. Z.B.:

Martinez: Verschiedene Sportler, insbesondere Rugbyspieler, wurden in letzter Zeit positiv getestet nachdem sie Codein eingenommen hatten. Das ist nicht verboten, doch einmal im Organismus, kann sich Codein in Morphin umwandeln und schon kann man positiv getestet werden. Die Verbotsliste ist daher keine Liste, die den Sportlern sagt, was sie nicht einnehmen dürfen, sondern eine Liste, die sagt, was im Organismus nicht gefunden werden darf. Das ist ein großer Unterschied. Aber natürlich müssen die Sportler, ebenso wie das medizinische Personal und die entsprechende Nahrungsergänzungsmittel-Industrie die Regeln kennen.

 

Wer mit Sportlern arbeitet, hat niemals mit Substanzen sondern immer mit Medikamenten zu tun. Davon gibt es ungefähr 25 000 in Frankreich, von denen 3 5000 Substanzen enthalten, die zu einem positiven Ergebnis führen können, insbesondere auch sehr gängige. ...

Das Gesetz ist komplex und Fallen sind zahlreich. Doch die Sportler haben legitime Bedürfnisse ihre Gesundheit zu erhalten und sich ohne Risiko zu ernähren. Das sind die großen Herausforderungen für den Schutz der Sportler. Das heißt aber auch, dass sich gegenwärtig die Sportler nicht geschützt fühlen und sie sind dies auch nicht.

...

Man trifft 5 Kategorien von Sportlern an. Einige wissen nicht, dass Cannabis als Dopingprodukt eingestuft ist und werden positiv getestet. Andere betreiben Selbstmedikation, beispw. bei Kopfschmerzen, mit manchmal dramatischen Konsequenzen. Verschreibungsfehler gibt es auch: heutzutage gibt es in Frankreich 12 verschiedene Actifed, 4 davon enthalten eine Substanz die zu einer positiven Kontrolle führt. ... Zudem konsumieren etliche Sportler Nahrungsergänzungsmittel. Und dann gibt es natürlich noch die Betrüger.

 

Nach inoffiziellen Schätzungen beruhen 80% der positiven Kontrollen auf Unkenntnis und Unachtsamkeit. Nimmt man die Zahlen von Françoise Lasne sind lediglich 2 von den 24 Fällen, die sie hier präsentierte, schwere Dopingfälle. Muss man nun das Gesetz ändern? Nein, man muss nur wie im Straßenverkehr Signalregelungen einführen. Aber welche? Zahlreiche Verbände und Clubs haben die Verbotsliste verbreitet, doch das ist nutzlos: man versteht nichts. ...

 

Die Botschaften der Prävention oder der Moralisten nutzen nichts - auch wenn ich selbst der Moral und Werten sehr zugetan bin. Kampagnen, in denen die Fernsehsender verpflichtet werden, Präventionsbotschaften zu senden, erhöhen nur den Missstand. Zudem verschlingen sie viele öffentliche Gelder. Wenn ein Produkt verboten ist, muss die Information darüber klar, einfach und präzise sein. Ohne dauerhafte Hinweise lässt sich das beste Gesetz der Welt nicht durchsetzen.



Noch einiges zu Sport Protect. Unser Unternehmen wurde bereits ausgezeichnet und ist nach ISO 9001 zertifiziert. Ziel ist die Kenzeichnung/Labelisierung unbedenklicher Nahrungsergänzungsmittel und die Schaffung eines neuen Informationssystems zum Schutze der Sportler. Wir haben mit Hilfe eines interdisziplinären Teams 470 000 Euros in Forschung und Entwicklung investiert. Das Team setzt sich aus einem Pharmazeuten, einem Chemieingenieur, einer Qualitätsingenieurin und mir selbst, einem Psychologen, zusammen. Wir arbeiten mit einem Universitätslabor, Informatikern und Designern zusammen. Die Botschaft ist wichtig, aber die Weise, wie diese übermittelt wird, ebenfalls.

Ziel ist, uns Möglichkeiten und Mittel an die Hand zu geben, die selbst schon Kinder mit 10 Jahren begreifen und nutzen können. Heute weiß ein zehnjähriges Kind, das sich bei uns kundig macht, besser darüber Bescheid ob ein Medikament unbedenklich ist als ein Mediziner der ersten Liga oder ein Sportler.

Informiert wird auch über Normeinhaltungen bei Ernährungsprodukten wie über die wichtigsten Regeln in Bezug auf den plötzlichen Herztod, der jährlich 600 Tode fordert. Auch wenn dieser nicht zwingend mit Doping in Beziehung steht, ist dies ein wichtiges Thema. Es werden einfache ethische Wettkampfregeln weiter gegeben und es besteht die Möglichkeit einem Experten Fragen zu stellen. Dieses Gesamt-Paket ist im Internet abrufbar und liegt als App für Smartphones vor.

 

Mittlerweile benutzen sowohl Hochleistungssportler, als auch Mediziner und Funktionäre dieses Angebot. Ein weiteres Angebot betrifft Veranstalter von Amateurwettkämpfen, die hier ihre Informationen und Vorgaben veröffentlichen können. Alle Teilnehmer erhalten ein Passwort womit der Organisator beweisen kann, seiner Informationspflicht nachgekommen zu sein. Kommt es dann zu positiven Fällen, ist der Sportler vollständig allein verantwortlich. Es werden auch aktuelle Nachrichten mit Warnhinweisen an Topsportler, Experten, Sportclubs, Ligen und Verbände versendet. Es gibt auch interaktive Installationen, mit denen die Informationen und Argumentationshilfen vor Ort angebracht und abgerufen werden können.



...

Frage: Gibt es ein Profil der Personen die die numéro vert anrufen? Wie hoch ist der Anteil der Amateure und der Profis und aus dem Hochleistungssport? ...

Martinez: Es gibt mehrere Profile. Besucher von Bodybuilding-Studios rufen am ehesten an. Diese Personen haben ein Problem mit ihrem Körperbild: sie finden sich zu dünn und nehmen Produkte zu sich, um damit ihr Leiden, das ihnen ihr fehlerbehafteter Köper verursacht, zu verringern. Das ist kein Problem des Sports, aber vielleicht ein Problem der öffentlichen Gesundheit sowie ein Problem für die Sportler selbst, die diese Studios aufsuchen, die hier ziemlich leicht entsprechende Produkte oder verunreinigte Ergänzungsmittel finden.

 

Die zweite Kategorie ist die der Amateursportler, die sich Hochleistungssportler als Vorbild nehmen und Zugang zum Internet haben oder Mund-zu-Mund Informationen erhalten. Deren Sorge ist nicht so sehr der positive Test sondern die Gesundheit. ...

 

Fragen: Was verstehen Sie unter einem Amateur? ... Warum dopen sich Sportler?

 

Martinez: Das ist ein Sportler, der unregelmäßig an Wettkämpfen teilnimmt. Er kann sich dabei durchaus für den Paris-Marathon einschreiben und ein beachtliches Niveau erreichen, ist aber noch weit von dem eines Hochleistungssportlers entfernt. ...

 

Was die Hochleistungssportler anbelangt, ist deren Sorge einfach: Sie möchten nicht positiv kontrolliert werden aber ihre Ernährung absichern und ihre Gesundheit erhalten indem sie Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen. Ich befürworte nicht unbedingt die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, aber es steht fest, dass 90% der Hochleistungssportler diese einnehmen. Daher muss man diesen Konsum absichern.

 

Warum dopen sich Sportler? Wie ich schon sagte, die Mehrzahl möchte die Regeln ihres Sports einhalten und dabei gesund bleiben. Zudem sind sie im Allgemeinen labiler als andere. ...

 

Es kann am Geld liegen, aber generell steht die Erholung/Regeneration an erster Stelle. Die Sportler möchten nicht unbedingt besser sein als andere, sondern sich gut erholen, wenn der Wettkampfkalender zu dicht gedrängt ist. D. h. Sportlergewerkschaften sind schon aus einem einfachen Grund wichtig: der Sportler, der nicht im kommenden Spiel spielen möchte, kann sich nicht weigern. Hier könnte eine Gewerkschaft helfen...

 

Es gibt auch den geborenen Betrüger. Das ist vor allem ein Ego-Problem, gebunden an den Wettkampf und in Verbindung mit der Suche nach Grenzen, die diese Sportler weder in ihrem Umfeld noch über ihre Ausbildung finden können. ... Der sich dopende Sportler sucht keine Gemeinschaft im Sport, kümmert sich nicht um den anderen. Er will die Medaille, den Ruhm, das Geld. Dies ist ein sehr wichtiger Aspekt. Man verlangt sehr häufig von den Sportlern, dass sie ihre Grenzen überschreiten. Daher ist es notwendig, dass man ihnen deutlich die Grenzen aufzeigt.



Frage: Sind die Sanktionen des Sports ausreichend? Muss man nicht zusätzlich staatliche Strafen einführen? ...

 

Martinez: Erst sollte man sich über die Dauer der Sanktion unterhalten. Wir haben Sportler gesehen, die schnell in dieselben Bedingungen wie zuvor zurück kamen und damit den anderen, die weiter aktiv waren, Unrecht zu fügten....

Was die psychologische Komponente des Sportlers betrifft, diejenigen die geständig waren, wurden häufig durch äußere Umstände dazu veranlasst - die Geburt eines Kindes, Infragestellung der Leistung...

Zudem gibt es eine indirekte Wirkung. Ein Rad-Champion erklärte, er habe EPO auf Anraten eines ehemaligen Fahrers genommen. Als er merkte, dass er unter den drei ersten das Rennen beenden würde, ließ er sich zurück fallen, da normalerweise die drei ersten zur Kontrolle mussten. Er konnte also durch den Konsum von EPO weniger Leistung erbringen, der psychische Druck durch die Sanktionen und die Kontrollen wirkte. Die Sanktionen sind wichtig aber sie müssen gerecht sein. Man muss dafür sorgen, dass die Betrüger gefasst werden und nicht die Sportler, die aus Versehen gedopt haben.

 

Frage: ... Seit einiger Zeit sind die Regale voll mit Nahrungsergänzungsmitteln, Produkten, die blitzartige Wirkungen versprechen, wie die Bauchmuskeln, den Tonus besser hervorzuheben. Werden die jungen Leute damit nicht an die Vorstellung gewöhnt, dass diese Produkte immer wirkungsvoller werden? Wird hierüber ausreichend aufgeklärt?

 

Martinez: ... Das Marketing übt zur Zeit einen großen Einfluss auf die jugendlichen Sportler aus. ... Z. B. findet man bei gewissen Tennistournieren kleine Produktproben zwischen den Bällen...

Im Internet gibt es Produkte, die nach nichts aussehen, die aber Dopingsubstanzen enthalten. Es sind kleine Papierstückchen, die man unter die Zunge legt. Eine EPO-Injektion ist ein invasiver Akt, den manche ablehnen. Etwas zu nehmen, das man unter die Zunge legt, damit sich Hormone leicht lösen, ist einfach. Vom Zoll werden diese Produkte, die leicht per Post versandt werden können, kaum entdeckt.

Dopingprodukte werden über das Internet heute als Parfum oder Videospiele vermarktet. Zwei Tage nach der Bestellung sind sie da. Hier muss früh Aufklärung stattfinden, denn dieser Schritt ins Internet geht schnell.

Die Rolle der Mediziner und des Umfeldes wird hier besonders wichtig.

...

Man muss begleiten, regeln, untersagen sofern man erzieherische Autorität besitzt. Eines Tages intervenierte ich in einem regionalen Rugby-Club als einige 13jährige Jungs Kreatin nehmen wollten um Jonah Lomu zu ähneln. Kreatin war zwar niemals als Dopingmittel eingestuft, durfte in Frankreich aber nicht verkauft werden, zudem waren einige Chargen stark verunreinigt. Im Club hatte man versäumt Regeln aufzustellen, insbesondere in Bezug auf die Ernährung. So machten sich die Jungs ihre eigenen Vorstellungen und dachten, man erwarte von ihnen wie Jonah Lomu zu sein.

D. h. das Umfeld der Sportler muss den Sportlern dabei helfen ... den Konsum und dessen Auswirkungen auf die Leistung und den Wettkampf mit Abstand zu betrachten und neu zu bewerten.

...

Alle Sportarten sind betroffen, insbesondere auch die Mannschaftssportarten wie der Fußball. ... Écoute Dopage hat Anrufe erhalten von Kajak-Polo- und Pétanque-Sportlern, aus dem Bogenschießen und dem Billard. Vor einigen Jahren noch versicherten die Verbandsfunktionäre, es gäbe in ihrem Sport kein Doping. Heute sprechen sie davon, es gäbe kein organisiertes Doping. Das ist ein Fortschritt... .

Ich möchte vor allem, dass die Prävention und der Schutz der Sportler nicht desorganisiert stattfinden. Aber heute ist das der Fall und das ist gefährlich. Es wird immer Betrüger geben. Ich selbst glaube nicht, dass alle von Natur aus Betrüger sind. Es gibt solche, aber es gibt auch respektable und mutige Menschen unter den Sportlern. Man muss ihnen nur Konkretes und Klares anbieten wenn man sie beschützen will.

...



Frage: Welche Reformen im Antidopingkampf würden Sie begrüßen?

 

Martinez: Die mediale Hype und der Anspruch den anderen ständig übertreffen zu wollen lässt manche Eltern von ihren Kindern sportliche oder soziale Erfolge erwarten, die sie selbst nicht erreichen konnten.

 

Manchmal wird auf Kinder und Jugendliche psychische Gewalt ausgeübt. Bei Écoute dopage rief ein 18jähriger an, dessen Vater, Clubpräsident und Arzt, ihn zwang, Dopingmittel zu nehmen, seine Mutter war zudem noch Apothekerin. Ihm war sehr wohl bewusst, dass sein eigener Wille vom Anspruch seiner Eltern unterdrückt wurde.

Es müssen einige Maßnahmen ergriffen werden. Die Aufklärung des Umfeldes muss auch beinhalten, wer und wie die Kontrolle behalten werden kann. Wenn ein Kind Sport treibt, dürfen sich die Eltern lediglich in einem vernünftigen Maß einmischen. Man verstehe mich richtig, Eltern müssen ein Auge darauf haben, was ihre Kinder tun, aber nicht mehr. Man trifft solche Negativbeispiele häufig im Tennis und Fußball. ...

Die Einnahme von Mitteln und die Erwartungen der Eltern können sich nachhaltig auf die Physis und Psyche des Kindes auswirken. Man trifft immer häufiger Psychologen in den nationalen Trainings- und Leistungssportzentren (CREPS centres de ressources, d'expertise et de performance sportives). Vielleicht sollte man sie häufiger einbinden in den Ausbildungszentren, in Fußball-, Basketballclubs usw. . Vielleicht sollte man sie sogar zwingend vorsehen. Ich erinnere daran, dass der Hochleistungssport unglücklicherweise nicht mit guter Gesundheit gleich zu setzen ist. Man trifft auf relativ junge Ex-Sportler, die manchmal, je nachdem welche Sportart sie ausgeübt hatten, unterschiedlich große Schwierigkeiten beim Gehen haben. Zudem fände ich es interessant und pädagogisch sinnvoll, wenn die Dopingfrage in das Reglement jeder Sportart in der Art einer Spielregel eingebaut würde.



 

Maki, November 2013


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