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Dr. Jean-Pierre de Mondenard: <br>Amarican Football - verringerte Lebenserwartung

Text von Dr. Jean-Pierre de Mondenard, November 2009

FOOBTBALL AMÉRICAIN : de bien tristes gladiateurs

 

die Übersetzung:



Amarican Football: Trauriges Gladiatorentum

„'Übel zugerichtete’ Gangster, mit deutlich verminderter Lebenserwartung, wie sie systembedingt im Umfeld des amerikanischen Fußball vorkommen, begeistern die Massen auf der anderen Seite des Atlantiks.“



Am Sonntag, dem 3. Februar 2008, traten in Glendale, Arizona, zum 43. Super Bowl 9 Spieler an, die bereits von der Justiz belangt wurden. 4 dieser Spieler bei den New York Giants trafen auf 5 der New England Patriots, die gegen alle Erwartung mit 17-14 geschlagen wurden. Dieser Sport mit dem Wettkampfhöhepunkt des Touch-down der Supermänner ist geprägt durch eine Mischung fehlgeleiteter Entwicklungen: Gewalt, schwere Verletzungen, früher Tod, Doping, Drogenabhängigkeit…

 

Seit vielen Jahren gehören Gewalt innerhalb (Tod) und außerhalb der Stadien (Verbrechen, Raub), Doping und Drogen (Dealen) zum amerikanischen Football. Mordaffairen, in die Stars in und außerhalb des Sports verwickelt sind, erinnern regelmäßig daran, dass diese Sportart die tödlichste auf unserem Planeten ist. Im Jahr 2000 z. B. erfuhr man wenige Stunden nach dem 34. Super Bowl-Finale in Atlanta, das 130 Millionen Amerikaner und eine Milliarde Fernsehzuschauer weltweit gesehen hatten, von der Verhaftung und Inhaftierung Ray Lewis wegen eines zweifachen Mords. Lewis war der Anführer der Verteidigung der Ravens aus Baltimore und seine Verhaftung erfolgte nur einen Monat nachdem Rae Carruth, einer der Angreifer der Carolina Panthers eines Verbrechens gegen seine Freundin angeklagt worden war. Zur selben Zeit schrieb Le Parisien am 4. Februar 2000 über das Super Bowel-Finale: „Zwei Spieler der Mannschaft aus Tennessee waren auf Bewährung frei. Der erste war durch Gewalt gegenüber seiner Freundin aufgefallen, der zweite hatte unter Alkohol einen Autounfall verursacht, bei dem eine Frau ums Leben kam. Dazu sei angemerkt, dass in einer Veröffentlichung aus dem Jahr 1999 ’Die Kriminellen der NFL', (so der vielsagende Titel zu den Entgleisungen dieser Sportart - aber ist dies wirklich noch eine Sportart?) berichtet wird, dass 21% der Spieler in ernsthafte Verbrechen verwickelt seien.“

 

Eine weitere Untersuchung desselben Jahres hält fest, dass 509 von 1 590 Spielern, d.h. 32%, polizeilich erfasst sind.

 

Diese ewige Litanei der „coups tordus“, die dieses typisch amerikanische Spektakel nähren, ist unerschöpflich und nicht tot zu kriegen. So wurde am 10. Dezember 2007 der US-Footballstar Michael Vick, Quaterback der Atlanta Falcons, zu 22 Monaten Gefängnis verurteilt, da er während 6 Jahren (von 2001 bis 2007) Hundekämpfe bei sich zuhause organisiert hatte; eine sehr lukrative Angelegenheit aber in allen US-amerikanischen Staaten streng verboten. Die Ermittler hatten herausgefunden, dass Vick dutzende Hunde ersäuft oder erhängt hatte. Und obwohl er dem Richter versprochen hatte, von Marihuana zu lassen, wies ihm am 13. September ein Test noch während seines Verfahrens erneuten Konsum nach. Vick hatte kontrollierten Freigang. Angesichts dieser Fakten wurde die NFL aktiv und sperrte Vick lebenslang. Seitdem kann er in einem Gefängnis in Kansas über seine Zukunft ohne Football nachdenken. (Anmerkung: diese Sperre wurde aufgehoben, er kann ab 3. Spiel 2009 wieder spielen, siehe Link)



Ein weiteres Beispiel: Im November 2007 wurde der Verteidiger der Washington Redkins Sean Taylor vor seiner Wohnung zusammengeschlagen, da er die Gang, der er angehörte, verlassen wollte. Unter den ‚bad boys', die am 42. Super Bowl teilnahmen, befand sich auch Randy Moss, Wide Receiver der Patriots, der neben dem Marihuana-Konsum, den er zugegeben hatte, von der Anklagebehörde der Gewalt gegen ein Frau beschuldigt wurde.

 

Diese Form abweichenden Verhaltens ist nicht selten und nicht auf die Vergangenheit beschränkt, wie manche Medien glauben machen wollen. Im Sport vom 1.2.2008 ist zu Michael Vick zu lesen : „Sein Fall ist kein Einzelfall, leider ist er symptomatisch und repräsentiert die Kriminalität, die seit einigen Jahren innerhalb der NFL grassiert. Vor zwei Jahrzehnten war der amerikanische Football die Spielwiese der reichen Kinder, die sich mit den unteren gesellschaftlich Schichten gemein machen wollten und andauernd an den Wochenenden innerhalb der Universitäten spielten. Wie in vielen anderen Sportarten veränderte die Professionalisierung die Voraussetzungen völlig.“

 

Erinnern wir uns an 1977, als der Kanadier Paul Ohl (französischer Herkunft), der einen Großteil seiner sportlichen Laufbahn in staatlichen Sporteinrichtungen von Quebec verbracht hatte, ein Buch veröffentlichte mit dem provokanten Titel „Die amerikanischen Gladiatoren“ (1). Darin findet sich schon alles: die Gewalt in und außerhalb der Stadien, früher Tod, die Häufung schwerer Verletzungen, Doping und Drogen.

 

Der Football steht aber nicht allein. Entsprechendes findet man auch im Boxen und im Eishockey. Jeder kann nachvollziehen, dass ich mich mit dieser Behauptung auf dokumentierte und nachprüfbare Fakten stütze. Um diesem spannenden soziologischen Gegenstand Nachdruck zu verleihen, erinnere ich an den amerikanischen Regisseur Oliver Stone, der im Jahr 2000 viel stärker als ich es tue, den Blick auf den amerikanischen Football gelenkt hat. Über seinen Film „Die Hölle des Sonntags“, der am 12. April in Frankreich anlief, schrieb das Journal du Dimanche: „Doping, Polizei und Super Bowl“, Oliver Stone taucht in das Universum des American Football ein, das durch das Geld und die Medien pervertiert ist. Eine Welt, in der die Spieler für den Erhalt von Prämien zu sterben bereit sind, wo die Fernsehanstalten über Sportler-Karrieren entscheiden, wo die Mediziner anabole Steroide in hohen Dosen spritzen. Die National Football League protestierte gegen diesen Film. Die gezeigte Realität ist zweifellos zu heftig für sie.“ (2)

 

Am frühen Sonntagabend des 3. Februar (Montag um 0Uhr25 im französischen Fernsehen) beglückten im Phoenix-Stadion von Glendale, dem Stadion der Cardinals von Arizona, neun ‚bad boys' dank des Wohlwollens der Justiz - beständige Unterstützerin dieses amerikanischen Sports - Hunderte Millionen Zuschauer und Fernsehzuschauer (97 Millionen Amerikaner).

Außerhalb der Stadien spielen die amerikanischen Football-Spieler mit den Leben der anderen und wenn sie in die Stadien eintreten auch mit ihrem eigenen, setzten dabei ihre Lebenserwartung aufs Spiel.

 

Regelmäßig veröffentlichen amerikanische Sportzeitungen Statistiken über die Gesundheit der neuen Gladiatoren. So verringerte sich z. B. die durchschnittliche Karrieredauer eines Profispielers von 7 Jahren im Jahr 1973 auf 4,7 Jahre 1983 und auf 3,2 Jahre 1993. 1983 betrug die durchschnittliche Lebenserwartung eines Football-Spielers 57 Jahre im Vergleich zu 71 Jahren eines Durchschnitts-Nordamerikaners. USA Today veröffentlichte 1993 noch weitere Zahlen: „Die Lebenserwartung eines ehemaligen Spielers beträgt kaum 54 Jahre. Damit ist sie geringste aller Berufe in den USA. Die Hälfte von ihnen verstarb mit 46 Jahren, zwei Drittel hatten folgenschwere Verletzungen erlitten.“

 

Diese Zahlen erscheinen unwahrscheinlich, sind aber nicht neu. Schon 1905 forderte die Saison unter den Profis 18 Tode und 159 Schwerverletzte. Der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, Theodor Roosevelt, meinte dazu:„Der Football muss reformiert oder verhindert werden.“ Die Football-Verbände führten daraufhin Lederhelme und gepolsterte Schulterstücke ein.

 

Heute macht man im Rugby denselben Fehler und verwechselt Ursache und Wirkung. Alles steht zur Verfügung: Elektrostimulation, Regenerationsmanagement, wissenschaftliches Training zur Verbesserung von Kraft und Schnelligkeit der modernen Gladiatoren, Ausrüstung mit mehr oder weniger gepolsterten Schutzanzügen, der Kopf verhüllt als müssten sie Verwundungen aus Schwertkämpfen verkraften. Ein normaler sensibler Mensch würde lieber die Hände aus dem Feuer nehmen, als das Rot der Wunde mit Farbe übertünchen. Vor 20 Jahren erzählte der ehemalige 110m Hürden-Weltrekordinhaber Renaldo Nehemiah, der zum American Football übergewechselt war, warum er diesem ‚Sport' wieder den Rücken kehrte. „Football kann den Körper zerstören. Im ersten Jahr verletzte ich mich am Knie, im zweiten litt ich an einer Gehirnerschütterung, im dritten hatte ich mir das Schlüsselbein gebrochen. Und in der letzten Saison, konnte ich aufgrund von Traumata nicht mehr spielen. Mir gefiel die Idee nicht, meine Karriere in einem gesundheitlichen Zustand zu beenden wie jener der Spieler um mich herum.“

 

Diese alltägliche Gewalt in und außerhalb der Stadien hat ihren Ursprung zum großen Teil im Konsum künstlicher Cocktails. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich die amerikanischen Football-Spieler ‚aufladen' wie Maulesel. Neben Kokain, das 40% der Spieler einnehmen, sind noch Amphetamine und Schmerzmittel zur Senkung der Schmerzempfindlichkeit zu nennen, ebenso anabole Steroide zum Muskelaufbau.

Durch die Dopingmittel werden die Spieler immer stärker, schneller und aggressiver. Die Zusammenstöße verdoppeln die Gewalt, schwere Unfälle häufen sich und die Lebenserwartung sinkt. Lyle Alzado, einer der leistungsstärksten und gewalttätigsten amerikanischen Footballer, starb mit 43 Jahren, im Mai 1992 an einem Gehirntumor, nachdem er gestanden hatte, häufig Steroide und Wachstumshormone konsumiert zu haben und meinte, dass über 90% der Spieler danach greifen würden.

 

Auch für George Eddy, Kommentator des Sportkanals Canal+, der zahlreiche Super Bowls für den Kabelkanal übertragen hatte, ist klar: „Es gibt ein massives Dopingproblem im Football. Mit natürlichen Mitteln wird man nicht zu solchen, physisch gesehen, Tieren.“ Er fügt an, „aber wenigstens verstecken sie es nicht. Viele europäische Sportler sind schlimmere Heuchler.“



Bis Mitte der 80er Jahre leugnete die Welt der Wissenschaft, dass ein perverser Haupteffekt der anabolen Steroide in der Veränderung der Psyche liegt. Seit dieser Zeit, veröffentlichen die Psychiatrie-Magazine Studien über durch Steroide verursachte Wutanfälle, begleitet von Phasen der Lethargie und Phasen unkontrollierter physischer Verwirrung, von extremer Gewalt bis hin zu Mord. Doch indem man so tat, als wäre man um die Gesundheit der Sportler besorgt, verordnete man ihnen Schutz-Kleidung gegen Zusammenstöße, wodurch sie in Verbindung mit Gewalt fördernden Dopingsubstanzen noch leistungsfähiger wurden.

 

Heutzutage protestiert niemand gegen diesen Missbrauch, dem so viele Menschen zum Opfer fallen, weder die Spieler, weder die sportlich noch politisch Verantwortlichen, noch … die Zuschauer.

 

Im Übrigen kann man sich Fragen stellen zu der erstaunlichen posthumen Nominierung von Sean Taylor, dem im November 2007 ermordeten Spieler für den Pro Bowl am 10. Februar in Hawaï, zum Spiel der besten Spieler der Meisterschaft, mit dem die Saison National Football League (NFL) offiziell beendet wird. Es war nicht der erste, der posthum nominiert wurde. Bereits 1985 wurde einem Spieler, der bei einem Autounfall ums Leben kam, diese Ehre zuteil.

 

In den Vereinigten Staaten wird alles dafür getan, dass diese Zirkusspiele ohne Rücksicht auf die Gesundheit stattfinden und das Geld die Taschen der Veranstalter der Spektakel füllt. Auch wenn diese abartige Entwicklung kein wesentlicher Teil Amerikas ist, so wurde sie doch im US-Football auf die Spitze getrieben.



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(1) Paul E. Ohl. – Les gladiateurs de l’Amérique. – Montréal, éd. Stanké, 1977. – 254 p

(2) Journal du Dimanche, 02.04.2000

 


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