Okay, fangen wir mit dem Fiesen an: Yuck. Krampfadern. Nicht. Schön. Klar, ein Schicksal, das jeden ereilen kann, und wenn es schon sein muss, hat man sie lieber an den Beinen als dort, wo Charlotte Roche sie beschreibt, aber trotzdem – ein wenig mutig ist die Marketingstrategie des Covadonga Verlags schon, die ihn auf dem Cover von Peter Winnens neuestem Buch die Großaufnahme eines rasierten Radlerknies abbilden lässt, an dem sich eine ausgewachsene Krampfader entlangschlängelt.
Das Konzept ist durchaus klar erkennbar und stimmig, heißt doch diese deutsche Ausgabe, die die schönsten Kurzstücke des Ex-Profis aus drei niederländischen Bänden versammelt Gute Beine, schlechte Beine. Dementsprechend befindet sich auf der Rückseite des Buches eine weitere Detailaufnahme, in der das Hauptarbeitsgerät des Radfahrers eine zentrale Rolle spielt, diesmal voll in Fahrt und mit Blutspritzern dekoriert. Der Fahrtwind verteilt das frische, hellrote Blut wie Regen auf einer Windschutzscheibe auf dem profimäßig fettfrei-sehnigen Bein. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass nicht nur der Schriftzug auf dem Zeitfahrrad und die Trinkflasche farblich passende Tupfer bilden, sondern sich das Blut auch auf dem Rad verteilt hat.
Eine Frage bleibt: was ist hier gutes, was schlechtes Bein?
Ab hier habe ich nur noch Positives über dieses Buch zu sagen:
Anders als beim „Briefroman“ Post aus Alpe d’Huez, bei dem es sich empfiehlt, ihn in der vorliegenden Reihenfolge zu lesen, eignet sich Gute Beine hervorragend als Klolektüre. Oder wem das zu despektierlich scheint: Man kann hervorragend darin stöbern, hin- und herblättern und hier und dort reinlesen. Meistens bleibt man ohnehin hängen und liest mehrere Kolumnen hintereinander. Mitunter nimmt ein Text Bezug auf den vorhergegangenen, und plötzlich beginnt man, das Buch rückwärts zu lesen. Und selbst Ordnungsfanatiker haben kein geschmälertes Vergnügen, wenn sie das Buch von vorne bis hinten durch lesen. Ein äußerst leserfreundliches Buch also, perfekt geeignet für den berufstätigen Radsportfan, der sich schnell mal eine Kolumne genehmigt, wenn andere eine Zigarettenpause machen.