Das Original: hier
Die deutsche Übersetzung, von badorties:
03.07.2006
Offener Brief an die Herren Jean-François Lamour und Richard Pound
Die UCI hat die Kommentare der Herren Jean-François Lamour, französischer Sportminister, und Dick Pound, Präsident der WADA, am Wochenende zur Kenntnis genommen. Zu diesen möchte ich gerne Stellung nehmen, da ich in beiden Fällen deutlich der Meinung bin, daß sie ungerechtfertigt waren.
Es soll kein Zweifel darüber entstehen, daß die UCI als Erste die sogenannte „spanische Affäre“ als Skandal und Fiasko für den Radsport ansieht. Die UCI wird sich damit beschäftigen.
Dennoch frage ich mich, ob das Zerschmettern der UCI in alle Einzelteile der effektivste Weg sei, um den Kampf gegen das Doping unter diesen dramatischen Umständen voranzubringen
Ich möchte den Minister daran erinnern, daß er, anstatt Bemerkungen zu machen über nicht im Wettkampf vorgenommene Kontrollen, lieber konkretisieren sollte, wie er die Testmethoden verbessern will, so daß diese spezielle Art der Bluttransfusion aufgedeckt werden kann. Tatsächlich sind die Fahrer, die in die Operation Puerto verstrickt sind, mehrere Male getestet worden, auch im französischen Labor in Châtenay-Malabry, sowohl während, als auch außerhalb von Wettkämpfen und immer mit negativem Ergebnis.
Einige der prominentesten Fahrer, die in der Affäre genannt wurden, sind von der UCI, der WADA und den nationalen Anti-Doping Organisationen mehrmals im Mai und Juni 2006 getestet worden. Die WADA hat im Jahr 2005 189 Kontrollen außerhalb von Wettkämpfen durchgeführt. Ein Ergebnis war positiv (auf EPO, nicht auf Bluttransfusionen). Alle bekannten Ergebnisse von 2006 waren negativ. Und was war noch gleich mit den Kontrollen, die außerhalb von Wettkämpfen in Frankreich durchgeführt wurden? Offensichtlich hat der Herr Minister seine Antwort schon vergessen, die er, unter anderen politischen Umständen, Mr Le Fur im französischen Parlament am 21.März 2006 gegeben hat:
„Der Radsport ist immer noch der meistkontrollierte Sport, wegen der hohen Anzahl an Wettkämpfen in Frankreich und auch wegen der wohlwollenden Anti-Doping Politik der UCI.“
Demzufolge kann keine Anzahl der außerhalb von Wettkämpfen durchgeführten Kontrollen dazu beitragen, die Praktiken zu identifizieren, die in Spanien benutzt wurden: Diese sind durch Doping-Kontrollen einfach nicht feststellbar.
Es war die UCI, mit Hilfe der Informationen, die durch ihr einmaliges Blutkontrollprogramm zusammengetragen wurden, die dem spanischen Sportminister Jaime Lissavetsky 2004 und noch einmal am 23. März dieses Jahres schrieb, ihre Sorge zum Ausdruck bringend, daß Blutdopingpraktiken weitflächig in Spanien angewendet würden und seine Unterstützung anforderte, um an die Wurzel des Problems zu gelangen. Es ist eben jene pro-aktive Politik der UCI, welche die Aktionen vom 23. Mai ermöglichte und nicht irgendwelches Drängen des Ministers.
Und ich möchte den Minister ebenso daran erinnern, daß es der Ethik-Code der UCI Pro-Tour Teams war, die den Teams Entscheidungen wie am letzten Freitag ermöglicht, daß Fahrer, die in der Affäre genannt wurden, zurückgezogen werden können.
Als die Fahrer schließlich den Minister fragten, warum er zusammen mit seinem spanischen Kollegen darauf bestand, daß nur die Namen der Radfahrer veröffentlicht würden und nicht die der anderen involvierten Athleten, warum gab der Minister darauf keine Antwort? Wenn, wie einige Pressemeldungen vermuten lassen, 200 Namen involviert sind, warum gibt es kein adäquates Interesse an den anderen 140 Namen und jenem Dopingproblem, das möglicherweise mit ihnen verbunden ist?